Samstag, 13. August 2016

Ebbe Altberg im Interview bei Constant Innovation

Donnie SC Lygonis / Quelle: Twitter
Am 9. August 2016, wurde auf Spreaker eine Podcast Sendung von Constant Innovation veröffentlicht, in der ein Interview mit Ebbe Altberg zu hören ist. Da sich Ebbe in der Sommerpause etwas rar gemacht hat und das Interview über 48 Minuten lang ist, habe ich ein paar Aussagen von Ebbe mal mitgeschrieben, auch wenn alles mehr oder weniger schon mal gesagt wurde.

Interviewt wurde Ebbe von Donnie SC Lygonis, der zusammen mit Deborah B Lygonis die Innovations- und Ideen-Schmiede Constant Innovation betreibt. Diese Firma in Kalifornien, führt zur Zeit eine Interviewserie durch, in der sie die Macher von neuen Startups und Technologien einladen. Ebbe Altberg war in dieser Serie der siebte Gast. Natürlich ging es in erster Linie um Project Sansar.

Zuerst erzählt Donnie, der wie Ebbe auch aus Schweden kommt, etwas über die Entwicklung der Virtual Reality Technik, die schon in den 1960er Jahren begonnen hat. Dann fragt er Ebbe nach seinem Werdegang. Ebbe hat 1984 Schweden verlassen und nach dem College in den USA, hat er bei Microsoft einen Job bekommen, wo er zwölf Jahre geblieben ist. Da das in den 1990er Jahren war, hat er in seiner Zeit an der ersten Version des Office Pakets mitgearbeitet, im Speziellen an Microsoft Word.

Von 2000 bis 2008 hatte Ebbe dann bei Ingenio Inc. gearbeitet, einer Tochter des US-Telekommunikationsriesen AT&T, wo er einen Marktplatz für Informationen betreute. Dann folgte von 2008 bis 2012 der Arbeitgeber Yahoo, für den Ebbe zwei Jahre in Europa tätig war (London und Schweiz). Die anderen zwei Jahre verbrachte Ebbe dann wieder in San Francisco, wo er alle Medienprodukte von Yahoo weltweit betreute. Letzte Station für Ebbe vor Linden Lab, war dann eine kleine Firma mit dem Namen BranchOut, bei der er als Manager das operative Geschäft der Firma leitete.

Dann erzählt Ebbe, dass er seit zweieinhalb Jahren bei Linden Lab arbeitet und er erklärt erst einmal, was Second Life eigentlich ist. Für alle Podcast-Hörer, die SL noch nicht kennen sollten. Er erzählt auch, dass er einige Tage vor diesem Interview, auf dem SL13B war und dort inworld an einer Talkshow teilgenommen hatte. Also wurde die Podcast Sendung irgendwann Anfang Juli 2016 aufgezeichnet. Auf jeden Fall betont Ebbe, dass es ganz praktisch ist, in Second Life ein Interview zu geben, da er das von seinem eigenen Schreibtisch aus machen kann und er nicht irgendwo anreisen muss.

Ebbe Altberg / Quelle: Twitter
Der erste interessante Teil beginnt dann, nachdem Donnie fragt, warum nicht mehr Geschäftsleute auf der Welt diese Vorteile von Second Life nutzen und virtuelle Konferenzen durchführen. Ebbe antwortet darauf, dass SL schon 13 Jahre auf dem Buckel hat und es nicht gerade leicht ist, dort eine virtuelle Konferenz durchzuführen. Es verlangt den Nutzern eine Menge Arbeit ab, alle technischen Hilfsmittel, die notwendig sind, richtig zu bedienen. Einfach nur einen Knopf am Headset zu drücken, um zu starten, ginge in SL nicht. Die SL-Bewohner haben gelernt, mit diesem Aufwand zu leben und für sie ist das ganz normal. Aber für die meisten Menschen, die noch nicht in SL unterwegs waren, ist dieser Aufwand für eine virtuelle Konferenz (oder ein Meeting) einfach zu hoch.

Dann erwähnt Ebbe kurz, dass bei Linden Lab aktuell 220 Mitarbeiter beschäftigt sind. Das sind ein paar weniger als bei den letzten Aussagen.

