Registerkarten

SimtippViewerServerKunstLL-BlogVideosVehikelAnleitungARC

Donnerstag, 19. März 2015

VWBPE 2015 - Der Eröffnungsvortrag von Ebbe Linden

Quelle: vwbpe.org
Ich habe mir gestern, am 18. März 2015, die Eröffnungsrede von Ebbe Linden (RL: Ebbe Altberg, CEO von Linden Lab) angehört. Allerdings hatte ich seit langer Zeit mal wieder richtig Probleme mit Crashs. Der Black Dragon Viewer ist zweimal direkt bei der Ankunft am vollbesetzten Auditorium gecrasht. Danach habe ich den offiziellen SL Viewer genommen, mit dem ich etwa 15 Minuten durchgehalten habe. Aber auch dann folgten weitere Crashs im viertelstündigen Rhythmus, was bei mir zu vier weiteren Unterbrechungen führte.

Das Auditorium war mit etwa 180 Avataren gut gefüllt. Darunter einige Lindens und viele Promis aus dem Blogger- und Social Media-Bereich. Dass es mit den Crash-Problemen nicht nur mir so erging, habe ich an Draxtor Despres gesehen, der etwa alle zehn Minuten abschmierte. Fotos habe ich dann nach den ersten drei Crashes nicht mehr gemacht und auf denen, die ich geschossen habe, waren die Avatare alles andere als vollständig gerezzt. Deshalb sorry für die schleche Qualität der Fotos.

Nun zum Thema: Ebbe Linden erschien gestern nicht mit seinem gewohnten Avatar aus der aktuellen SL-Startauswahl, sondern er hatte einen neuen Mesh-Ava und trug einen schwarzen Anzug mit Krawatte. Ich weiß nicht, ob es mein Windlight war, aber ich fand den Avatar etwas creepy. Die eigentliche Ansprache dauerte etwa 60 Minuten, gefolgt von einer genauso langen Chatrunde, in der Ebbe Fragen der Besucher in Voice beantwortete. Diesen Teil habe ich nicht bis zum Ende mit angesehen und die Infos dazu (wie auch meine Lücken während der Crashs) habe ich mit Hilfe des sehr guten Blogpost von Daniel Voyager aufgefüllt.

Der Vortrag von Ebbe war insgesamt sehr gut und teilte sich in drei Hauptthemen auf, zwischen denen er öfter mal hin- und hergesprungen ist. Die Themen bezogen sich auf "Lernen und Ausbildung in Second Life", "Linden Labs zukünftige Pläne mit Second Life" und die "Neue virtuelle Welt von Linden Lab", die Ebbe immer noch mit "Next Generation Platform" bezeichnet, da man sich noch nicht auf einen Namen festgelegt hat. Ich nenne sie im Folgenden aber weiter SL2, weil es leichter zu tippen ist.

Ebbe Linden im feinen Zwirn und starrem Gesichtsausdruck
Ich habe versucht, die verschiedenen Aussagen den entsprechenden Themenblöcken zuzuordnen, damit es etwas übersichtlicher ist. Die gelisteten Punkte entsprechen also nicht der Reihenfolge, in der sie vorgetragen wurden. Ich beginne mit SL2, weil dazu am meisten gesagt wurde und weil das für viele Leser bestimmt auch am interessantesten ist.

