Quelle: SecondLife Official / Flickr |
Am Freitag, den 26. Februar 2021, gab es in der Lab Gab Folge 44 ein Interview mit Oz und Grumpity Linden. Es ging zum einen um den Stand der Cloud-Migration von Second Life, zum anderen wurden eingereichte Fragen von SL-Nutzern beantwortet (oder zumindest wurde zur Frage irgendwas gesagt, auch wenn es nicht direkt eine Antwort war).
Und schließlich war diese Lab Gab Episode auch der letzte Auftritt von Oz Linden als Mitarbeiter von Linden Lab. Nun ist er bereits im Ruhestand. Aus diesem Grund hat eine große Anzahl von Lindens eine letzte Zusammenkunft organisiert, die man im letzten Viertel der einstündigen Show ansehen kann. Taschentücher nicht vergessen, denn das Ganze war eine sehr emotionale Angelegenheit.
Unter den vorgelesenen Fragen waren auch alle drei, die ich eingereicht hatte. Konkrete Antworten darauf gab es allerdings nicht. Und auch sonst wurde vieles gesagt, was eigentlich allgemein schon bekannt ist. Aus Zeitgründen fasse ich das deshalb stark verkürzt zusammen. Das wirkliche Highlight der Show war der Abschied von Oz ab Minute 46:22 im Video, das am Ende meines Beitrags auch eingebettet ist. Das kann man aber nicht zusammenfassen, sondern nur ansehen. Selten hat man vorher ein so familiäres Linden Lab gesehen.
Im ersten Abschnitt der Show sollen die beiden Gäste ein Update zum Stand der Cloud-Migration von Second life geben. Hier ein paar Aussagen von Oz und Grumpity:
Stand zur Cloud Migration
- Die offizielle Aussage lautet: Die Migration ist abgeschlossen. Das alte Serverzentrum von LL wurde abgeschaltet.
- Alle Dienste von Second Life laufen jetzt auf den Cloud-Servern von Amazon Web Services (AWS).
- Es gibt immer noch Arbeiten, die getan werden müssen. Eine davon ist die Reparatur des Land Stores, der seit 22. Dezember 2020 nicht genutzt werden konnte. Am 25. Februar wurde das Problem behoben, sodass der Land Store wieder online ist. Jedoch gibt es schon wieder ein Problem damit. Es dauert nun bis zu 24 Stunden, bis eine Region im Grid auftaucht, die jemand über den Store gekauft hat.
- Der nächste Fehler, der behoben werden soll, ist die Generierung der Kacheln für die SL‑Weltkarte, die seit 18. November 2020 defekt ist.
- Allgemein will man in Zukunft die Infrastruktur von SL in der Cloud verbessern und neue Funktionen hinzufügen. Der Schwerpunkt soll auf Optimierung der Performance und Senken der Betriebskosten liegen.
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Einige Entwickler untersuchen mit Programmen, wie sich die Second Life
Dienste in der Cloud verhalten, um zu verstehen, wo man Einstellungen
für Verbesserungen vornehmen kann.
Von links nach rechts: Strawberry, Oz und Grumpity |
Ab hier folgen nun die eingereichten Fragen von SL-Nutzern:
Gibt es Pläne, die Kosten von Regionen zu senken, nachdem nun SL in der
Cloud läuft?
Oz: Die Leute denken, dass SL in der Cloud dramatisch günstiger für uns ist. Das stimmt nicht. In unserem Servercenter hatten wir Server, die zum größten Teil vor 10 bis 12 Jahren gekauft wurden. Also haben sie seitdem nur die Wartung gekostet. Nun müssen wir für die aktuelle Hardware, die wir in der Cloud nutzen, direkt sofort bezahlen. Deshalb kostet uns Second Life zur Zeit mehr als vorher.
Aber wir haben nun bessere Möglichkeiten, Second Life zu verbessern und die Kosten zu senken. Das dauert aber einige Zeit. Und der Hauptfokus liegt darauf, SL zu verbessern und performanter zu machen.
