Montag, 4. November 2019

Linden Lab entlässt mehr als 20 Sansar Mitarbeiter

Quelle: Sansar
Sowohl auf New World Notes als auch im Blog von Ryan Schultz wurde heute gemeldet, dass Linden Lab etwa 20 Mitarbeiter aus dem Sansar Team entlassen hat.

Angedeutet hat sich das bereits am Freitag, als ein zuvor abgesagtes Inworld-Treffen mit Sansar Nutzern dann kurzfristig doch durchgeführt wurde. Dieses Treffen kann man sich hier auf Twitch ansehen. Allerdings wurden während dem Treffen nur Andeutungen gemacht, ohne konkrete Aussagen.

Wagner James Au schreibt, er könne die Aussagen von Ryan Schultz bestätigen, dass Linden Lab mehr als 20 Mitarbeiter entlassen hat, die für Sansar gearbeitet haben. Darunter einige Langzeit-Lindens, die ihren Job bei Linden Lab mit Second Life begonnen haben, lange bevor Sansar erschienen ist. Sie hatten eben das Pech, in das Sansar‑Team versetzt zu werden.

Wagner fragte auch einen Pressesprecher von Linden Lab, was es mit den Entlassungen auf sich hat. Dieser antwortete nur ganz knapp:
"Derzeit geben wir noch keinen Kommentar, aber wir entwickeln Second Life und Sansar weiter und freuen uns über die vielen neuen Partnerschaften und Features, die 2020 auf den Markt kommen!"

Wagner schreibt weiter, dass diese Aktion von Linden Lab abzusehen war. Bereits im Februar 2018 wurden 12 Mitarbeiter entlassen und seitdem konnte Sansar, trotz Marketingkampagnen, seine Nutzerzahlen kaum steigern. Sie liegen immer noch im niedrigen dreistelligen Bereich (also so etwa 100 bis 200 Nutzer).

Wagner ist der Ansicht, dass Sansar trotz der Reduzierung von Ressourcen nicht abgeschaltet werden soll. Die verbleibende Rumpfmannschaft wird sich auf die Ausrichtung von Events konzentrieren und eventuell wird Sansar in ein Spin-off-Unternehmen ausgegliedert und unabhängig von Linden Lab geführt.

Quelle: Sansar Product Meetup vom 01.11.2019 / Twitch
Im zweiten Teil seines Artikels schreibt Wagner, was seiner Ansicht nach die Gründe für das Scheitern von Sansar sind. Das wiederhole ich hier nicht detailliert, denn es sind genau die Gründe, die fast jeder aufzählt, der die Entwicklung von Sansar kritisch beobachtet hat.

Zu der wiederholten Neuausrichtung des Schwerpunkts von Sansar, jetzt eben auf Live-Events, zitiert Wagner den Sansar Ersteller Gindipple:
"Sie haben jetzt so oft die Richtung gewechselt. Sie improvisieren und hoffen, dass es funktioniert. Ich habe die Hoffnung vor einer Weile aufgegeben, also ist es mir jetzt egal. Sie haben eine Menge guter Leute bei diesen Entlassungen verloren, einige sind zu SL zurückgegangen, aber viele sind einfach weg. Und das Schlimme ist, wenn ein Unternehmen so etwas tut, kommen die verbleibenden Leute jetzt bestimmt hoch motiviert zur Arbeit."

Soweit die Ausführungen auf New World Notes. Wie Wagner schreibt: Sansar ist (noch) nicht ganz den Bach runter gegangen. Vielleicht klappt die Idee mit der Fokussierung auf Events ja doch noch. Aber alle, die bisher viel Herzblut in Sansar gelegt haben, fühlen sich sicher vor den Kopf gestoßen. Und damit meine ich die Ersteller von Experiences und Content, die einmal angenommen hatten, Sansar würde sich zum Nachfolger von Second Life entwickeln.

Mal sehen, wo die Reise hingeht. Und ob Linden Lab auch eine öffentliche Stellungnahme zu diesen "Anpassungen" herausgibt. Wenn sie das machen, werde ich das hier im Blog natürlich weitergeben.

Links:

5 Kommentare:

  1. Also bitte, immer diese Unken-Rufe! Es gäbe da vielleicht noch einen letzten Ansatz, den keiner so gerne anspricht ;D.

    Auch wenn alle anderen Konzepte versagen (und dazu zählt mit Sicherheit demnächst auch die "Fokussierung auf Events"), eines würde immer ziehen: Erotik.

    "Sex sells", sagt man, und sein wir ehrlich, es ist ja auch so. Wäre Second Life wie wir es heute kennen ohne die ganzen Adult Sims und die Adult Inhalte denkbar? Wäre LL auch ohne diese Inhalte und Optionen mit Second Life soweit gekommen? Vermutlich eher nicht.

    Vermutlich kann der Mainstream-Durchbruch für VR-Technik - wenn überhaupt - auch nur in diesem Bereich gelingen. Andere Inhalte folgen dann. Diese "Innovations-Reihenfolge" kennen wir doch schon aus Zeiten der Entstehung des Internets xD.

    Aber Linden Lab fürchtet diesen ganzen "Rotlicht"-Bereich ja wie der Teufel das Weihwasser. Weil darin natürlich immer die Gefahr eines immensen PR-Alptraums liegt.

    Aber bevor sie es am Ende komplett einstampfen, wäre das vielleicht die letzte Option, mit einer Marketing-Kampagne die gezielt in diese Richtung zielt. Muss ja nicht gleich mit einer Brechstange passieren, könnte man auch subtil versuchen ;).

