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Dienstag, 23. Juni 2020

[SL17B] - Meet the Lindens: Interview mit Ebbe Linden

Quelle: SL Destination Guide
In dieser Woche werden von Montag bis Freitag auf dem SL17B einige Interviews mit Mitarbeitern von Linden Lab durchgeführt. Dieses Show-Format nennt sich "Meet the Lindens" und es wird bereits seit 2015 (dem SL12B) veranstaltet. Ebbe Altberg (Ebbe Linden in SL) hat am gestrigen Montag, 22. Juni, den Auftakt der Reihe gemacht. Geführt wurde das Interview mit Ebbe wie immer von Saffia Widdershins. Die weiteren Shows hatte ich hier angekündigt.

Ebbe Altberg brauche ich hier nicht mehr groß vorzustellen. Er hat 2014 Rod Humble als CEO bei Linden Lab abgelöst. Vorher hat er 25 Jahre in anderen großen Technologieunternehmen gearbeitet, wie zum Beispiel Microsoft, Yahoo und Ingenio Inc. Ebbe kommt aus Schweden und ist schon 2005 als Avatar in Second Life unterwegs gewesen. Außerdem ist er mit Ex CEO und SL-Gründer Philip Rosedale befreundet.

Das Interview mit Ebbe dauerte gestern 1 Stunde und 45 Minuten. In dieser Zeit wurde sehr viel erzählt aber nicht wirklich etwas Neues gesagt. Deshalb ist meine Zusammenfassung des Interviews nur sehr grob. Dennoch werden Wiederholungen von Ebbes Aussagen aus früheren Interviews enthalten sein. Ich hatte für Ebbe auch eine Frage eingereicht. Die wurde von Saffia nicht ausgewählt. Da aber Ebbe offensichtlich Einsicht auf alle eingereichten Fragen hatte, hat er meine Frage dann selbst vorgelesen und beantwortet.

Im Auditorium waren bis zu 260 Besucher und im Livestream auf YouTube in der Spitze auch noch einmal 210 Zuschauer. Dazu kommen sicher noch ein paar mehr, die sich die Übertragung auf Facebook oder Periscope angesehen haben. Nicht schlecht. Das Outfit von Ebbe bestand aus einer Mischung aus "Black Lives Matter" und der "Pride" Bewegung. Das Video mit dem Interview ist am Ende dieses Beitrags eingebettet. In den ersten gut drei Minuten gab es technische Probleme mit dem Voice Stream.

Aussagen von Ebbe Linden auf dem Meet the Lindens Event

Ebbe Linden
Quelle: SecondLife Official / Flickr
Persönliches von Ebbe
  • Ebbe war 12 Jahre bei Microsoft. Er hat unter anderem an der Entwicklung von "Office 98 Macintosh Edition" mitgeholfen. Mit der Entwicklung von "Clippy" (oder im deutschen Sprachgebrauch "Karl Klammer") hatte Ebbe nichts zu tun.
  • Ebbes Sohn war bereits in Second Life angemeldet, bevor er das in der TOS vorgegebene Mindestalter erreicht hatte.
  • Aktuell arbeitet Ebbes Sohn an der Entwicklung für Sansar mit.
  • Ebbe liebt Kunst und hat einen Bachelor-Abschluss in Bildender Kunst.
  • Als größte Herausforderung bezeichnet Ebbe die kombinierte Bereitstellung aller Dienste und Funktionen, die Second Life heute hat, auf eine Weise, die von allen verstanden wird und genutzt werden können. Er sagt aber auch, dass man was das betrifft, mit Second Life bereits weiter ist als jede andere virtuelle Welt auf diesem Planeten.