Wann können wir damit rechnen, dass die SL-Karte wieder funktioniert? Und ist es möglich, dass dann auch Mesh-Strukturen auf der Karte richtig angezeigt werden?
Die Generierung der Karte ist vor langer Zeit erstellt worden, als es noch kein Mesh gab. Die aktuellen Bemühungen liegen darauf, den vorherigen Zustand der Karte wieder herzustellen, ohne zusätzliche Funktionen hinzuzufügen. Inzwischen funktioniert die Generierung einzelner Kacheln wieder. Es muss aber noch daran gearbeitet werden, bei größeren Landflächen (z.B. Mainland) die Kacheln zu einer Gesamtkarte zusammenzufügen. Wie lange das noch dauert, wurde nicht gesagt.
Es ist in Zukunft ein Projekt in Planung, mit dem die SL-Karte verbessert werden soll, indem man die Vorteile der Cloud nutzt.
Warum sind in den letzten 4 bis 6 Monaten so viele Dienste fehlerhaft gelaufen?
Hier wird etwas um den heißen Brei geantwortet. Zusammengefasst sagt Oz, dass die meisten Dinge bei der Migration gut gelaufen sind, aber einige eben nicht. Und alles war die Schuld von Oz (der ja nun nicht mehr bei Linden Lab ist ;)). Wichtig ist, dass SL-Nutzer in der JIRA einen Fehler melden, wenn sie einen finden.
Wird der 360 Snapshot Viewer, der seit 2016 unter den Project Viewern gelistet ist, jemals beendet?
Grumpity: Die Migration in die Cloud hat gezeigt, dass wir fest gesteckte Ziele erreichen können. Ich will in Zukunft offene Projekte bewerten und festlegen, was notwendig ist, sie zu beenden. Darauf basierend entscheiden wir, wie es weiter geht. (Anm.: Grumpity hätte Politikerin werden sollen...)
Was ist der aktuelle Status der mobilen SL-App?
Oz: Das hat länger gedauert als wir ursprünglich dachten. Der erste Grund dafür ist, dass wir zwar zunächst nur einen einfachen Textclient veröffentlichen, aber bereits eine umfangreiche Entwicklung in die App gesteckt haben, damit sie später einmal mehr Funktionen aufnehmen kann. Der zweite Grund ist der Freigabeprozess bei Apple, der Linden Lab dazu gezwungen hat, die Übertragung von Chat in der App zu ändern. (Anm.: Vermutlich geht es dabei um die Sicherheit der Privatsphäre.) Die Änderungen am Chat werden wahrscheinlich irgendwann auch in den normalen Viewer übernommen. Auch hier gibt es keine Angabe, wann die App letztendlich mal fertig wird.
Was haltet ihr von den neuen Besitzern von Linden Lab? (mehr Infos gibt es hier)
Oz: Ich habe die Herren bereits getroffen, speziell den Vorsitzenden des Boards (Brad Oberwager). Die neuen Owner sind begeistert von Second Life und bringen neue Energie in das Management. Sie äußern Ideen und der Vorsitz hat bereits mehrfach zu uns gesagt: "Macht das, was das Richtige für die SL-Bewohner ist".
Grumpity: Ich bin auch sehr begeistert von den neuen Ownern. Sie bringen neue Energie und Möglichkeiten. Es macht Spaß, mit ihnen zu arbeiten und die Möglichkeiten zu diskutieren, was man in SL alles besser machen kann.
Große Linden Abschiedsparty für Oz |
So ab Minute 24:15 geht Strawberry dann dazu über, eigene Fragen an Oz zu stellen, die seine Zeit bei Linden Lab betreffen. Es ist eine etwas ausführlichere Version dessen, was er schon in seinem Abschiedsbeitrag im SL‑Forum geschrieben hat. Und das hatte ich hier übersetzt. Deshalb verweise ich nur darauf. Wobei eine Sache fand ich noch ganz witzig: Bei Linden Lab wird immer noch das Motivationstool Love Machine verwendet, dass Cory Ondrejka in grauer Vorzeit mal entwickelt hat. Mit diesem Tool schicken sich Lab Mitarbeiter täglich kleine Meldungen mit Lob.
