Sonntag, 13. April 2014

Ebbe Linden auf der VWBPE 2014

Nachdem am Mittwoch Philip Rosedale auf der VWBPE eine Keynote gehalten hat, kam gestern Ebbe Altberg (als Avatar Ebbe Linden) in das Amphitheater. Von der Anzahl der Besucher war es in etwa ähnlich voll wie bei Rosedale (also ca. 200 Avatare) plus noch einmal 150 Leute, die den Livestream im Web verfolgt haben. Ich habe auch nicht mehr so viele Fotos hier eingebettet, denn bis auf den anderen Redner sah es in der Arena eigentlich genauso aus, wie schon am Mittwoch.

Ebbe Linden
Die Rede von Ebbe war wesentlich kürzer als die von Philip, dafür war die nachfolgende Phase mit den Fragen und Antworten wesentlich länger. Insgesamt hat sich Ebbe im offiziellen Teil fast 90 Minuten Zeit genommen und danach hat er noch mit einigen Besuchern im kleinen Kreis weiter diskutiert, wie man auf einem Foto von Daniel Voyager sehen kann. Und was ich heute noch bei Jo Yardley gelesen habe: Der Avatar, den Ebbe gestern bei seinem Auftritt benutzt hat, gehört zu den neuen Startavataren, die in Kürze bei der Account-Erstellung und im Viewer eingeführt werden sollen.

So, nun folgt wieder eine Zusammenfassung der Aussagen von Ebbe. Zu Beginn wurde er von Phelan Corrimal vorgestellt und im Chat hat wieder Gentle Heron für die Textversion von Ebbes Worten gesorgt.

Gleich zu Beginn sagt Ebbe, dass er nur wenige Dinge selbst äußern will und lieber im Anschluss die Fragen der Besucher beantworten möchte, da er nicht zum Erzählen sondern zum Lernen gekommen sei. Den Lern- und Bildungsbereich bezeichnet Ebbe als wichtigen Partner von SL. Dieser Bereich nutze die Umgebung auf eine andere Weise als der Hauptkonsument von SL, was für die Plattform aber sehr wichtig sei. Deshalb sei es in seinem Interesse, die Plattform so voranzubringen, dass der Bildungbereich das umsetzen kann, was er gerne möchte.

Vor ein paar Jahren hat LL den Fehler gemacht, die Verbindung zum Bildungsbereich zu trennen und die Preise für die Regionen zu erhöhen. Nun sei man aktiv dabei, diesen Fehler rückgängig zu machen. Dass mit den Preisen ist bereits behoben worden. Nun möchte Ebbe auch den Dialog wieder in Gang bringen. Dies betrifft sowohl die Vermarktung als auch die ToS-Integration des Bildungsbereiches. Und bezüglich der ToS arbeitet Linden Lab aktuell mit Anwälten zusammen, um wieder klarzustellen, dass den Erstellern auch das Erstellte voll und ganz gehört. Ebbe wiederholte dann erneut, dass LL nicht das Ansinnen habe, sich den Content der Nutzer für den eigenen Profit anzueignen. Das würde zwar in der aktuellen ToS so klingen, aber das war nie das, was LL eigentlich damit regeln wollte.


Ebenso sagte Ebbe, dass es gut für die Content-Ersteller wäre, wenn sie ihren Content exportieren könnten. Es sollte die Möglichkeit geben, Content nach SL hinein und auch wieder heraus zu bringen. Das ist die Herausforderung die LL zur Zeit gerade habe. Ebbe würde es gerne jedem SL-Nutzer recht machen, aber das sei sehr schwierig und man muss irgendwie versuchen, den bestmöglichen Mittelweg zu finden. Denn was dem einen gefällt, mag ein anderer nicht haben.

Für das Metaverse möchte sich Ebbe hauptsächlich um das "verse" kümmern und erst später um das "meta", während Philip Rosedale aktuell mehr das "meta" vorantreibt. "Verse" bedeutet in dem Sinne, zuerst muss die eigene Plattform in Ordnung sein und dann könne man sich darüber hinaus entwickeln (Stichwort "Interoperabilität").