Second Life und die Pandemie
  • Die meisten auf dieser Welt haben so eine Situation noch nie erleben müssen.
  • Es sind seltsame und beängstigende Zeiten, aber es ist auch erstaunlich, dass wir eine Plattform wie Second Life haben, die in dieser Zeit dabei hilft, Menschen zusammenzubringen. Und die es auch ermöglicht, dass die Leute weiterhin Geld verdienen können.
  • Ebbe hofft, dass die Regierungen auf der Welt den richtigen Weg finden, wie man langfristig mit diesem Thema umgehen kann.
  • Saffia fügt dem noch hinzu, dass man Befürchtungen hatte, die Fantasy Faire würde in diesem Jahr wegen der Pandemie nur behelfsmäßig durchgeführt werden. Doch genau das Gegenteil war der Fall. Es wurde die größte und erfolgreichste Faire, die es in SL bisher gegeben hat.
  • Darauf sagte Ebbe, dass auch der Bedarf an wirtschaftlicher Nutzung in Second Life enorm angestiegen ist. Viele Unternehmen möchten eine Region in SL betreiben. Das sei der Grund, warum man nun keine Regionen mehr anbieten kann. Die Serverkapazität in den Hardwarezentren von Linden Lab sind erschöpft. Wäre das nicht der Fall, hätte Linden Lab eine ganze Menge mehr an Regionen verkaufen können.
  • Linden Lab versucht so gut es geht, die Situation zu meistern, während man sich in der heißen Phase des Umzugs in die Cloud befindet.
  • Die Mitarbeiter von Linden Lab haben keine großen Schwierigkeiten, während der Pandemie weiterzuarbeiten, da die Firma schon vorher so aufgestellt war, dass man zu 100 Prozent von zu Hause aus arbeiten konnte.
  • Die Medien berichten während der Pandemie sehr positiv über Second Life. Die Plattform wird oft erwähnt, wenn es um die Frage geht, welche Hilfsmittel bei den aktuellen Beschränkungen relevant sind. Der Umgangston der Medien gegenüber Second Life hat sich sehr verbessert. Als Ebbe vor sechs Jahren zu Linden Lab kam, war das noch ganz anders.
  • Second Life wird heute nicht mehr als "alte" Plattform bezeichnet, sondern als "ausgereifte" Plattform.
  • Wäre es nicht eine gute Zeit wieder ein Teen Grid einzurichten, weil auch Schulen durch COVID-19 beeinträchtigt sind? Ebbe: Aktuell sind alle meine verfügbaren Mitarbeiter mit der Migration in die Cloud beschäftigt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das Teen Grid allgemein eine gute Lösung für diese Situation ist. Anstelle eigene Lösungen anzubieten, wollen wir eine Plattform bereitstellen, auf der Drittanbieter die Lösungen für verschiedene Bereiche entwickeln. Wie zum Beispiel Bildung, Gesundheitswesen, Unterhaltung, usw. Wir können dafür nicht jeweils ein komplettes Anwendungspaket anbieten.

Ebbe Linden (links) und Saffia Widdershins (rechts)

Second Life Funktionen und die Amazon Cloud
  • Es gibt eine endlose Liste von Dingen, die Linden Lab an Second Life noch verbessern möchte. Neue Funktionen entwickeln oder bestehende Funktionen erweitern. Das Motto lautet schneller, besser, einfacher.
  • Neue Regionen können wohl wieder in einem Zeitraum von zwei bis vier Monaten ab heute für Interessenten in Second Life angeboten werden. Es ist schwer ein Datum zu nennen.
  • Linden Lab hat vor einiger Zeit aufgehört, in die eigene Infrastruktur zu investieren, weil sie nach der Migration die Infrastruktur der Amazon Cloud (AWS) nutzen werden. Deshalb sind die eigenen Server von LL durch die enorme Anfrage wegen COVID-19 an ihre Kapazitätsgrenze gelangt.
  • Linden Lab hat aktuell schon sehr viele Dienste auf AWS laufen. Sie wollen allerdings nicht sagen, welche das sind, weil die Leute dann seltsame Gründe erfinden, warum etwas in SL nicht richtig funktioniert.
  • Die Regionsserver (Simulatoren) sind die Hauptkomponenten, die auf AWS umgezogen werden müssen. Linden Lab hat bereits einige Regionsserver erfolgreich in der AWS zum laufen gebracht, aber es gibt noch einiges anzupassen, vor allem zum Thema Sicherheit. Und das wird noch ein paar Monate in Anspruch nehmen.
  • Kurz vor Ende des Interviews liest Ebbe meine Frage vor. Sie lautete, ob die Migration in die Cloud noch vor Ende des Jahres abgeschlossen wird, damit wieder neue Regionen an interessierte Kunden verkauft werden können. Ebbe antwortete, dass er dies mit allen Mitteln erreichen will. Dieses Thema hat für ihn höchste Priorität.