Oz (links) und Ebbe (rechts) |
Weitere Fragen, die während der Show im YouTube Chat eingegeben wurden, will Grumpity erst in einer weiteren Lab Gab Show beantworten. Wie eingangs schon erwähnt, teleportieren dann die drei Show-Teilnehmer ab Minute 46:22 auf eine Linden Lab Region, wo sich eine große Anzahl von Lindens versammelt hatten. Einige von ihnen verabschieden sich dann über Voice und fast jeder mit gebrochener Stimme oder gar unter Tränen. Das geht schon etwas unter die Haut. Es ist auch sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Avatare der Lindens sind. Ich finde es einfach nett, dass dieses Gathering in einem Video so festgehalten wurde. Hier ist es:
Second Life's Lab Gab - Oz & Grumpity LindenRelevante Links:
- [Echt Virtuell] - Oz Linden verlässt Linden Lab und geht in Rente
- [Echt Virtuell] - Wann wird endlich die Second Life Map repariert?
- [Echt Virtuell] - SL Blog: 2021 Update - Leben in der Cloud
Das Ende war tatsächlich sehr rührend. Jedoch verwunderte mich die Aussage, dass es nun mehr kosten würde. Wenn man eine Sim bei AWS, selbst 24/7. im On-Demand läufen lässt, wären das 7-31 USD im Monat je nach Leistung der Sim. Vllt. funktioniert der On-Demand service von AWS bei SL nicht oder die Hardware-Resourcen die für einen Simulator benutzt werden haben sich verändern, jedoch konnte ich dazu keine Quelle finden. Transparenz wär top. Ich bin es leid fast 300 USD im Monat für meine Sim zu bezahlen. Dabei wird es mir im Herzen Leidtun- ich bin seit 2008 in SL und habe endlich seit ein paar Jahren eine 30k Full Sim. Einfach nur fürs Bauen, für Freunde und um einen eigenes Stück Land zu haben was man komplett selber designen kann. Ich werde mich wohl in Richtung NeosVR orientieren.
AntwortenLöschenDas mit dem "teurer in der Cloud" ist eine Milchmädchenrechnung von Linden Lab. Oz sagte ja, dass die Server im eigenen Center fast alle 10 bis 12 Jahre alt waren. Solange die Server keinen Defekt hatten, haben sie für LL dann auch zehn Jahre keine weiteren Kosten verursacht, außer der Miete für das Server-Gebäude. Hätte LL seine alten Server bis zum Schluss auf dem Stand der Technik gehalten, wären die Kosten von SL in der Cloud bereits jetzt schon deutlich niedriger als auf der alten Hardware.
LöschenDurch diesen Vergleich (zehn Jahre haben die alten Server nix gekostet) waren die laufenden Kosten vor der Cloud-Migration im Schnitt pro Server natürlich unter den von dir erwähnten 7-31 USD im Monat bei Amazon. Wobei ich vermute, dass LL eher in Richtung 31 USD bezahlt, weil sie auch ein umfangreiches Support-Paket von Amazon dazu gebucht haben.
Das alles ändert aber nichts daran, dass LL absurd hohe Preise für ein paar Gigabyte an Serverplatz inkl. Wartungskosten verlangt. Ich kenne keinen Online-Dienst für Freizeitkonsumenten, der annähernd so hohe Preise verlangt. Wenn es immer noch so ist, dass LL vier Full-Regionen auf einen Server packt, dann sind 31 USD geradezu lächerlich im Vergleich zu den 1000 USD, die sie von den Ownern der Regionen jeden Monat bekommen.
Wie LL die Amazon Dienste nutzt, wurde mal in einer Studie von Amazon veröffentlicht. Allerdings ist die schon fünf Jahre alt und war auf Sansar bezogen:
>> Linden Lab Case Study