Nun fragt Donnie, ob Linden Lab in Second Life überwacht, was die Leute dort machen. Ebbe sagt dazu, dass ein gewisses Maß an Kontrolle notwendig wäre. Überall, wo Menschen Freiheiten haben, gibt es einige, die versuchen, die Grenzen des Erlaubten zu überschreiten. Das müsse Linden Lab verhindern, um mit den US-Gesetzen konform zu bleiben. Als Beispiel nennt er Glücksspiel. Es gibt wohl aktuell immer mal wieder Leute, die in SL versuchen, ein Spielcasino aufzubauen. Doch erlaubt sind eben nur noch Geschicklichkeitsspiele, bei denen nicht Glück, sondern Nachdenken den Spielverlauf bestimmt.

A walk along the pier
Second Life / Quelle: Linden Lab auf Flickr
Dann wechselt man auf das Thema Project Sansar. Ebbe sagt, dass es heute hauptsächlich VR-Demos oder kurzweilige VR-Spiele gäbe, bei denen die Leute das mal kurz ausprobieren können. Aber Anwendungen oder Applikationen, in denen man viel Zeit verbringen möchte, sind aktuell noch sehr rar. Genau da will Linden Lab sein Project Sansar platzieren. Ebbe vergleicht Sansar auch eher mit einer MMO als mit einer virtuellen Welt. Er sagt, dass mit Sansar ein Laie eine MMO in kurzer Zeit erstellen könne, wofür ein professionelles Studio oft Jahre bräuchte. Und die Nutzer, die sich bevorzugt in Sansar einloggen werden, sind nach Ebbe wohl weitgehend diejenigen, für die Second Life zu kompliziert ist.

Der zweite interessante Teil im Interview folgt, als Donnie fragt, wie einfach es in Sansar sein wird, seine eigene Welt (oder Experience) zu erstellen. Darauf sagt Ebbe, dass es im RL so wäre, dass die wenigsten ihre Kleidung, Wohnungseinrichtung oder Arbeitsplatzumgebung selbst herstellen würden. Stattdessen kauft man die Sachen und richtet sich dann individuell ein, so dass es sich eben wie etwas Eigenes anfühlt. Und so soll es auch in Sansar laufen. Das Erstellen von Objekten sei schon etwas schwierig und nur die wenigsten würden das mit den entsprechenden Programmen hinbekommen. Aber es soll für fast alle Wünsche einen Marketplace geben, auf dem man sich die Objekte besorgen könne, die man zur Gestaltung der persönlichen Umgebung bräuchte.

Es sieht also immer mehr danach auch, dass Linden Lab bei Sansar das inworld Bauen oder das schnelle Hochladen von einzelnen Objekten, nicht so wirklich unterstützen will. Bei Sansar soll wohl der Konsum im Vordergrund stehen, bei dem LL dann an jeder Transaktion mitverdienen kann.

Project Sansar / Quelle: Video von Linden Lab
Dann folgt eine längere Diskussion, ob sich in Zukunft eher VR (Virtual Reality) oder AR (Augmented Reality) durchsetzen wird. Ebbe ist der Ansicht, dass beides parallel genutzt werden wird. VR wird dabei eher zur Simulation von Umgebungen benötigt, die man im RL nicht ohne weiteres erzeugen kann. Und AR wird sich mehr und mehr bei der Bereitstellung von Informationen durchsetzen. Zum Beispiel die neuesten Sportergebnisse in der Sonnenbrille am Strand einblenden.

Der Start der geschlossenen Sansar Beta war zum Zeitpunkt des Interviews immer noch für den August 2016 vorgesehen. Laut Ebbe haben sich mehr als 5.000 Nutzer für die Beta angemeldet. Er sagt aber auch, dass man bei der Auswahl darauf achten wird, dass nur die Leute Zugang erhalten, welche die richtige Hardware nutzen, die geigneten Fähigkeiten für die Plattform mitbringen und die sich mit der Absicht angemeldet haben, in Sansar etwas zu machen und nicht nur mal schauen wollen.

