Montag, 26. November 2012

10 Fragen an: Paris Obscur

Vor ein paar Wochen habe ich hier im Blog ein Interview mit Aminius Writer gepostet, das von Mania Littlething geführt wurde. Dies war gleichzeitig der Auftakt zu einer kleinen Interviewreihe, bei der Mania einige Musiker etwas näher vorstellen möchte und jeweils 10 Fragen an den oder die Interviewpartner richtet.

Das erste Interview war sowohl von den Rückmeldungen, als auch von der Anzahl der Seitenaufrufe recht positiv und deshalb gibt es heute die zweite Ausgabe mit:


10 Fragen an: Paris Obscur (by Mania)

Einer der wenigen, wenn nicht gar der einzige Livemusik-Vertreter der Gothic-Szene in Second Life ist der französische Künstler JonathanDimitri Soderstrom, der unter dem Namen „Paris Obscur“ seit ca. einem Jahr auftritt und sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Ohne Zweifel ein Ausnahmekünstler in SL, und damit Grund genug von mir ausgiebig befragt zu werden. Jonathan zeigte sich als ein sehr aufgeschlossener und sympathischer Interviewpartner, und damit kann ich euch nun mit Freude „10 Fragen an Paris Obscur“ präsentieren:

1. Hallo Jonathan, danke das du dich bereit erklärt hast mir ein paar Fragen zu beantworten :) Als erstes, würdest du mir erzählen wie du nach SL gekommen bist und wie es dazu kam das du mit deiner Musik auftrittst?

Hallo Mania! :-) Ich bin jetzt in SL seit mehr als 5 Jahren. Ich hatte viele verschiedene zweite Leben und ca. vor einem Jahr entschloss ich mich mit meiner Musik einen ernsthaften Versuch zu starten.

Ich habe zwar langjährige RL-Bühnenerfahrung als Pianist und Schlagzeuger, aber nicht als Sänger. Und naja, das ist wirklich etwas völlig anderes! Ich musste besser werden, an meinen Techniken arbeiten (und neue entwickeln!), Selbstvertrauen entwickeln, eine Fanbase aufbauen… Auch habe ich ein sehr gefülltes RL, und das jedes Mal ein ganzer Tag drauf geht für 1 Stunde Liveauftritt war mir dann zu viel. Wegen all dieser Gründe war SL für mich eine tolle Möglichkeit meine „Karriere“ zu starten.

2. Ich weiß bereits das Paris Obscur nicht dein erstes und einziges musikalisches Projekt ist. Ich habe dich zum Beispiel mal in einer Hardcore Band Schlagzeug spielen gehört. Kannst du uns ein bisschen über deine früheren Projekte erzählen, und betreibst du momentan neben Paris Obscur noch andere Projekte? 
 
Hahaha, Ich poste manchmal unerwartete Sachen auf meiner Facebook Seite :-) Was Musik betrifft, habe ich mit 6 Jahren angefangen Klavier zu spielen und mit 18 dann Schlagzeug. Als Schlagzeuger habe ich in verschiedenen Bands gespielt, von Pop/Rock bis Hardcore, über Power Rock, Metal oder Jazz. Ich hatte das Glück manchmal in echt tollen Venues zu spielen, manchmal vor mehr als 1000 Leuten. Das war eine fantastische Erfahrung. Als Pianist bin ich manchmal mit meiner Theatergruppe aufgetreten und mit einem lyrischen Sänger.

Aber das ist alles so lange her, und macht mich nicht wirklich jünger!

Neben meiner Mitarbeit an verschiedenen Bands schreibe ich bereits „Paris Obscurische Musik“ seit mehr als 14 Jahren. Ich hab sie nur ganz einfach für mich behalten.

Derzeit, was Kunst anbelangt, konzentriere ich mich auf Paris Obscur und bereite meine „1-Mann Show“ vor (wie hochgestochen das klingt *lacht*).

Neben Paris Obscur bin ich ein professioneller Komponist für die Werbeindustrie.

3. Soweit ich weiß lebst du nicht in Paris. Warum also der Name „Paris Obscur“ ?

Paris Obscur ist Vieles. Es ist ein Teil von mir und das Projekt an sich. Es ist weniger als „mein ganzes Ich“, aber es ist mehr als „nur ich“. Paris Obscur beinhaltet für mich auch die Hilfe von Freunden die mir helfen und mich unterstützen. Ich habe den Namen „Paris Obscur“ als Ehrung an einen engen Freund von mir gewählt. Er hat mich sehr ermutigt mehr Musik zu schreiben und hat mich unterstützt. Und er hat mich einen Teil von Paris entdecken lassen den ich vorher nicht gekannt hatte. Nicht das Paris für Touristen, sondern ein.. obskures Paris. Und daher kommt der Name.

