Donnerstag, 3. Juli 2014

Infos zum inworld Meeting mit Oz und Pete Linden (2. Juli 2014)

Am 2. Juli um 7am SLT (16 Uhr MESZ) gab es im Firestorm Auditorium auf der Support-Region des gleichnamigen Viewers eine Diskussionsrunde mit Jessica Lyon und Lette Ponnier (beide vom Firestorm Team), Oz Linden (Technischer Leiter für Second Life) und Pete Linden (Leiter für Kommunikation in Second Life). Das Thema drehte sich dabei um unser heute schon vorhandenes Second Life. Die neue virtuelle Welt von Linden Lab, die in etwa zwei Jahren starten soll, stand ausdrücklich nicht zur Diskussion. Es ging im Wesentlichen darum, bestehende SL-Nutzer darüber zu informieren, was für Second Life in Zukunft alles geplant ist.

Im Hauptteil stellt Jessica zunächst ihre eigenen Fragen an die beiden Lindens. Nach ca. 37 Minuten beginnt dann Lette einige Fragen aus den Kommentaren im Firestorm Blog vorzulesen.

Ich fasse hier nur die wichtigsten Aussagen von Oz und Pete zusammen, die insgesamt ziemlich offen auf die Fragen geantwortet haben. Zunächst noch einmal die Aufzeichnung als Video:

Inworld Special: The Future Of Second Life




Aussagen aus der Diskussion:

Gleich die erste Frage von Jessica geht an Pete Linden und lautet, ob es irgendwelche Pläne gibt, Second Life abzuschalten. Die Antwort von Pete: Nein, es gibt dazu keine Pläne. Dafür gibt es Pläne, Second Life weiter zu verbessern. Dies bekräftigt er noch einmal, nachdem Jessica fragt, was er der SL-Community gerne sagen würde. Zusätzlich sagt er, dass SL noch eine lange Zukunft hätte.

Jessica ist der Ansicht, dass sich viele Leute über Linden Lab so aufregen oder wütend sind, weil ihnen Second Life etwas bedeutet. Wäre ihnen Second Life egal, würden sie auch nicht meckern. Oz Linden sieht das genauso und er sagt, dass ihm die Meinungen der Nutzer wichtig sind.

Jessica fragt nun, ob generell in den letzten zwölf Monaten bereits weniger Personal für Second Life gearbeitet hat, da aus ihrer Sicht weniger Viewer-Code veröffentlicht wurde. Das bestätigt Oz Linden indirekt, ohne auf genaue Zahlen einzugehen. Er sagt nur, dass LL einige Entwickler bereits vor einigen Monaten für die neue Plattform eingeteilt hat. Dennoch ist Oz der Meinung, dass die übrige Mannschaft immer noch sehr aktiv am aktuellen SL arbeitet und dass man gerade einige der wichtigsten Funktionen von SL verbessern würde.

Jessica bestätigt die Aussage von Oz, indem sie die Veröffentlichungen der Projekte in den letzten Monaten aufzählt: Materialsystem, Fitted Mesh, serverseitiges Avatar Baking, Projekt Interest und noch einige mehr. Jessica sagt, dass LL auch mit dem schon verkleinerten Entwicklerteam gute Ergebnisse erzielen konnte.

Oz fügt diesem Thema noch hinzu, dass man auch mit dem nun etwas kleineren Team die regelmäßigen Selektionsrunden fortsetzt, bei denen die jeweils nächsten Projekte für die Entwicklung ausgewählt werden. Es gibt im Augenblick eine lange Liste mit möglichen Projekten. Daraus werde man die mit dem größten Nutzen für SL heraussuchen. Oz sagt, dass man sich nun mit dem etwas kleineren Team eben mehr auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren will.

Oz sagt ebenfalls, dass die LL-Mitarbeiter nicht fix in "Second Life" und "Neue Plattform" aufgeteilt sind. Wenn jemand mit Erfahrung aus einem der Teams im jeweils anderen Team benötigt wird, steht dem nichts im Weg. Laut Oz ist das auch bereits geschehen. Im Grunde werden die Mitarbeiter bei beiden Plattformen immer dort eingesetzt, wo ihre Hilfe benötigt wird. Aus diesem Grund ist sein Team mal größer und mal kleiner.

Dann erzählt Oz ohne Nachfrage, dass er ziemlich erfreut über seine jetzige Aufgabe als technischer Direktor bei Linden Lab ist. Genau diesen Job habe er sich immer gewünscht.

Oz Linden
Und noch mal ein Kommentar von Oz zu seinem für SL zuständigen Team. Das Management von LL hatte ihn gefragt, wie viele Leute er benötigt, um SL weiterhin voranzubringen. Und Oz bekam exakt die Anzahl von Leuten, die er dem Management genannt hatte. Dabei konnte er auch weitgehend auswählen, wen er alles haben wollte. Es kamen sogar Mitarbeiter zu ihm und sagten, dass sie die neue Plattform zwar sehr gut finden, aber sie würden es bevorzugen, weiter für Second Life zu arbeiten. Und deshalb ist Oz der Ansicht, dass er ein engagiertes und begeisterungsfähiges Team leiten darf.