Flower Power Ebbe
Die Stellung von Linden Lab zu gesellschaftlicher Vielfalt
  • Ebbe macht auf sein Outfit aufmerksam, das die Unterstützung von Vielfalt zum Ausdruck bringt.
  • Die Mitarbeiter von Linden Lab setzen sich aus einem extrem breiten Spektrum kultureller Vielfalt zusammen. Ebbe ist stolz auf seine Mitarbeiter, weil dort die Vielfalt gelebt wird.
  • Ebbe ist auch zufrieden mit der vielfältigen Nutzerbasis in Second Life, die das zum Ausdruck bringen kann, was immer sie will. Und das Verhältnis der Geschlechter in SL sei "verdammt gut".
  • Je vielfältiger Linden Lab und Second Life werden, desto stärker werden sie auch. Es ist nicht immer einfach, da es viele Vertreter der "freien Meinungsäußerung" gibt, trotz gewisser Grenzen. Aber diese Grenzen sollten mit bedacht ausgelotet werden, um einen idealen Zustand zu erreichen.
  • Ebbe sagt, wenn jemand sieht, dass Linden Lab irgendwo die menschliche Vielfalt nicht unterstützt, dann einfach die Firma kontaktieren und darauf aufmerksam machen.

Gründe für den Verkauf von Sansar und allgemeine Sansar-Aussagen
  • Es hat viel Zeit und Geld gekostet, die Kerntechnologie dieser Plattform zu entwickeln. Linden Lab war sehr stolz darauf. Aber sie kamen auch zu der Erkenntnis, dass die Entwicklung einer neuen virtuellen Welt keine einfache Sache ist.
  • Nach einiger Zeit hätte Linden Lab erkannt, dass sie Sansar mehr kosten wird als sie gedacht hatten. Und auch mehr als sie zur Verfügung hatten. Außerdem wollte Linden Lab nicht den laufenden Betrieb von Second Life in Gefahr bringen. Also haben sie überlegt, was der beste Weg für beide Plattformen ist. Sie trafen die Entscheidung, beide Plattformen ihren eigenen Weg gehen zu lassen.
  • Das Sansar Team hat sich gut in ihrem neuen Zuhause eingelebt. Sie müssen zwar noch viel Geld investieren, aber die Chance auf Erfolg ist durchaus gegeben.
  • Der Betreiber von Sansar nutzt Tilia für seine Transaktionen, was Linden Lab und Second Life finanziell unterstützt.
  • Linden Lab wird sich in Zukunft nur noch um Second Life und Tilia kümmern.
  • Da Sansar von Beginn in der Amazon Cloud gelaufen ist, hat Linden Lab viel in Bezug auf die Migration von Second Life gelernt.
  • Ebenso hat Linden Lab durch Sansar viel über die Anwendung von VR-Hardware und Avatar-Gestaltung gelernt.
  • Die größte Erkenntnis von Linden Lab war, dass es schwer ist, eine komplett neue virtuelle Welt aufzubauen. Jeder, der das versuchen will und nicht mindestens mehrere hundert Millionen Dollar zur Verfügung hat, sollte es lassen.