Informationen zu SL2 (Next Generation Platform)
  • Linden Lab ist nun seit acht bis neun Monaten in der Entwicklung der neuen Plattform und es geht gut voran.
  • Über 30 Entwickler arbeiten an diesem Projekt, plus ein paar Leute, die nebenbei helfen.
  • In Second Life verschwinden oft ganze Regionen und der darauf enthaltene Content, weil die Landgebühren nicht länger aufgebracht werden können. Das findet Ebbe sehr schade und das soll auf jeden Fall mit SL2 nicht mehr so sein. Deshalb wird Linden Lab für Content eine Sicherung auf der Festplatte des Nutzers ermöglichen. Ob das nur für selbsterstellten Content, oder für alle Inventarinhalte gilt, sagte Ebbe nicht. Letzteres wäre aber mit einer Verschlüsselung unter Beachtung der Objektberechtigungen machbar.
  • Die Kosten für virtuelles Land sollen in SL2 wesentlich niedriger sein als heute in Second Life. Dafür sollen die Verkaufsprovisionen (heute 5% und nur auf dem Marketplace) erhöht und auf inworld Verkäufe ausgedehnt werden. Ebenso sollen weitere kostenpflichtige Dienste von LL für mehr Einnahmen sorgen. Linden Lab hat laut Ebbe viel Zeit damit verbracht, für das neue Geschäftsmodell die richtige Balance zu finden. Das Konzept baut auch darauf auf, dass SL2 von mehr Leuten genutzt wird als Second Life heute. Ob sich durch dieses Modell dann auch etwas für das heutige Second Life ändern wird, hat Ebbe nicht angesprochen.
  • Der Zugang zu SL2 wird für Nutzer ab einem Alter von 13 Jahren erlaubt. (Der Zugang zu Second Life ist ohne eine Sondererlaubnis für Schulen erst ab 16 Jahre gestattet). Ebbe erwähnt, dass es von den gesetzlichen Regelungen in den USA kaum einen Unterschied zwischen virtuellen Welten ab 13 oder ab 16 Jahren gibt.
  • Im Sommer dieses Jahres wird die Alphaversion von SL2 starten. Jedoch werden zu Beginn nur handverlesene Nutzer eingeladen, die mit dem 3D-Progamm Maya umgehen können. Diese sollen dann Modelle erstellen, die für erste Gestaltungen verwendet werden. Insgesamt soll aber eine Vielzahl von 3D-Programmen und -Formaten unterstützt werden (darunter auch Blender).
  • Zusätzlich zum von Nutzern erstellten Content, will Linden Lab auch externen Content verwenden und hochladen, um die zunächst leere SL2-Welt zu befüllen.
  • Nach dem Sommer 2015 soll der Zugang zur SL2-Alpha erweitert werden, abhängig von der erreichten Anwenderfreundlichkeit für die Nutzer.
  • Der offizielle Start für SL2 soll etwa in einem Jahr erfolgen.
  • Es können laut Ebbe noch Jahre vergehen, bevor die Nutzer die neue Plattform interessanter finden werden als Second Life.
  • Linden Lab will SL2 so offen wie möglich gestalten, aber es wird zumindest am Start keine Möglichkeit für externe Entwickler geben, zusätzliche Plattformlösungen zu erstellen. Im Klartext heißt das, dass zum Beispiel keine Third Party Viewer möglich sind.
  • Die Skriptsprache in SL2 wird definitiv C# sein, so dass auch Code-Experten von ganz anderen Plattformen sich schnell zurechtfinden.
  • LL will von Beginn an den Zugang mit mobilen Geräten unterstützen (Tablet, Smartphone).
  • Für den Start von SL2 will sich Linden Lab überwiegend darauf konzentrieren, die Plattform für PCs nutzerfreundlich zu bekommen, mit Schwerpunkt auf Virtual Reality (z.B. Oculus Rift) und Zugänglichkeit (z.B. über Webbrowser). Ebbe sagte, dass alle Funktionen und Inhalte in SL2 von Beginn an auf PCs und mit einer Oculus Rift voll genutzt werden könnten.
  • Linden Lab will Veranstaltungen in SL2 ermöglichen, an denen zehntausende Nutzer gleichzeitig teilnehmen können.
  • Das virtuelle "Land" in SL2 wird keine geografische Form haben, wie heute in Second Life. Also kein Grid, dass einer Landkarte entspricht. Vielmehr können Regionen (oder Simulationen) in beliebiger Form an- und auch wieder abgedockt werden. Diese müssen auch nicht Land oder Wasser enthalten, sondern können einfach nur ein leerer Raum sein. Es wird aber laut Ebbe auch möglich sein, so etwas wie Mainland zu erzeugen, indem man viele Simulationen miteinander verbindet.
  • Regionen in SL2 sind skalierbar und können viel größer sein als in Second Life. Ebbe spricht von "Tausenden von Metern".
  • Wenn eine Region ihre Kapazitätsgrenze erreicht, wird eine neue Instanz mit der gleichen Spezifikation geöffnet. Alle Avatare in beiden Instanzen können einander sehen, obwohl sie auf unterschiedlichen Simulatoren laufen.
  • Wenn sich kein Avatar auf einer Region in SL2 befindet, wird diese runtergefahren und auf der Server-Festplatte gesichert. Das ist vom Konzept her, wie beim OpenSim-Ableger Kitely.
  • Das Inventar-Management wird in SL2 anders aufgebaut sein als in Second Life.
  • Es wird möglich sein, den heutigen Second Life Account auch für SL2 zu verwenden. Man kann sich mit dem selben Account auf beiden Plattformen einloggen.
  • Es werden in SL2 unter dem gleichen Account mehrfache Identitäten unterstützt. Das Anlegen von Alts soll dann weitgehend überflüssig werden.
  • Systemspezifikationen für den Zugang zu SL2 wurden noch nicht ermittelt (Mindestanforderungen an PC, Tablet, Smartphone, usw.).
  • Es wird die Möglichkeit geben, Objekte inworld zu erstellen. Ein Statusfenster wird dabei anzeigen, ob die erstellten Objekte Lag oder Performance-Probleme verursachen.
  • Die verwendete Grafikschnittstelle für SL2 wird weiterhin OpenGL sein, wie schon bei Second Life.
  • SL2 wird Voice und 3D-Audio unterstützen.
  • Die Avatare in SL2 werden komplett neu sein und nichts mehr mit den Second Life Avataren gemeinsam haben. Es wird ein flexibles Skelettsystem geben, das auch nichtmenschliche Avatare unterstützt.
  • Es wird eine neue Physikengine für Vehikel geben. Diese wird von einem externen Entwickler beigesteuert.