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das mit dem Sex wurde schon von vielen Sansar Kritikern vorgeschlagen. Aber Linden Lab hat seit dem Start der offenen Beta so konsequent auf den PG-Bereich gesetzt, dass Adult Inhalte gar nicht so einfach umzusetzen wären. Das fängt an bei den Standard-Avataren, die keine Genitalien haben und bei denen Unterwäsche ein fester Bestandteil der Skin ist. Das geht weiter mit dem Content, der ebenfalls durch strikte Überwachung des Store keine Adult-Inhalte enthält. Und das endet mit den fehlenden Animationen. Denn VR mit Bewegungssensor hin oder her, ohne Animationen für die "special cases" ist kein Sex in Sansar vorstellbar.

      Dazu kommt noch, dass es unter den (zugegebenermaßen wenigen) Nutzern von Sansar durch die PG-Einstufung auch einige im Non-Adult Bereich gibt. Laut ToS konnte man für Sansar einen Account ab einem Alter von 13 Jahren erstellen. Bei einer Neuausrichtung auf den Adult-Bereich müsste Linden Lab dann vorhandene Nutzer "entlassen". Das wäre medientechnisch ein schlechter Zug.

      Ich bin ja auch öfter mal in Sansar unterwegs gewesen. Zuletzt bei Einführung des Nexus als Quest-Zentrale. Für mich ist diese Plattform zu weit entfernt von einem immersiven Erlebnis. Verwirrende Steuerung, Plastik-Look beim Content, elend lange Ladezeiten, kein durchgängiges virtuelles Land (Mainland), keine brauchbaren Vehikel, umständliches User Interface, usw. Da ist es im Grunde egal, auf was sich Linden Lab in Zukunft fokussieren will. Aus meiner Sicht ist die Entwicklung von Sansar ein Fehlschlag gewesen, der sich nicht mehr korrigieren lässt.

      Linden Lab hat ja Tradition darin, irgendwelche Plattformen zu starten, in die falsche Richtung zu entwickeln und sie dann wieder einzustampfen. Patterns, Creatorverse, Versu, Dio, Desura. Ich fürchte, dass auch irgendwann Sansar dieses Schicksal erleiden wird. Leider mit einem wesentlich höheren Verlust für Linden Lab als bei den anderen Plattformen. Mit dem Geld, das in Sansar gesteckt wurde, hätte man die Technik und Software für Second Life auf ein wesentlich modernes Niveau bringen können.

      Löschen
  2. Es deutete sich ja schon in Deinen letzten Beiträgen zu Sansar an, dass der Fokus bei Sansar immer mehr in Richtung Eventplattform geht. Die Entlassung der Mitarbeiter ist für mich ein deutliches Zeichen des Zurück-Ruderns. Ist Sansar seiner Zeit voraus oder ist Linden Lab mit den falschen Stellschrauben an dieses Projekt herangegangen?

    Philip Rosedale musste ja auch mit HiFi vor Kurzem einige seiner Pläne begraben. Sind wir noch nicht bereit für virtuelle Welten oder ist die Technik noch nicht so weit entwickelt. Wir sind sicher auf dem Weg in Richtung "Oasis" im Buch/Film "Ready Player One", aber die Technik muss noch einiges zulegen, bis dieses Realität wird. Noch sind die Brillen zu unhandlich, noch kann man keine haptischen Anzüge bei Media Markt mal eben für 90 EUR kaufen.

    Erst wenn man solch ein Equipment so selbstverständlich wie eine Playstation kaufen kann, wird man aus dem fallengelassenen High-Tech-Schutt etwas hervorholen, was Hifi bzw. Sansar hieß und es weiterentwickeln und neu ausrichten. Denn inzwischen wird dann das immer noch in Betrieb befindliche Second Life so angestaubt sein, dass die Nutzer etwas Neues wünschen.

    Dann wird es auch ein Adult-Bereich in Sansar und Hifi geben, denn in diesem Punkt Koks recht.

    Die Niki

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Linden Lab hat nicht nur versucht, Sansar durch großangelegte Events zu pushen, sondern auch durch ihre letzten Neuerungen im Bereich Gaming, Quests und Avatar 2.0. Außerdem haben sie auch das Bewerben der VR-Brille als primäres Zugangsgerät verlassen und in den letzten Monaten vor allem das Desktop Nutzererlebnis verbessert. Aber scheinbar zeigen die aktuellen Statistiken, dass alle Änderungen keine neuen Langzeitnutzer anlocken. Denn Event-Besucher sind meist Kurzzeitnutzer, die wegen einem bestimmten Ereignis einloggen und ansonsten Sansar fern bleiben.

      Löschen
  3. Also das mit den 200 Usern denk ich mal ist ein wenig zu tief gegriffen es sind schon ein paar mehr - leider aber nicht so sehr viel. Dementsprechend sieht Sansar noch immer aus und es fehlen so viele Dinge dort die selbst MMOs mitbringen. Und ja ich geb den anderen Postern recht - eine Eventplattform brauchen wir nicht solange FACEBOOK in solchen Dingen die Nase weit vorn hat bei live TV und so. Das Prinzip selbst ist im Grunde gar nicht schlecht und auch die Grafik ist gut. Liegt auch viel an den Entwicklern selber wie sich objektmäßig alles entwickelt. Z.B. was sollen wir mit den unprofessionellen kaufbaren Avataren? Es gibt ne Genesis Serie die man da einfügen könnte z.b.. Und das Prinzip der 30km³ grossen virtuellen Welten ist auch okay - es ist (und soll auch nicht werden ) kein SL !!! Aber es ist eine sinnvolle Alternative die den Geldschauflern die im SL "Land" vermieten den Hand abdreht.

    Man kann viel aus SANSAR machen - aber auch SANSAR lebt nur von den Anwendern. Und von deren Kreationen.

    So wie es jetzt aussieht wirds wohl bald beerdigt (siehe TWINITY)

    AntwortenLöschen