Für SL sei es wichtig, die Zugänglichkeit für normale Nutzer einfacher zu machen. Auch die Stabilität der Plattform sei wichtig. Vieles wurde schon getan, aber vieles müsse auch noch getan werden. Viele Leute würden die Fortschritte nicht erkennen, die in SL bisher gemacht wurden, wie zum Beispiel die Qualität der Avatare und die Performance. Ebbe erwähnt, dass doch viele Leute gerade im Amphitheater seien und weder die Regionen noch die Avatare würden crashen. In Sachen Performance wird es aber noch weitere Verbesserungen geben. Es wird eine Zeit geben, in der plötzlich jeder merkt, dass sich in SL etwas verbessert hat. Auch die Kommunikations-Werkzeuge, die sozialen Verbindungsmöglichkeiten, die Baufunktionen, das Rendering oder die Suche auf dem Marketplace lassen sich noch verbessern.

Auch wieder im Publikum: Pete und Xiola Linden
Second Life ist heute eine der erstaunlichsten Plattformen auf dem Markt. Es gibt eigentlich nichts Vergleichbares, mit einem sicheren Marktplatz und einer vertrauenswürdigen Währung, die zudem noch stabil ist gegenüber dem Dollar. Das (sinngemäße) Bruttoinlandsprodukt von SL betrage hunderte von Millionen US-Dollar. Viele würden auch wieder Geld aus SL herausziehen und LL ist bemüht, dies durch Erfüllung der Compliance-Regelungen zu gewährleisten.

Dann kommt Ebbe kurz auf die Oculus zu sprechen. Eine verbesserte Version des Beta Viewers für die Brille wird in etwa einer Woche veröffentlicht. Und er sei ganz froh darüber, dass Facebook die Oculus gekauft hätte, denn das sei ein Signal dafür, dass virtuelle Realität wohl doch nicht nur ein Nischenmarkt sei. Deshalb will sich LL in Zukunft auch mit anderen neuen Technologien beschäftigen und für SL nutzbar machen, die vielleicht einmal den Massenmarkt erreichen.