Das Auditorium war gut gefüllt, auch wenn bei mir nicht alle Avatare zu sehen sind.

Informationen zu Second Life
  • Die Einstiegssphase für neue Nutzer in SL soll mal wieder überarbeitet werden. Dazu gehören auch verbesserte bzw. geänderte Startinseln.
  • Second Life wird nach dem Start der neuen virtuellen Welt (SL2) noch lange Zeit weiterlaufen.
  • Second Life wird auch weiterhin kontinuierlich verbessert. Dazu gehören zuverlässigerer Chat, Beseitigung von Bugs, sowie Performance- und Stabilitätsverbesserungen. Ebenso soll es Verbesserungen an der Physik, der Beleuchtung und am Mesh für Avatare geben. (Bei den Avataren spricht Ebbe von smoothness und naturalness, also glattere und natürlichere Konturen).
  • Es sollen auch Vorschläge von Nutzern aufgegriffen und für SL umgesetzt werden. Dazu gehören Themen wie Community Gateways und eine neue Art von SLURL, mit denen man aus dem Web viel schneller zu den gewählten Orten gelangt.
  • Im letzten Jahr hat Linden Lab beim Umtausch von Linden Dollar in reales Geld über 60 Millionen US-Dollar an die SL-Nutzer ausbezahlt. Heute dauert der Umtausch von Linden Dollar in US-Dollar fünf Arbeitstage. Linden Lab arbeitet daran, für Langzeitkunden mit gutem Geschäftsverhältnis einen neuen Prozess einzuführen. Dann soll es möglich sein, dass der Umtausch nur einige Stunden dauert. Das neue Verfahren soll in einigen Monaten fertig sein.
  • Linden Lab hat zur Zeit keine Pläne, wieder ein Mentor-Programm für Second Life einzuführen.
  • Linden Lab arbeitet aktuell daran, HTML5 für inworld Videoplayer und Media on a Prim  einzuführen. Dies ist allerdings keine so große Neuigkeit, denn es ist schon einige Zeit bekannt, dass man das alte Webkit im Viewer gegen das Chromium Embedded Framework austauscht. Genau damit wird dann HTML5 im Viewer ermöglicht, was einige neue Anwendungen für Webinhalte auf Prims und in Playern möglich machen wird.
  • Zum Thema Landkosten in Second Life hat sich Ebbe nicht auf eine Aussage festgelegt. Angelehnt an das Modell für SL2 sagt er bezüglich Second Life, dass neben den Landgebühren über andere Wege nur wenig Geld hereinkommt. Wolle man die Landgebühren senken, müsse man die Verkaufsprovisionen für virtuelle Waren entsprechend erhöhen.

In dieser Position habe ich nach dem dritten Crash meine Kamera unbewegt belassen.

Lernen und Ausbildung in Second Life
  • Es gibt aktuell über 300 Ausbildungs- und Non-Profit-Organisationen, die eine 50%-ige Ermäßigung von Linden Lab auf die Landgebühren erhalten. Linden Lab hat auch keine Intentionen, an der derzeitigen Discount-Regelung noch einmal etwas zu ändern. Weder die Landkosten werden steigen, noch wird an der Ermäßigung irgend etwas geändert.
  • Viele Organisationen sehen vor allem in der Nutzung von 3D-Objekten und -Simulationen einen Vorteil bei Schulungen und Ausbildung in virtuellen Welten. Es gibt viele Rückmeldungen von Education-Organisationen in SL, die über erfolgreiche Resultate aus SL-Kursen berichten.
  • Linden Lab sucht nach Möglichkeiten, die Kosten für Ausbildungs- und Non-Profit-Organisationen in Second Life weiter zu senken (unabhängig vom 50% Land-Discount).