4. Mit deinem Paris Obscur-Projekt hast du etwas erschaffen das du selbst einmal „Dark Universe“, dunkles Universum, genannt hast. In deinen Texten singst du zum Beispiel über die dunklen Seiten der menschlichen Seele und die dunklen Seiten der Liebe. Auch hast du Gemälde mit diesem Thema gemalt. Kannst du uns erzählen was dieses „Dark Universe“ für dich bedeutet und was dich dazu inspiriert? Singst du über dein eigenes Wesen und über deine eigenen Gefühle, also autobiografisch?

Das ist eine knifflige Frage. Eine gute, aber nicht so einfach zu beantworten. Ich mache einfach was rauskommt. Es könnte nicht simpler sein es zu erleben, aber es ist nicht einfach zu erklären. Ich lege einfach meine Hand aufs Klavier, und entweder es kommt etwas raus oder es kommt nichts raus. Wenn es nichts ist, dann versuche ich es am nächsten Tag nochmal. Und so weiter. Das Resultat ist dunkel, ja. Ich habe mich selbst eine Zeit lang gefragt warum es so düster ist. Ich meine.. ich bin ein glücklicher Mann im Alltag. Ich habe eine Menge Freunde um mich herum, Familie, ich liebe es zu lachen, Spaß zu haben, ich liebe es zu essen, zu trinken, schöne Momente mit meinen lieben zu verbringen, ich mache die ganze Zeit Witze. Also warum? Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung. Es ist einfach so. Mein Ergebnis ist, das ich nicht wissen muss warum das so ist, um es trotzdem zu tun.

Was die Texte betrifft, ich erzähle eine lange und komplexe Geschichte durch viele verschiedene Figuren. Was mich hier interessiert ist, wie Menschen mit ihrer dunklen Seite umgehen. Die Fans der Fernsehserie „Dexter“ würden es „dunkler Passagier“ nennen. Ich denke wir alle (oder die meisten von uns) haben Finsternis in uns. Wie drücken wir sie aus? Wann ergeben wir uns ihr? Wann gewinnt Finsternis gegen das Licht? Ich bewerte niemanden in meiner Arbeit. Ich nehme euch nicht die ganze Arbeit ab, meine Songs sind nicht das Fernsehen. Wenn du meinen Songs zuhörst, musst du selber darüber nachdenken was akzeptabel ist und was nicht. Und wenn es nicht akzeptabel ist, kann man es trotzdem vergeben? Diesbezüglich gibt es Theorie und Praxis. Eine Menge Leute würden in der Theorie vergeben. Aber was wenn es DEINE Tochter/Frau/Mutter ist die vergewaltigt wurde? Was würdest du tun? Vergeben? Oder zu einem Monster werden, ein Biest, das Rache will? Ich nenne es „zum Biest werden“ aber… ist es nicht auch ein Teil des Begriffs „Mensch sein“? Das alles interessiert mich wirklich sehr.

RL-Photo by:  Sekou N'Diaye – Graphoscope
5. Was für Musik hörst du privat, und wie viel lässt du dich davon inspirieren und beeinflussen?

Ich höre ein sehr weites Musik-Spektrum. Klassisch, zeitgenössisch, Rock, Funk, Metal, Electro, Hip Hop, in fast jeder Musikrichtung wird es einen Künstler geben den ich liebe.

Meine Lieblingsbands für alle Zeiten sind: The Velvet Underground, David Bowie, The Doors, Radiohead, The Cure, Depeche Mode, Prince, Sonic Youth, Barry White… 
 
Auch liebe ich französische Künstler wie Tellier, Gainsbourg, Air, Biolay…

Ich denke ich lasse mich viel von der Musik aus den 60ern und 70ern beeinflussen, in der Art wie sie populäre Musik redefiniert hat. Die haben ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Ich versuche das Selbe: Alle meine Einflüsse zu vermischen, einen Gothic Song gleich nach einem sehr bluesigen Song zu singen. Ich will mir die Freiheit bewahren zu singen und zu schreiben was ich möchte.

6. Ich habe gerade einen Beatles-Coversong von dir gehört, „love me do“. Ich finde es ist eine sehr interessante Interpretation, einen Beatles Song so düster zu spielen. Wie bist du auf die Idee gekommen diesen Song zu machen, und existieren noch mehr Coversongs von dir oder sind noch mehr geplant?

Ich habe von einem Wettbewerb namens „Become a Beatle“ (werde ein Beatle) auf einer Facebook-Seite gelesen. Ich mag diesen Song von den Beatles nicht sonderlich („Love me do“), ich bevorzuge Norvegian Woods oder Eleanor Rigby, aber ich habe gefühlt das es interessant wäre diesen Song zu covern. Die Originalversion ist sehr leichtfüßig und freudig. Ich legte meine Hände aufs Klavier und… da war es. Ein tiefer, schmerzvoller Song über Liebe. Ich veränderte alles außer dem Text: Das Tempo, die Akkorde, die Instrumente, die Gesangslinie. Es ist eine völlig andere Version.