Nun wird mal wieder Pete gefragt. Und zwar, ob Linden Lab es ebenfalls so sieht, das man ein gewinnbringendes Produkt nicht einstellen sondern weiterführen sollte. Pete bestätigt das und sagt, dass SL die erfolgreichste virtuelle Welt ist, die es bisher gegeben hat.

Als nächstes wird Pete gefragt, ob Linden Lab sowohl SL als auch den Nachfolger parallel betreiben will, wenn die neue Plattform ein Erfolg wird und auch SL weiterhin Gewinn abwirft? Auch das bestätigt Pete. Er sagt, dass man aktuell plane, zwei Produkte für virtuelle Welten anzubieten. Linden Lab sei ja seit einiger Zeit bereits ein Unternehmen mit mehreren Produkten.

Nächste Frage an Pete: Was würde er denen sagen, die SL nun verlassen, weil sie aufgrund der aktuellen Situation kein Geld mehr für SL ausgeben wollen? Darauf sagt Pete, dass das neue Produkt noch lange nicht da ist. Alpha und Beta starten irgendwann nächstes Jahr und SL läuft parallel weiter. Aus seiner Sicht gibt es keinen Grund, SL jetzt zu verlassen.

Frage an Pete: Also hat sich für SL im Grunde nichts verändert? Pete bestätigt das. Die einzige Änderung wäre, dass Linden Lab nun offener bezüglich SL sein will.

Nun wird Oz gefragt, was demnächst an Neuerungen für Second Life geplant ist. Dazu sagt Oz, es gäbe einiges was sich gerade in Entwicklung befindet und in Kürze erscheint. Er erwähnt als Beispiel die Experience Keys Beta, die am Tag dieses Meetings dann auch im LL Blog angekündigt wurden. Oz sagt auch, dass er in Zukunft die Experience Keys noch für ausbaufähig hält.

Ein anderes laufendes Projekt ist der erneute Versuch, den Gruppenchat zu verbessern. Nachdem die letzten Versuche nicht so erfolgreich waren, schaut sich LL dieses Problem nun wesentlich genauer an. Unter anderem wird die Hardware aufgerüstet, auf der die Gruppenchat-Software läuft.

V.l.n.r.: Lette, Jessica, Oz, Pete
Wieder ein anderes Projekt beschäftigt sich zur Zeit mit der Anzeige von Webinhalten im Viewer. Da die alte Webkit-Lösung immer fehleranfälliger wurde, will man nun auf Chrome Embedded Framework wechseln. Damit sollte dann die "Web on a Prim"-Funktion wieder zuverlässiger laufen. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass auch Anzeigefenster im Viewer schneller arbeiten werden, die auf Webinhalte zugreifen (z.B. Profile und die Suche). Dieses Projekt zeigt laut Oz auch, was man damit gemeint habe, dass SL von der Entwicklung der neuen Plattform profitieren würde. Das Chrome Embedded Framework wurde nämlich zuerst für die neue Plattform ausgewählt und dann hat man entschieden, es auch in SL einzusetzen.

Die Änderung vom Webkit zum Chrome Embedded Framework ist laut Oz ein sehr umfangreiches Projekt, da sehr viele Bestandteile von SL damit verknüpft sind. Das bedeutet viel Arbeit und hohe Kosten. Oz weist darauf hin, dass LL sowas nicht machen würde, wenn sie SL in absehbarer Zeit aufgeben wollten.

Weitere geplante Verbesserungen für SL sind schnelleres Laden von Texturen und Mesh-Objekten. Dies soll vor allem durch die letzte Stufe des HTTP-Projekts erreicht werden, bei dem unter anderem das Pipelining eingeführt werden soll. Oz selbst hat bei LL seit mehreren Jahren darauf gedrängt, diese HTTP-Verbesserungen umzusetzen und die jüngsten Tests sind sehr vielversprechend.

Abschließend erzählt Oz, dass man vorhabe, in Zukunft offener und kommunikativer gegenüber der SL-Community zu sein. Man will früher den Nutzern mitteilen, woran man arbeitet und wie weit man damit ist.

Nun beginnt Lette Ponnier die Fragen zu stellen, die im Firestorm Blog in die Kommentare geschrieben oder im Chat des Livestreams eingetippt wurden.

Gibt es eine Änderung bei den Landgebühren?
Dazu nur die kurze Antwort: Es sind keine Änderungen geplant.

Was will LL wegen den Fehlern beim Texturspeicher im Viewer machen?
Antwort: Es sind zwei Änderungen zur Zeit im Test. Allerdings will LL damit behutsam sein, weil das bei bestimmten Hardware Konfigurationen auch nach hinten losgehen kann. Es geht um das Problem, dass aktuell nur 512 MB Grafikspeicher vom Viewer angesprochen werden können, egal ob die Grafikkarte nur eben diese 512 MB hat, oder aber 1, 2 oder 3 GB zur Verfügung stehen. Wenn die beiden Verbesserungen den Qualitätstest bestehen, werden sie in einem der nächsten Viewer enthalten sein.

