Heute habe ich mal wieder ein Sahnestück von einer Regionsgestaltung. Ein Nachbau einer realen Stadt, die im RL genauso heißt wie die virtuelle Version in Second Life: "Skrunda-2". Man findet im Web viele Informationen zu dieser verlassenen Geisterstadt. Exemplarisch habe ich mal einen Link aus der Deutschen Allgemeinen Zeitung herausgesucht. Lest den Artikel, schaut euch die Fotos an und geht danach die SL‑Region besichtigen.
Skrunda-2 ist eine Full-Region mit 30k Prim-Upgrade und Einstufung "Generell". Der Owner ist Titus Palmira. Gestaltet wurde die Region jedoch vom bekannten Designer-Duo Megan Prumier und Sofie Janic. Die beiden haben schon viele Regionen gestaltet, die ich hier im Blog vorgestellt habe. Zum Beispiel Voodoo In My Blood, Little World oder Kiyori.
Der Landepunkt ist außerhalb der Stadt hinter einem Tunnel. Geht man um die Ecke, steht man vor einer Schranke. Dazu später noch mehr. Auf dem Weg zur Schranke öffnet sich ein Menü mit Buttons für Notecard, Landmarke, Flickr-Gruppe und Landgruppe. Der Gruppenbeitritt ist kostenlos und man erhält damit Rez-Rechte, die Berechtigung zu fliegen und man kann den festen Landepunkt ignorieren.
Im RL befindet sich Skrunda-2 fünf Kilometer nordwestlich der eigentlichen Stadt, die nur Skrunda heißt. Diese Stadt hat eine lange Historie und wurde zum ersten Mal im Jahr 1253 urkundlich erwähnt. Skrunda befindet sich in Lettland am Ufer der Venta. Bei der letzten Zählung hatte die Stadt 2236 Einwohner. Im Zweiten Weltkrieg lag die Stadt 1944 und 1945 im Frontgebiet. Nach der Eroberung Skrundas durch die Rote Armee begannen die sowjetischen Besatzer, lettische Bürger nach Sibirien zu deportieren.
Die sowjetische Armee errichtete 1965, zunächst unter dem Namen Skrunda-1, eine geheime Militärbasis mit einer Radaranlage vom Typ Dnestr-M, um ballistische Raketen zu erfassen, die von U-Booten der NATO gestartet wurden. Ende der 1970er Jahre folgte eine weitere Anlage vom Typ Dnjepr mit einer Reichweite von 4000 km. Alles zusammen war ein Teil des sowjetischen Frühwarnsystems gegen Angriffe von Langstreckenraketen. Bei einer der späteren Erweiterungen wurde die Anlage dann in Skrunda-2 umbenannt. Für die Soldaten der Station und deren Angehörige wurde eine abgeschirmte Siedlung samt Geschäften, Freizeiteinrichtungen, Schule, Kindergarten und Krankenhaus angelegt.
Vier Jahre nachdem die baltischen Staaten durch den Zerfall der Sowjetunion ihre Unabhängigkeit wiedergewonnen hatten, erklärte sich Russland 1994 bereit, seine Truppen aus dem Baltikum abzuziehen. Allerdings verlangte Russland zunächst, die Frühwarnanlage in Skrunda so lange weiterbetreiben zu dürfen, bis ein Ersatz in Russland bereitstünde. Mit einer solchen Regelung war Lettland aber nicht einverstanden. Am 30. April 1994 unterzeichneten Vertreter Lettlands und Russlands ein Abkommen über den Rechtsstatus der Radarstation Skrunda für die Zeit ihres befristeten Betriebs und der Demontage.
Dieser Vertrag gestattete den Russen, die Radaranlage in Skrunda – gegen eine Pacht von 5 Millionen US-Dollar jährlich – noch bis zum 31. August 1998 zu betreiben, mit der Verpflichtung, sie danach innerhalb von 18 Monaten abzubauen. Die Einhaltung des Vertrages wurde im Auftrag der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa von einem deutschen Luftwaffenoffizier vor Ort überwacht. Im Oktober 1999 war der Abbau der Station abgeschlossen und die letzten russischen Soldaten verließen Lettland.
