Dienstag, 1. April 2014

High Fidelity: Identität im Metaverse

Quelle: High Fidelity
Am 31. März hat sich Philip Rosedale mal wieder im High Fidelity Blog zu Wort gemeldet. Seit dem Facebook-Oculus-Deal wird die in Entwicklung befindliche virtuelle Welt der nächsten Generation ziemlich häufig als weiterer Übernahmekandidat für Facebook genannt.

Allzu viel wissen wir aber heute noch gar nicht über Aufbau, Grafik, Interface und Funktionen von High Fidelity. Lediglich, dass es keine zentrale Serverfarmen mehr für den Betrieb der Simulatoren geben wird, sondern die Rechenarbeit soll auf alle mit dieser virtuellen Welt verbundenen Computer verteilt werden. Damit sollen dann auch die aus heutiger Sicht noch unmöglich klingenden Latenzzeiten von unter 100ms ermöglicht werden, die Philip Rosedale mit seiner neuen Plattform anstrebt.

Was Philip gestern im HF-Blog geschrieben hat, finde ich ganz interessant. Vor allem, weil man immer mehr ein Bild davon bekommt, wie High Fidelity später einmal werden wird. Deshalb gibt es jetzt dazu auch eine (grobe) Übersetzung:

Quelle: High Fidelity
Identität im Metaverse

In der realen Welt haben wir keine Namensschilder über unseren Köpfen schweben. Das Metaverse sollte nicht anders sein. Der Austausch von Informationen wie ein Name (egal ob real oder erfunden), ein Arbeitsplatz, oder ein Wohnort, sollte etwas sein, das ihr bestimmen könnt. Euren Namen weiterzugeben ist ein wichtiger Teil beim Aufbau von Vertrauen und beginnt oft mit einem Handschlag... "Hallo, mein Name ist Philip". Es ist wichtig, dass wir die Entscheidung kontrollieren, wann und mit wem wir das tun. Es gibt ungewöhnliche Fälle, bei denen wir diese Namen auf Aufklebern an unserer Brust tragen oder um den Hals hängen haben, aber im Allgemeinen haben wir das nicht. Die meiste Zeit möchten wir nicht identifiziert werden, bis wir dazu bereit sind. Auf der anderen Seite, wenn wir dann bereit sind identifiziert zu werden, benötigen wir oft eine sichere Methode, um dies zu tun, wie etwa einen Reisepass oder den Führerschein.

Ein "Metaverse" der verbundenen Internet-Server, die von verschiedenen Personen betrieben werden und verschiedene Teile der virtuellen Welt beinhalten, stellt eine zusätzliche Herausforderung dar: Ihr müsst nicht nur die Wahl haben, wann und an wen ihr Teile eurer Identität offenlegen wollt, sondern ihr könnt auch nicht immer dem jeweiligen Server vertrauen, auf dem ihr euch gerade mit verschiedenen Aspekten eurer Identität "aufhaltet". Dies ist vergleichbar mit dem Besuch einer neuen Webseite, bei der ihr nicht bereit seid, eure Kreditkarteninformationen anzugeben oder keine Lust habt, euch mit eurem Twitter- oder Facebook-Account einzuloggen, bis ihr diese Webseite verstanden habt und ihr vertraut.

Unsere Entwicklung mit High Fidelity scheint die beste Lösung zu sein, um diese Ziele zu erfüllen: Betreiber von verschiedenen Servern der virtuellen Welt (wir nennen sie "Domains") können auf der Ebene der Identitätssicherheit selbst entscheiden, auf welche Weise sie die Leute hinterfragen, die in ihre Bereiche kommen. Dies kann dann reichen von keinerlei Angaben (was bedeutet, dass die Offenlegung der Identität allein euch überlassen wird), über eine Anforderung ähnlich wie bei Cookies auf Webseiten (ich möchte ein Merkmal, das ich zur Identifizierung verwenden kann, wenn ihr euch das nächste Mal hier einloggt, aber ich muss nicht wirklich wissen, wer ihr seid) bis hin zu einer Anfrage nach einer eindeutigen Identifikation (ich will deinen richtigen Namen wissen, damit ihr euch hier einloggen dürft).