Wird das Limit von 42 Gruppen in absehbarer Zeit angehoben?
LL untersucht, ob das geht. Im Grunde ist aber die Anzahl der zu verwaltenden Gruppen indirekt auch für den Lag im Gruppenchat mitverantwortlich. Im Augenblick gibt es keine konkreten Pläne zur Änderung der 42 möglichen Gruppen.

Oz (links) und Pete (rechts)
Werden virtuelle Landmarks in SL kommen?
Dies ist auf der Liste der Themen, die LL angehen möchte. Jeder im Lab hält das für eine gute Idee, aber es gibt noch keinen Termin für den Beginn der Entwicklung. (Anm.: Virtuelle Landmarken sind nicht mit einem Stück Land in SL verknüpft, sondern mit einem Nutzer. Zieht man zum Beispiel mit seinem Shop auf eine andere Region, bleibt die alte Landmarke zum Shop weiterhin gültig. Das erspart vor allem im SL-Business viel Arbeit, wenn sich Zielorte ändern.)

Werden Glücksspiele (Casinos) wieder erlaubt in SL?
Dazu gibt es keine Pläne und die Regelungen für SL werden nicht geändert.

Gibt es Pläne die Regelungen für Kinderavatare zu ändern?
Auch hier: Keine Pläne, keine Änderung des Regelwerks.

Wird es Verbesserungen für die inworld Suche geben?
Oz sieht kurzfristig keine Verbesserungen an der Suche, aber er meint, dass dieses Thema in einem der Projekte steckt, die man auf der Liste hat.

Werden die Nachnamen für Avatare wieder eingeführt?
Im Augenblick gibt es von LL dazu keine Aussage, aber Ebbe Altberg denkt über dieses Thema nach.

Nun gibt es gleich mehrere Fragen zum Thema: Was kann die SL Community tun, um SL voranzubringen? Was kann Linden Lab tun?
Oz antwortet nur aus der Sicht des Lab: LL wird weiter neue Funktionen zu SL hinzufügen und dies früher bekanntgeben als bisher. LL will auch häufiger solche Diskussionen wie diese hier veranstalten und mit den Nutzern die neuen Projekte besprechen.
Pete sagt, die SL-Nutzer sollen das machen, was sie die letzten 11 Jahre getan haben. Einloggen, Dinge erstellen, Shoppen gehen, Chatten, Freunde einladen auch mal SL zu besuchen.

Gibt es Pläne, das inworld Griefing zu beenden, bzw. härter zu bekämpfen?
Darauf sagt Oz, dass dies nicht in der Entscheidung des Entwicklerteams liege. Er könne dazu nichts sagen, solche Themen werden vom Governance-Bereich gelenkt. Nur wenn Griefer einen Exploit in Verbindung mit der SL-Software verwenden, wird das Entwicklerteam tätig. Und solche Probleme haben dann auch höchste Priorität.

Werden Viewer und Server in Zukunft genauso häufig aktualisiert, wie in der Vergangenheit?
Oz meint, das sei schwer zu sagen. Das kleinere Team legt den Fokus nun mehr auf die wichtigen Dinge. Aber das will man mit Nachdruck machen. Er sagt, die Community solle nach einer Zeit mal zurückmelden, ob sie den Eindruck habe, die Entwicklungen hätten sich verlangsamt.

Gibt es Pläne bei LL, den Servercode als Open Source Software zu veröffentlichen?
Dazu Pete Linden ganz kurz: Nein.

Quelle: [YouTube] - Inworld Special: The Future Of Second Life

Siehe auch:
>> Die Zukunft von Second Life: Fragen & Antworten mit Beteiligung von LL

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Anm.:
Gute Runde und erfreulich, dass Linden Lab das nun häufiger machen möchte. Viele Leute mögen Oz ja nicht besonders und halten ihn für arrogant und zu eigensinnig. Mein Gefühl ist, dass in der aktuellen Situation mit der gleichzeitigen Entwicklung einer neuen virtuellen Welt, Oz die beste Wahl für Second Life ist, die LL treffen konnte. Ich halte ihn für einen Enthusiasten, der versuchen wird, das "alte" SL weiter so zu verbessern, dass es auch nach dem Start der neuen Plattform noch attraktiv ist.

1 Kommentar:

  1. Nikira Naimarc4. Juli 2014 um 09:26

    Vielen Dank Maddy für die wieder sehr informative Zusammenfassung des Inworld-Meetings. Ich hatte mir die Aufzeichnung gestern auch noch mal angesehen und hatte teilweise mit meinen Englischkenntnisse Problem alles zu verstehen.

    Jedenfalls klingt die Aussagen der beiden Lindens schon mal recht positiv, auch wenn es scheinbar bei den Landkosten wohl immer noch keine Bewegungen geben soll.

    Die Niki

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