Wo wir gerade davon sprechen, wenn ihr euch das Lied mal anhören wollt und Lust habt für mein Video zu voten:

Ich habe im Moment nur einen anderen Coversong, den ich in der Tat nur sehr selten spiele. Es ist das Lied „The Partisan“ von Leonard Cohen.

Ich plane sonst keine weiteren Covers, aber naja, vielleicht mach ich noch welche wenn ich interessante Wettbewerbe sehe :-)

7. Was ist für dich der Reiz an Konzerten in einer virtuellen Umgebung?

Eine Sache ist wirklich cool an Konzerten in SL: Du hast die Namen von den Leuten die zu deiner Show kommen. Das macht es möglich sich mit den Leuten aus dem Publikum zu unterhalten nach der Show. Viele würden sich gerne mit dem auftretenden Künstler unterhalten, trauen sich aber nicht. Also gehe ich direkt auf die Leute zu und starte eine Unterhaltung wenn ich sehe dass jemandem meine Show besonders gut gefallen hat.

Eine weitere tolle Sache ist dass das Publikum aus der ganzen Welt kommt. Ich habe Fans aus Frankreich, Deutschland, England, USA, Kanada, Brasilien, Neu Seeland..

8. Was war die beste, oder die schlimmste Erfahrung die du jemals auf einer Bühne in SL gemacht hast?

Die beste? Hmmmmh… kann ich keine raus greifen. Ich habe viele wundervolle Momente auf der Bühne in SL. Ich liebe es wenn das Publikum sehr gesprächig ist, sogar während der Songs. Ich ermutige sie dazu. Und das passiert ziemlich oft, dann bin ich ein glücklicher Perfomer :-) Es gibt ein paar Venues wo ich auftrete, die ich absolut liebe, und ich würde gerne ihre Namen nennen, weil sie einen fantastischen Job machen und es verdienen besucht zu werden. In loser Reihenfolge: Cat Boucher´s Musik Circus, Vincents Music Palette, Peter´s Blue Angel, Led Zepppelin´s, Templemore… Auch war ich sehr beeindruckt von einem Festival das hier organisiert wurde, sehr professionell, fantastische Künstler, großartiges Publikum, Ich weiß nicht ob du davon gehört hast, es nennt sich Shivers Unleashed Festival ;)

Oh und, durch mein Universum habe ich außerdem die Gelegenheit an manchen Orten aufzutreten die ursprünglich nicht für Livemusik gedacht sind, wie manche Vampirclans. Einer den ich besonders liebe ist „Les Morrigans“. Es ist eine Ehre für mich, das Tornade mich in ihrem Clan akzeptiert, obwohl ich nicht am Bloodline Rollenspiel teilnehme. Sie hat dort auch eine tolle Kunstgallerie.

Was schlechte Erfahrungen angeht, ich kann mich an ein paar erinnern. Diesmal werde ich keine Namen nennen, weil man die lieber vergessen als bewerben sollte :-) Einmal, trat ich an einem Ort auf wo die einzigen Worte die während der ganzen Stunde im Localchat gesagt wurden „es ist nett“ waren. Ich hatte tips, Leute, aber keine Chatgespräche. Es ist wirklich nichts was ich nochmal erleben möchte. Ich hätte lieber keine tips und dafür viel Chat :-)

Ein anderes Mal wollte der Besitzer des Clubs keine Gestures und großen Textblöcke im Chat. Was darin resultierte das einer meiner Fans der mich am meisten unterstützt sowie meine Managerin gebannt wurden. Ich habe die Show fertig gespielt, aus Respekt vor dem verbleibenden Publikum, aber natürlich bin ich nie wieder dorthin gegangen.

9. Was machst du so in SL wenn du gerade keine Konzerte gibst?

Die meiste Zeit parke ich meinen Avatar bei mir zuhause und chatte mit Freunden und Fans. Ich LIEBE es mit meinen Fans zu reden, herauszufinden wer sie sind, warum sie mögen was ich tue, sie in RL zu treffen.

Auch lasse ich manche engen Freunde und Fans hören an was ich gerade arbeite und frage sie nach ihrer Meinung.

10. Wer ist dein Lieblingskünstler innerhalb SL?

Es gibt ein paar Künstler in SL die ich mir gerne anhöre, wie Jordan Reyne, David Perdu, und so viele andere. Ich gehe nicht viel aus, aber wenn, ist es immer ein Genuss Tip Corbett zu hören. Er ist ein absolutes „Muss“ für alle Klavier-Liebhaber.

Neben seinem Talent ist er auch ein sehr netter Mensch mit dem ich mich gerne unterhalte. Er ist auch der Künstler dem ich bisher am meisten getippt habe. Ich war überwältigt von seinem Set. Er ist mein absoluter Lieblingskünstler in SL.

Danke für das tolle Interview, Jon! Paris Obscur ist am Dienstag, 11. Dezember um 22 Uhr im Shivers Hauptquartier auf Scaccomatto live zu sehen: 
http://maps.secondlife.com/secondlife/SCACCOMATTO/177/166/22


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