Um dies zu ermöglichen, wird High Fidelity einen globalen Dienst betreiben, der euch wahlweise ermöglicht, eure Identitätsinformationen zu speichern und zu validieren (wie zum Beispiel euren richtigen RL-Namen, einen einzigartigen Avatar-Namen, oder den Nachweis einer Verbindung zu anderen Identitätsdiensten wie Twitter oder Facebook). Und dann könnt ihr diese Informationen auch wahlweise anderen Menschen in der virtuellen Welt zeigen, unabhängig an welchem ​​Ort / auf welchem Server ihr euch gerade aufhaltet. Ihr müsst diese Angaben zwar nicht machen, aber es wird sich hoffentlich für viele Menschen als nützlich erweisen und eine der Möglichkeiten sein, mit denen wir in der Lage sind, Geld als Firma zu verdienen.

Gedanken zu dieser eingeschlagenen Richtung sind willkommen. Die Einzelheiten zur Idendität in virtuellen Welten sind etwas, das wir in einem offenen Forum untersuchen und entsprechend hinterfragen werden, in der gleichen Art und Weise, wie wir schon gemeinsam so Dinge wie SSL und OAuth für das Web erarbeitet haben. Wir werden nach Möglichkeiten suchen, diese Veranstaltungen und Diskussionen zu organisieren, während sich die Dinge weiterentwickeln.

Quelle: Identity in the Metaverse

Links:
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Anm.:
Also, wenn ich das richtig deute, wird High Fidelity auf der eigentlichen 3D-Ebene kein zentrales System und kein Walled Garden sein. Es klingt für mich etwas nach der virtuellen Welt, die sich viele Leute immer wieder gewünscht haben. Nämlich mit einer Struktur, die der des Internets entspricht. Jeder kann einen Server in das Netzwerk hängen und die Simulationssoftware darauf laufen lassen. Selbst die Sicherheitseinstellungen bleiben jedem selbst überlassen. High Fidelity (und als Investor damit auch Linden Lab) wird mit einigen globalen Kerndiensten aus im Hintergrund agieren.

Und da Rosedale auch erwähnt, dass sie mit ihren Verwaltungsdiensten versuchen wollen, Geld zu verdienen, dürfte in Zukunft der Preis für virtuelles Land / virtuellen Raum allein von den beteiligten Serverbetreibern bestimmt werden. Also praktisch so, wie heute in OpenSim.

Wichtig aus meiner Sicht ist, dass Philip erwähnt hat, dass man selbst entscheiden kann, wieviel Identität man in High Fidelity angibt. Wer will, kann genau wie in SL auch nur mit Pseudonym unterwegs sein. Dann wird man zwar nicht mehr auf alle angeschlossenen Server kommen (weil es bei einer solchen Plattform natürlich auch facebookisierte Bereiche geben wird), aber je nachdem wie groß die "anonyme" Restwelt dann sein wird, kann man vielleicht gut damit leben.

Ich bin jedenfalls schon ziemlich gespannt, wie HF mal werden wird.

3 Kommentare:

  1. Habe ich was verpasst oder wo ist zu finden, dass Linden Lab ein Investor ist?
    Zitat:
    "Euren Namen weiterzugeben ist ein wichtiger Teil beim Aufbau von Vertrauen und beginnt oft mit einem Handschlag... "Hallo, mein Name ist Philip". Es ist wichtig, dass wir die Entscheidung kontrollieren, wann und mit wem wir das tun."

    Klingt nicht nach Facebook als Kaufanwärter ;)
    Aber Facebook schafft's ja noch immer, dass Grundsätze über Bord geworfen werden.

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    1. Sorry, streich den ersten Satz ...http://highfidelity.io/company

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    2. Jo, diese Investor-Seite von High Fidelity ist etwas tricky. Wer da nicht drauf kommt, mit der Maus immer weiter nach unten zu scrollen, der sieht nur den Audioplayer (der bei mir aber irgendwie nichts abspielt).

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