Donnerstag, 25. Juni 2020

[SL17B] - Meet the Lindens: Interview mit Oz Linden

Quelle: SL Destination Guide
In dieser Woche werden von Montag bis Freitag auf dem SL17B einige Interviews mit Mitarbeitern von Linden Lab durchgeführt. Dieses Show-Format nennt sich "Meet the Lindens" und es wird bereits seit 2015 (dem SL12B) veranstaltet. Am Mittwoch, den 24. Juni, war Oz Linden an der Reihe.

Das Interview dauerte mehr als anderthalb Stunden. Insgesamt wurden einige interessante Punkte angesprochen. Dennoch versuche ich auch hier wieder, alles so knapp wie möglich zusammenzufassen. Dinge, die schon hundert Mal beim TPV-Treffen angesprochen wurden und über die ich deshalb alle zwei Wochen etwas schreibe, lasse ich hier weg.

Die Berufsbezeichnung von Oz bei Linden Lab lautet "Vice President Of Engineering". Das ist so etwas wie der technische Leiter der Entwicklung. Bevor Oz 2010 zu Linden Lab kam, verbrachte er viele Jahre mit der Entwicklung aller Arten von Netzwerkcode. Unter anderem im Bereich HTTP und Open Source SIP (Voice over IP). Da die Internet-Telefonie für Unternehmen zunehmend komplizierter wurde, suchte Oz irgendwann nach einem Job, der ihm mehr Spaß macht. Ein Freund, der bei Linden Lab arbeitete, rekrutierte Oz für die Mitarbeit am Open-Source-Programm. Da er bereits ein wenig mit Second Life Erfahrungen gesammelt hatte, dachte er, dass dies tatsächlich mehr Spaß machen würde. Inzwischen bezeichnet er seine Arbeit bei Linden Lab und für Second Life als den Job seines Lebens. Er ist stolz darauf, an einem Produkt zu arbeiten, das für so viele Menschen von Bedeutung ist.

Auch an Oz hatte ich wieder eine Frage eingereicht, die erneut vorgelesen und beantwortet wurde. Sogar sehr ausführlich. Ich wollte wissen, ob der 360 Snapshot Viewer, der nun fast vier Jahre in der Liste der Project Viewer steht, irgendwann noch mal fertiggestellt wird. Mit diesem Viewer kann man 360 Grad Panoramaaufnahmen erstellen, wie zum Beispiel das hier vom International Spaceflight Museum, das ich vor einem Jahr aufgenommen hatte.

Wer sonst noch in dieser Woche zu Gast in der Show ist, hatte ich hier angekündigt.

Aussagen von Oz Linden auf dem Meet the Lindens Event

Oz Linden
Quelle: SecondLife Official / Flickr
Persönliches von Oz
  • Oz hat ein neues Outfit und eine neue Frisur für seinen Avatar. Eine Reaktion auf die Aussage, er würde sein Aussehen nie ändern. Den aktuellen Look hat Whirley Fizzle für ihn ausgesucht.
  • Auf dem Foto hier rechts hat Oz eine Glatze, weil er den Bid The Lindens Bald Wettbewerb verloren hat und einen Monat in SL keine Haare tragen durfte. Dieser Monat ist vorbei. Deswegen hat er unten im Video nun wieder Haare.

Das Entwicklungsteam von Oz
  • Ist das Team von Oz nach dem Verkauf von Sansar größer geworden? Oz: Ein paar Leute aus dem Sansar Team sind zu Second Life zurückgekehrt. Einige wurden gefragt, andere wollten von sich aus wieder zu Second Life. Dennoch gibt es aktuell auch offene Stellen. Oz sucht zur Zeit einen Systemadministrator für Backend Hardware.
  • Welchen Einfluss hat die Pandemie auf das Entwicklerteam? Oz: Nicht viel. Die Entwickler von Linden Lab arbeiteten schon vorher verteilt in allen vier großen Büros von Linden Lab (Atlanta, Seattle, Boston und San Francisco). Dazu kommen sogenannte "Moonlabers", die von zu Hause aus arbeiten. Oz ist einer davon. Insgesamt haben bereits vor der Pandemie etwa die Hälfte der Entwickler von zu Hause aus gearbeitet. Die anderen haben sich dann beim Lockdown schnell dazugesellt.
  • Das jährliche große RL-Picknick der Entwickler musste in diesem Jahr ausfallen.