Ebbe ist vom Rednerpult weg und näher zu den Besuchern gelaufen

Das war dann auch schon die vorbereitete Rede von Ebbe. Nun hat er die Fragen von den Besuchern beantwortet. Das kürze ich wieder etwas, indem ich nur die Antworten in Listenform aufzähle:
  • Ebbe weiß nicht, ob es wieder eine enge Zusammenarbeit mit einzelnen Communities aus dem Bildungbereich geben wird, aber man will definitiv den Dialog mit ihnen öffnen und verstärken. Wenn man weiß, was sie haben wollen, wird es geliefert.
  • Gruppen, die keine offizielle Ausbildungbescheinigung vorweisen können, könnten möglicherweise auf anderem Weg die 50% Tier-Reduzierung erhalten, wenn es inhaltlich passt (z.B. Builders Brewery). Es wäre allerdings schwierig, hier die richtige Entscheidung zu treffen.
  • Content-Ersteller sind für LL wichtig, denn sie machen SL überhaupt erst möglich.
  • Ebbe war bei seinem Start als CEO erschrocken darüber, wie die Kommunikation zwischen LL und den Nutzern verkümmert sei. Dies kannte er aus seiner letzten aktiven Zeit in SL (2005/2006) noch ganz anders. Also versuche er nun das alles wiederzubeleben.
  • LL will in Zukunft wieder mehr Transparenz bei seinen Entscheidungen zeigen und mehr auf die Rückmeldungen der Nutzer hören, um Dinge zu verbessern. Allerdings werde man auch eine gewisse Linie einhalten. LL kann nicht wöchentlich sein Vorgehen aufs Neue ändern.
  • Second Life wurde zu früh zu stark gehypt. Dann kam der unausweichliche Absturz. Und nun würden deshalb viele von außerhalb die guten Dinge in SL nicht mehr wahrnehmen. Das will LL versuchen zu korrigieren. Das aktuelle Interesse an VR sei dabei schon ganz hilfreich. Ebbe und Peter Grey sind derzeit am diskutieren, wann der richtige Zeitpunkt für eine Marketing-Aktion sein werde. Denn man will auch keine falschen Erwartungen wecken durch Werbung, die am Machbaren in SL vorbei geht.
  • Im Bereich der Finanzaufsicht sei man mit SL inzwischen weiter als so manche RL-Bank. Nun will man auch den Transfer von größeren Geldbeträgen (US$ oder L$) sicherer machen. Durch die Geschehnisse mit Bitcoin würden nun aber viele auch etwas genauer auf den L$ schauen.
  • Man würde auch gern den L$ als Währung außerhalb von SL verwenden, aber das sei unglaublich schwer wegen den Finanzregelungen im RL. Man führt zwar Gespräche, aber das ist eher eine langfristige Angelegenheit.
  • Open Source Entwicklung beim Viewer wird weiter unterstützt. Aber auch hier könne man es nicht jedem recht machen. Spezielle Viewer für Behinderte, oder für Nutzer von anderen Plattformen außerhalb von SL, seien von Seiten LLs nicht machbar. Da müsste die Open Source Community helfen.
  • Nebraska, ein SL hinter einer Firewall, das LL vor einigen Jahren einmal für viel Geld an Unternehmen und Unis verkauft hat, wird es wohl nicht noch einmal geben. Ebbe sieht aktuell keinen Markt dafür.
  • Mit High Fidelity will LL Erfahrungen austauschen. In einigen Wochen werde man Philip besuchen und sich alles zeigen lassen. Dinge wie Avatar-Körpersprache und niedrige Latenzzeiten könnten evtl. auch einmal in SL Einzug halten.
  • LL will den Export von Content aus SL nicht blockieren. Wenn es mit hauseigenen Mitteln oder über Drittprodukte machbar ist, dann ist das für LL ok, solange die Permissions eingehalten werden. Nur will man das Ganze nicht zu einfach machen, so dass es leicht wäre, den Content anderer Leute zu rippen.
  • Ein Teen Grid wird es in naher Zukunft nicht wieder geben. LL will sich die nächste Zeit erst einmal voll auf die Verbesserung des Main Grid konzentrieren.
  • Für das Mainland in SL gibt es laut Ebbe keine bestimmten Pläne in absehbarer Zeit. Es wird sich in gleichem Maße verbessern, wie das gesamte Grid.
  • Ebbe hat die Mitarbeiter von LL dazu ermutigt, öfter in SL einzuloggen. Wenn eine Gruppe aus dem Bildungbereich gerne einen Linden regelmäßig bei ihren Treffen dabei haben möchte, dann könnte man schauen, ob sich das einrichten lässt.
  • Es gibt insgesamt aber zu viele Interessengruppen in SL, um mit jedem eine direkte Kommunikation zwischen LL und Nutzern einzurichten.
  • Ebbe ist der Ansicht, dass der Kauf von Cloud Party durch Yahoo eine reine Aneignung von Talent uns Wissen war und dass sie kein Interesse an der Technologie haben.
  • Das SL Go Angebot von OnLive ist eine komplett eigenständige Geschichte dieser Firma. Sie nutzen den Open Source Viewercode und bauen ihn für ihr Produkt um. LL hat keine technische Mitarbeit bei OnLive, sondern der Austausch beschränkt sich auf Konversation.

Zum Schluss betont Ebbe noch einmal, dass LL zuhören und lernen will.
Nun wieder das Video mit der kompletten Rede:

VWBPE 2014 Keynotes: Ebbe Altberg




Heute Abend ist dann die VWBPE 2014 auch schon wieder zu Ende gegangen. Sicher wird man morgen in einigen englischen Blogs noch etwas zu den heutigen Keynotes und Panels lesen. Ich war allerdings den ganzen Tag außer Haus, deshalb wird von mir nichts mehr kommen. Die zwei Veranstaltungen die ich besucht hatte, waren aber beide gut und vor allem sehe ich die Zukunft von SL mit einem CEO wie Ebbe durchaus positiv.

2 Kommentare:

  1. Es war für mich schon etwas besonderes an dieser Veranstaltung teilzunehmen, obwohl ich einen großen Teil leider aufgrund eines technischen Problems meines Notebooks versäumt habe. Aber Dank Maddys Bericht bin ich wieder voll informiert.

    Man hat die - ich glaube begründete Hoffnung - dass sich LL jetzt (wieder) mehr auf die Nutzer zubewegt, auch wenn LL es - wie im Vortrag von Ebbe erwähnt - nicht jedem Nutzer Recht machen kann. Und die Herangehensweise , die Ebbe erwähnte, um SL wieder mehr Auswirkung zu verleihen finde ich richtig.

    Die
    Niki

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  2. Vielen Dank Maddy für Deinen ausführlichen Bericht. Was wäre ich doch sl-technisch "hinter dem Mond" ohne den täglichen Blick auf Deine Seite. L.G. Magdalena

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