Als offiziellen Start von Sansar, nennt Ebbe immer noch den Januar 2017. Allerdings mit dem Hinweis, dass der Start nur der Beginn der Reise wäre und diese Plattform sich erst einmal genauso entwickeln muss, wie es einst bei Second Life der Fall gewesen ist.

In den letzten zehn Minuten erzählt dann Ebbe, wie toll VR in den nächsten Jahren werden wird und das LL dafür gut gerüstet ist. Viele würden aktuell versuchen, eine spezielle VR-Anwendung für ein spezielles VR-Erlebnis zu erstellen. Sansar wird ein Baukasten sein, in dem alle diese Anwendungen mit wenig Aufwand erstellt werden können.

Nach dem Interview erzählt Donnie noch, dass er nach dem Gespräch mit Ebbe bei Linden Lab eine Demo von Sansar ausprobieren konnte. Und er hält es für die fortschrittlichste VR-Anwendung, die zu Zeit verfügbar ist. Vor allem, dass man mit VR-Brille seine eigenen Hände virtuell sehen kann, wurde in Sansar besser umgesetzt als in anderen VR-Anwendungen.

Wer will, kann sich das Interview auch hier durch Klick auf den Play-Button anhören:

Episode 7, Ebbe Altberg, Virtual Reality Snowball Champion




Links:

4 Kommentare:

  1. Darauf sagt Ebbe, dass es im RL so wäre, dass die wenigsten ihre Kleidung, Wohnungseinrichtung oder Arbeitsplatzumgebung selbst herstellen würden. Stattdessen kauft man die Sachen und richtet sich dann individuell ein, so dass es sich eben wie etwas Eigenes anfühlt.Aber es soll für fast alle Wünsche einen Marketplace geben, auf dem man sich die Objekte besorgen könne, die man zur Gestaltung der persönlichen Umgebung bräuchte.
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    ein Pardies für Contentersteller
    ich würde mal sagen,dass gerade das selbst Erstellen versch.Dinge den Reiz für Viele ausmacht,sich bei SL einzulogen
    nach all diesen Aussagen frag ich mich doch ,wozu dieses Sansar überhaupt entwickelt wird,möglicherweise für Pokèmon Jäger

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  2. Anidusa Carolina13. August 2016 um 19:04

    Das ist ja mal wieder spannend und bestätigt mir eigentlich alles was ich bisher vermutet habe.
    Tja Reini, jedenfalls nicht um SL zu ersetzen. Meines Erachtens zielt LL hauptsächlich auf die Wirtschaft, auf Unternehmer und auf Menschen die eine Platform für virtual education benötigen.
    Und klar, Land soll ja super billig werden........dann muss der Profit für LL woanders her kommen. Und zwar von all den Usern die Möbel, KLeidung usw. benötigen. Kein Wunder das nur ausgewählte Leute in die Beta dürfen......denn wenn LL nicht vorab sicher stellt, dass am Anfang ein Mindestmass an schönem Content zur Verfügung steht, dürfte die Durststrecke bis es sich rechnet ziemlich lang werden.

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    1. und das Land wird dann mit zusammengekauften Einheitsbrei zugestellt,da dürfte im Vergleich zu SL doch einiges an Kreativität auf der Strecke bleiben
      wie dem auch sei,man wird sehen wohin die Reise geht
      wenn sich LL einen wirtschaftlichen Mehrwert damit erwartet,würden mich doch die Geschäftszahlen des Unternehmens mal interessieren
      warum man sich da selbst nach 13 Jahren so bedeckt hält,erschliesst sich mir nicht ganz

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  3. Es läuft wahrscheinlich tatsächlich darauf hinaus, dass das eigene kreative Werkeln in Sansar nur über große Hürden (Wissen, Erfahrung und Software) möglich ist. Gerade das finde ich ja faszinierend an SL.

    Ok, ich kann wahrscheinlich weiterhin das Land wie bisher mit gekauften Sachen selbst gestalten, aber individuell selbst Objekte zu erstellen scheint dann wohl in Sansar nicht ohne weiteres möglich sein.

    Schade, schade, schade...

    Die Niki

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