Second Life Migration in die Cloud
  • Was ist die Migration in die Cloud? Oz: Als Second Life gestartet wurde, war es üblich, die gesamte Netzwerkstruktur in großen Servergebäuden bereitzustellen. Die Verwaltung dieser Server war gerade in der Zeit als Second Life so schnell gewachsen ist, sehr schwierig. Inzwischen werden Cloud-Server von verschiedenen Dienstleistern angeboten, deren Leistung variable ist und die sich um ein Vielfaches leichter verwalten lassen. Ein Umzug zu so einem Dienstleister (im Fall von SL ist es die Amazon Cloud) gibt Linden Lab die Möglichkeit, sich voll auf die Entwicklung der Funktionen von Second Life zu konzentrieren.
  • Aufgrund der langfristigen Planungen, mit Second Life in die Cloud umzuziehen, wurde die eigene Infrastruktur von Linden Lab nun seit langer Zeit nicht mehr aktualisiert. Denn man konnte entweder auf eine neue eigene Servergeneration wechseln oder auf die Server von Amazon umziehen. Beides zusammen wäre nicht möglich gewesen.
  • Bisher musste Linden Lab für einen leistungshungrigen Dienst, wie zum Beispiel Bakes on Mesh, durch eine Testreihe herausfinden, welche Hardware benötigt wird, um diesen Dienst in Second Life laufen zu lassen. In Zukunft schaut man in den Katalog von Amazon und sagt, man möchte von diesem alten auf diesen neuen Server wechseln. Diese Änderung wird dann bereits einen Tag später bereitgestellt.

Oz Linden (links) und Saffia Widdershins (rechts)
  • Welche Priorität hat das Migrationsprojekt? Oz hat in diesem Quartal drei sehr wichtige Aufgaben zu erledigen. 1. Die Migration, 2. die Migration und 3. die Migration.
  • Für gemietete Regionen und Parzellen von Landanbietern in Second Life, wird sich nach der Migration nichts ändern. Das Landgeschäft wird davon nicht beeinflusst.
  • Besteht die Möglichkeit, nach der Migration kleinere oder größere Regionen anzubieten? Oder gibt es die Möglichkeit für Land ohne ein Limit für Land Impact? Oz: Zum Thema Land Impact möchte er nichts sagen, weil das zu komplex werden würde. Es gab aber von Linden Lab bereits Experimente mit größeren Regionen. Kleinere Regionen hat man dagegen (nach Wissensstand von Oz) noch nicht getestet. Auf der aktuellen Roadmap steht das Thema noch nicht. Nach Abschluss der Migration können solche Themen aber durchaus ausgewählt werden.
  • Wie läuft die Migration aktuell? Oz: Sehr stressig aber erfolgreich. Alles, was mit dem Inventar zu tun hat, ist bereits in die Cloud umgezogen. Niemand in Second Life hatte das bemerkt. Ebenso wurde bereits der Dienst umgezogen, der Daten vom Asset‑Server zum Viewer liefert. Über Dienste, die noch nicht umgezogen sind, sagt Oz nichts, um Spekulationen vorzubeugen.
  • Bis wann wird die Migration abgeschlossen sein? Oz: Die Planung ist bis Ende dieses Jahres.
  • Ab wann können SL-Nutzer wieder Regionen kaufen? Oz: Wenn die Migration abgeschlossen ist. (Aha...)
  • Die Performance der Amazon Server im Vergleich zu den heutigen Linden Lab Servern soll laut Oz etwa vergleichbar sein mit einem aktuellen PC gegenüber einem acht Jahre alten PC.
  • Cloud Server werden im Vergleich zu den heutigen Linden Servern sehr variable sein. Heute läuft auf den Simulatoren der Linden Server eine feste Anzahl Regionen pro Instanz. In der Cloud wird man sowohl viele als auch nur eine einzige Region in einer Instanz laufen lassen können (abhängig von der Bereitschaft dafür zu zahlen).
  • Es wird in der Cloud möglich sein, eine Region zum Beispiel nur an Wochenenden im Grid laufen zu lassen.
  • Linden Lab erwartet, dass der Wechsel eines Avatars oder Vehikels von einer Region in eine andere, in der Cloud flüssiger ablaufen wird. Genaue Daten dazu wurden noch nicht gesammelt.