Die Pläne mehrerer Investoren für eine weitere Nutzung des Geländes wurden
nicht umgesetzt. Die verbliebenen Gebäude verfielen, Skrunda-2 wurde zu einer
Geisterstadt, deren Ambiente und Kulissen viele Touristen und Filmschaffende
anziehen. 2015 erwarb die Stadt Skrunda das Gelände.
All diese Informationen habe ich von der
Wikipedia Seite zu Skrunda. Seit 1999 verfällt diese Stadt also, was ja eigentlich kein so langer Zeitraum ist.
Dennoch wirkt eine Besichtigung ziemlich postapokalyptisch. Der Nachbau in SL
ist sehr nah an dem, was man so im Web auf RL‑Bildern findet. Ich musste bei
meinem Rundgang auch ständig an Serene Footman denken (Furillen), der seit
fast einem Jahr nicht mehr aktiv war und der auch gerne solche skurrilen RL-Orte nachgebaut hat. Aber ich fürchte, dass er nicht
zurückkehren wird, denn er ist wohl schwerer an Krebs erkrankt.
In der sehr langen Notecard, die man am Landepunkt von Skrunda-2 erhält, steht
im Wesentlichen der Inhalt aus der englischsprachigen Wikipedia. Außerdem steht in der Notecard, dass man das vorgegebene Windlight verwenden soll. Doch
das ist stockdunkle Mitternacht. Für Fotografen ist das keine Option und in
der Flickr-Gruppe habe ich bisher nur ein Foto gesehen, das tatsächlich diese
Einstellung verwendet hat. Entsprechend sieht man auf dem Foto dann nichts.^^
Ich habe jedenfalls eine dunstige Einstellung ausgesucht, die mir für so eine
verlassene Stadt passend erschien.
In der Notecard stehen auch noch ein paar
Simregeln, die aber den üblichen "sei kein Idiot und belästige niemanden" Verhaltensregeln entsprechen. Kinder-Avatare sind jedoch, trotz Einstufung
"Generell", nicht erwünscht.
Bei einem Rundgang dürfte jeder passionierte SL-Fotograf in Schnappatmung verfallen. Bei mir war es so, dass ich gar nicht wusste, was ich zuerst fotografieren soll. Die Gestaltung ist interessant und surreal. Es gibt Industriebereiche, Wohnblöcke und einzelne Gebäude. Auch viele elektrische Stationen und jede Menge Antennen. Ein bisschen erinnert das auch an Prypjat, die Stadt neben dem Atomreaktor von Tschernobyl. Vor allem wurde gut umgesetzt, wie die Natur langsam die Stadt zurückerobert.
In den Artikeln zu Skrunda-2 steht fast immer, dass heute (zumindest bis zum
Beginn der Pandemie) viele Touristen in diese RL-Stadt reisen, um sie zu besichtigen. Ich finde, dass es in SL fast genauso viel Spaß macht. Ohne
Reisestress und ohne Corona. Diese Region wäre auch für ein Destination Video
von Draxtor Depres sehr geeignet.
Ich füge unter den Links noch ein kurzes Video von Randonee Noel ein. Sie hat eine helle Nachteinstellung verwendet und hält sich damit annähernd an die Vorgabe. Aber bei mir im Viewer war die Vorgabe eben
noch wesentlich dunkler.
>>
Teleport zu Skrunda-2
- Flickr-Gruppe zu Skrunda-2
- Flickr-Fotostream von [Palmira]
- Flickr-Fotostream von Megan Prumier
- Flickr-Fotostream von Sofie Janic
- [Wikipedia] - Skrunda
- Weitere Bilder und Blogposts auf SL Destinations (Annie Brightstar)
... midnight explorers ...
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