Sonstige Aussagen
  • Es gibt aktuell einige neue Entwicklungen im Virtual Reality Bereich, bei der auch neue virtuelle Welten entstehen. Ebbe sagt, dass dies ernstzunehmende Konkurenz für Second Life und Linden Lab ist und sich LL anstrengen muss, weiterhin die Führungsposition im Bereich virtueller Welten zu behaupten. Ebbe ergänzt noch, dass in den letzten sechs bis neun Monaten mehr für Virtual Reality entwickelt wurde als in den letzten zehn Jahren.
  • Linden Lab hat sich Gedanken darüber gemacht, warum Second Life mit 1,1 Millionen monatlicher Nutzer sein Maximum an Aktivitäten erreicht hatte. Aktuell sind es immer noch 900.000 Nutzer, die regelmäßig in Second Life einloggen (Achtung, Ebbe sagt hier nicht monatlich!).
  • Am Freitag, den 20. März um 2pm SLT (22 Uhr MEZ) wird Oz Linden eine Diskussion auf der VWBPE durchführen. Das Thema lautet "Educators and the Second Life Viewer". Das Ganze findet im VWBPE Main Auditorium statt.
  • Es gibt keine Pläne von Linden Lab, internationale Büros außerhalb der USA zu öffnen.

Hier ist der eigentliche Vortrag von Ebbe als Video. Der ausgedehnte Chat danach, mit den Fragen und Antworten, ist nicht enthalten.

VWBPE 2015 Keynote: Ebbe Altberg




Hier ein paar Links von englischsprachigen Quellen, die auch über den Vortrag von Ebbe Altberg etwas geschrieben haben:

Links:

4 Kommentare:

  1. Hallo,

    vielen Dank Maddy für den wieder sehr interessanten Beitrag mit all den Informationen. Leider konnte ich dieses Jahr nicht teilnehmen, aber so bin ich auch super informiert. Es scheint mir so bisschen, dass die Landgebühren der Lockvogel für das neue SL 2.0 sein wird.

    Das Simsterben in SL wird jetzt auch sicherlich durch den schlechten Umtauschkurs für alle Euro-Länder zunehmen. Ich musste jetzt schon über 10% mehr zahlen.

    Zum Thema VWBPE und Simsterben gibt es auch zwei aktuelle Nachrichten. Wie mir bekannt wurde, ist die deutsche SL- Schule jetzt endgültig geschlossen und das gleiche Schicksal wird auch die VHS in SL Mitte dieses Jahres ereilen. Falls ich nähere Informationen erhalte, werde ich Dich informieren. Es ist wirklich schade, das solche Institutionen in Second Life - wie auch bereits die Münchener Sims im Januar - verschwinden.

    Die Niki

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das mit der SL-Schule habe ich auch gesehen. Sehr schade. Bei der VHS habe ich nur mitbekommen, dass schon lange keine Podcast-Sendung mehr erstellt wurde.

      Der Euro > Dollar Kurs ist wirklich eine Belastung für alle SL-Nutzer mit Landbesitz, die selbst kein Geld mit SL verdienen. Bei mir wird demnächst auch die Landgebühr wieder fällig. Da ich sie immer für sechs bis acht Wochen im Voraus bezahle, ist das schon ein größerer L$-Betrag (für meine Verhältnisse). Jetzt überlege ich mir ernsthaft, das Land aufzugeben, denn nach meiner Rechnung muss ich wesentlich mehr als 10% draufpacken. Bei einem Euro > Dollar Kurs von fast 1:1 zahle ich nun knapp 25% mehr für mein Land.

      Lediglich diejenigen aus Euroländern, die in SL etwas verdienen, werden sich jetzt freuen. Denn sie bekommen für ihre Linden Dollar wesentlich mehr Euros ausbezahlt.

      Löschen
  2. Vielen Dank für Deinen wie immer hoch informativen und sehr gut strukturierten Post, Maddy!

    Ich bin immer wieder begeistert (und dankbar) wie gut recherchiert und aufbereitet Deine Posts sind und wie verständlich Du technische Themen darstellst. Gerade der letztgenannte Aspekt ist für jemanden wie mich, der in diesem Bereich nicht wirklich versiert ist, und sich daher auch mit "techniklastigen" englischen Texten schwer tut, eine große Hilfe.

    Nochmals vielen Dank und bitte, bitte: weiter so! :o)
    Mith

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. "Nochmals vielen Dank und bitte, bitte: weiter so!"

      Ich versuche es, solange es mit möglich ist. Es ist aber absehbar, dass ich irgendwann das Bloggen für eine Weile einstellen muss. Das hat etwas mit einem Projekt im RL zu tun.

      Löschen