Oz Linden mit aufgepumpter Schlauchboothose
Informationen zur Viewer-Entwicklung
  • Welche Verbesserungen für den Second Life Viewer können wir im nächsten Jahr erwarten? Oz: Eine größere Überarbeitung der Rendering Pipeline (Berechnung der 3D-Grafik) im Zusammenhang mit einem Ersatz für OpenGL bei Macintosh Computern, weil Apple die Unterstützung dieser Grafikbibliothek beendet. Dann gibt es kleinere Verbesserungen in der Bedienbarkeit der Benutzeroberfläche. Der Cache, sowie der Download und die Verwaltung von Texturen, sollen auch verbessert werden.
  • Die mögliche Ersatzbibliothek für OpenGL wird laut Oz sehr wahrscheinlich Vulkan sein.
  • Ein mittelfristiges Ziel von Linden Lab ist es, dass der Viewer besser eine Multi-Core CPU unterstützt. Oz sagte dazu nur, dass er hofft, dieses Thema angehen zu können. LL ist bei diesem Thema so zögerlich, weil eine große Zahl an SL-Nutzern wirklich alte PCs verwendet. Je mehr man den Viewer technisch aktualisiert, desto weniger werden diese alten Systeme unterstützt. (Anm.: Das alte Linden Dilemma).
  • Wird es irgendwann noch einmal einen VR-Viewer für SL geben? Oz: Damit beschäftigen wir uns nicht, bevor das Rendering-Pipeline Projekt beendet wurde. Und dann auch nur, wenn die Performance beim Rendering deutlich erhöht wurde.
  • Wird der 360 Snapshot Project Viewer irgendwann in den offiziellen Viewer übernommen? Oz: Irgendwann soll das geschehen. Es sieht danach aus, dass einige serverseitige Änderungen vorgenommen werden müssen, damit es gut funktioniert. Der wichtigste Punkt ist dem Server bei einem 360 Grad Foto zu sagen, dass auch die Objekte hinter dem Avatar im Viewer geladen werden müssen. Denn in der Vergangenheit wurde beim Project Interesting als Performance-Verbesserung das Laden von nicht sichtbaren Objekten unterbunden.
  • Eine Funktion aus dem 360 Snapshot Viewer wurde in den EEP-Code übernommen. Man kann dort nun die Wolken einfrieren, so dass sie sich nicht mehr bewegen.
  • Wie ist das Verhältnis von Oz zu den TPV-Entwicklern? Oz: Sehr gut. Es gibt viele Funktionen, die von ihnen für den offiziellen Viewer beigesteuert werden. Beispiele sind Mesh-Upload oder Emojis im Chat.
  • Linden Lab will auch in Zukunft keinen Linux Viewer bereitstellen, weil die Anzahl der Nutzer mikroskopisch klein ist. Es gibt aber einige TPV-Viewer mit Linux Versionen.
  • Wird es irgendwann einen Viewer geben, bei dem man Fenster und Menüs entkoppeln und in einen zweiten Monitor ziehen kann? Oz: Vielleicht. Aber bei der aktuellen Viewer-Architektur wird das sehr schwer. Wahrscheinlich ist das nur mit einem komplett neuen Viewer zu machen.

Saffia Widdershins
Mobiler Second Life Client
  • Sowohl für iOS als auch Android soll der mobile Second Life Client noch in diesem Jahr erscheinen.
  • Android liegt in der Entwicklung etwas zurück, weil das Projekt später begonnen wurde. Aber es holt auf.
  • Intern wird der Client schon von Linden Mitarbeitern getestet. Es fehlt nicht mehr viel, um ihn fertigzustellen
  • Warum gibt es noch keine mobile App für Shopping auf dem SL-Marketplace? Oz: Das steht auf unserem Plan. Dazu muss der Marketplace aber mobil-freundlicher gemacht werden. Wir werden das irgendwann anbieten.

Dies und Das
  • Warum werden Megaprims nicht aus der Asset-Dantenbank gelöscht, denn sie werden hauptsächlich zum Griefen genutzt? Oz: Sie werden auch für Installationen genutzt. Megaprims zu entfernen würde bestehenden Content zerstören.
  • Die Einführung von EEP hat zum Teil die Darstellung so geändert, dass Dinge anders aussehen als vor Einführung von EEP. Hier musste Linden Lab eine Änderung von bestehendem Content in Kauf nehmen.
  • Eine Übersicht aller inworld Treffen von Nutzergruppen mit Linden Beteiligung gibt es auf dieser SL-Wiki Seite: Public User Group Meetings. Das TPV-Treffen ist keine Nutzergruppe sondern eine Entwicklergruppe. Informationen zur Agenda gibt es deshalb hier: TPVD/Developers Group Agenda
  • Wird es in SL irgendwann Licht geben, das nicht durch Wände hindurch strahlt? Oz. Diese Funktion würde zu viel Performance kosten. Als Trick empfiehlt Oz, Projektorlicht einzusetzen, das ziemlich genau begrenzt werden kann.
  • Wird es Verbesserungen für den Gruppenchat geben? Oz: Ich hoffe es. Aktuell gibt es kein Projekt dafür. Das Thema ist sehr komplex, da die Software hinter der Gruppenfunktion veraltet und fehlerhaft ist.
  • Bots, die durch das Grid ziehen, um Daten zu sammeln, sind niemals von Linden Lab. Sie werden nur von Nutzern verwendet.
  • Wird irgendwann der Land Impact für Animeshes reduziert? Oz: Land Impact ist ein kompliziertes Thema. Linden Lab will in Zukunft die Art, wie Land Impact berechnet wird, komplett überarbeiten. Unabhängig von Animeshes.
  • Kann Linden Lab nicht eine Webseite anbieten, mit der man sein Inventar verwalten kann? Oz: Darüber haben wir auch schon nachgedacht. Es ist möglich, wird aber teuer und zeitaufwändig. Erneut: So ein Projekt kann nur nach Abschluss der Migration angegangen werden.

Meet the Lindens 2020 - Oz Linden



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