Montag, 25. November 2013

Gebannte SL-Nutzer erhalten Rückerstattung für virtuellen Besitz

Quelle: Wikipedia
Am 15. April 2010 hatte eine Gruppe von 57.000 gebannten SL-Nutzern eine Sammelklage gegen Linden Lab eingereicht, da sie den Verlust ihrer virtuellen Güter (Land und Inventar) und ihres auf dem Account befindlichen Geldes (US$ oder L$) als Diebstahl angesehen haben. Seitdem gab es immer mal wieder Meldungen im Web über das unter dem Namen "Evans v. Linden Research, Inc." laufende Verfahren. Ich selbst hatte darüber nur am Rande in meinen Wochenrückblicken hier und hier berichtet.

Am 21. Januar 2013 wurde zwischen den Beteiligten an der Sammelklage und Linden Research, Inc. ein Vergleich erzielt, bei dem sich Linden Lab bereiterklärte, den betroffenen SL-Nutzern eine Entschädigung für ihren verlorenen virtuellen Besitz zu bezahlen.

Seit einigen Tagen werden nun die Beteiligten an der Sammelklage von einem Verwaltungsdienst angeschrieben, mit der Information, man könne ein Formular ausfüllen, um Ansprüche auf erlittene Verluste geltend zu machen. Allerdings können laut Definition des Verwaltungsdienstes nicht nur die eigentlichen Kläger Ansprüche geltend machen, sondern jeder, der in den USA lebt, einen SL Account hatte welcher von LL unfreiwillig geschlossen wurde, und der zu diesem Zeitpunkt in Besitz von L$, Land oder virtuellen Gütern war.

Die von Linden Lab in Aussicht gestellten Erstattungen beinhalten im Wesentlichen diese vier Bereiche:
  1. Wenn man zum Zeitpunkt der Accountschließung US Dollar auf dem Konto seines Accounts hatte, bekommt man den vollen Betrag erstattet.
  2. Wenn man zum Zeitpunkt der Accountschließung Linden Dollar auf dem Konto seines Accounts hatte, bekommt man ebenfalls den vollen Betrag erstattet, umgerechnet in US$. Linden Lab wird dabei auf alle Transaktionsgebühren verzichten. Der Umtauschkurs beträgt 252 L$ für einen US$.
  3. Wenn man zum Zeitpunkt der Accountschließung im Besitz von virtuellem Land gewesen ist, bekommt man eine Auszahlung von 2 Linden Dollar pro Quadratmeter Land, umgerechnet in US$. War man im Besitz von mindestens einer kompletten Region und hat man diese Region direkt von Linden Lab gekauft, erhält man die 1000 US$ Einrichtungsgebühr pro Region ebenfalls zurück. Auch hier verzichtet Linden Lab auf alle Transaktionsgebühren.
  4. Für die Entschädigung aller virtuellen Objekte im Besitz des geschlossenen Accounts haben die Betroffenen zwei Möglichkeiten. Entweder eine einmalige Pauschalzahlung von 15 US$ oder aber den Weiterverkauf der Güter auf dem SL Marketplace. Im letzteren Fall verzichtet auch hier Linden Lab auf die Gebühren. Im Fall eines Weiterverkaufs wird Linden Lab zuvor alle Güter löschen, die entweder durch einen DMCA unter Verdacht der Copyrightverletzung stehen, oder bei denen Linden Lab auf anderem Wege nachweisen kann, dass die Güter ohne Berechtigung erlangt wurden, wie etwa durch Nutzung eines Copybot Viewers.

Alle Auszahlungen von Linden Lab an die Betroffenen sollen über den Dienst PayPal erfolgen. Alle Ansprüche müssen bis zum 29. März 2014 über ein Formular auf der SL-Settlement Seite geltend gemacht werden. Wer seine Ansprüche lieber in einem eigenen Verfahren geltend machen möchte, muss sich bis 21. Januar 2014 aus dem Vergleich austragen lassen.

Am 27. Februar 2014 gibt es eine gerichtliche Anhörung, in der sich Betroffene zur Fairness des Vergleichs äußern können. Dort wird dann vom Gericht entschieden, ob das Ganze angemessen abgelaufen ist. Dort wird dann auch entschieden, wieviel LL (neben den Erstattungen an die Kläger) noch an Anwaltsgebühren und Gerichtsausgaben zu zahlen hat. Aktuell geht man von 175.000 US$ für die Anwälte und von 10.000 US$ für das Gericht aus.

Das dürfte Linden Lab letztendlich weitaus mehr kosten, als Wagner James Au im Juni auf New World Notes noch angenommen hat. Damals schrieb es, LL müsse 172.000 US$ an die Kläger ausbezahlen und zwar als entsprechenden Gegenwert in L$.

Nun wird das weitaus kostspieliger und es geht um harte US$. Der Alphaville Herald hat zu diesem Thema heute einen Artikel gepostet, in dem berichtet wird, dass allein der im Jahr 2009 gebannte Nutzer Intlibber Brautigan wohl etwa 60.000 US$ zu erwarten hat, da er zum Zeitpunkt seiner Accountschließung im Besitz von 42 Regionen war. Intlibber war damals irgendwie mit der Woodbury Griefergruppe rund um Tizzers Foxchase verbandelt, was wohl auch ein Teilgrund seines SL-Banns war. Allerdings ist er nun trotzdem berechtigt, für seinen damaligen Verlust entschädigt zu werden.

Insgesamt wird dieser Vergleich Linden Lab sicher ein paar Millionen US$ kosten. Inwieweit das Ganze auch zur kürzlichen Änderung der ToS von SL beigetragen hat, ist unklar. Aber ich könnte mir denken, dass LL zumindest eine Entschädigung für virtuelle Güter mit der neuen ToS nun verhindern kann.

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