Raubkatze Saffia
Linden Lab und Tilia
  • Die Leute in Second Life kaufen und verkaufen Sachen untereinander. Und diese Leute können ihr verdientes Geld als reale Währung ausbezahlen lassen. Und damit begeben sich diese Leute in einen regulierten Bereich, dessen Transaktionen dokumentiert werden müssen. Hätte Linden Lab nicht Tilia gestartet, hätten sie Second Life dahingehend ändern müssen, was die Leute in Second Life machen können. Und das wollten sie auf keinen Fall.
  • Die Entwicklung und Freigabe von Tilia hat sechs Jahre gedauert. Vor allem, weil man den Behörden die Zusammenhänge der Second Life Wirtschaft und den Zahlungsverkehr erklären musste.
  • Tilia musste bei den RL-Behörden registriert und zertifiziert werden. Es geht darum, dass Geld nicht in die falschen Hände gelangt.
  • Tilia ist nun ein einzigartiger Übermittlungsdienst für Geldtransaktionen auf Internetplattformen.
  • Linden Lab bietet Tilia allen externen Unternehmen an, die es einsetzen wollen. Dieses Konzept hat großes Geschäftspotenzial und LL ist begeistert von den zukünftigen Möglichkeiten.
  • In Second Life haben Nutzer im letzten Jahr 65 Millionen US‑Dollar an verdientem SL-Geld ausbezahlen lassen. In diesem Jahr wird es vermutlich noch mehr.

Preise für Land in Second Life
  • Sind Änderungen in diesem oder im kommenden Jahr bei den SL-Landpreisen zu erwarten?
  • Ebbe hofft, dass es im kommenden Jahr Änderungen geben wird. In diesem Jahr sind keine mehr zu erwarten. Wegen dem Umzug in die Cloud gibt es aktuell keine Ressourcen, um große Änderungen in SL vorzunehmen.
  • Ebbe sagt, dass die Preise für Land in Second Life immer noch zu hoch sind. Es ist aber eine erhebliche Einnahmequelle für Linden Lab und man generiert damit die meisten Einnahmen. Wenn man Wege findet, auf andere Weise Geld zu verdienen, können die Landpreise weiter gesenkt werden.
  • Als Ebbe bei Linden Lab als CEO begonnen hat, lag der Preis für eine Full-Estate-Region bei 295 US‑Dollar. Heute liegt er bei 229 US‑Dollar. Das ist schon eine erhebliche Senkung. Dafür hat Linden Lab an anderer Stelle die Gebühren erhöht (L$-Umtauschgebühren, Marketplace-Gebühren, Premium-Gebühren, usw.).
  • Sollte Linden Lab erneut die Landgebühren senken, werden sich wohl weitere Gebühren erhöhen.
  • Linden Lab muss mit zukünftigen Änderungen auch vorsichtig sein, da sich sowohl positive als auch negative Auswirkungen durch Preissenkungen einstellen können. Diese müssen immer eine Zeit lang beobachtet werden.
  • Langfristig sollen die Landpreise aber weiter fallen.

Das Premium Plus Projekt
  • Das Projekt zur Einführung von Premium Plus wurde aufgrund der Migration von SL in die Cloud zurückgestellt. Alle Mitarbeiter sind zur Zeit mit anderen Dingen beschäftigt.
  • Zusätzlich wollte man in Anbetracht von COVID-19 aktuell auch kein weiteres, höherpreisiges Produkt für SL einführen.
  • Das Premium Plus Projekt wird erst gegen Ende des Jahres wieder aufgenommen.

Nochmal Ebbe und Saffia (habe sonst keine Bilder mehr^^)
Die größten Projekte von Ebbe in der Vergangenheit und Zukunft
  • In der Vergangenheit: Environmental Enhancement Project (EEP), Bakes on Mesh (BoM), die neuen Linden Homes, die Wiedereinführung der Avatar-Nachnamen und die bisherigen Arbeiten an der Cloud-Migration. Ebbe zählt dann noch weitere Projekte auf wie Lab Gab oder das Blogger-Netzwerk, aber er will wohl damit einfach nur alles erwähnen, was LL in den letzten Jahren überhaupt entwickelt hat. Vielleicht hat er auch die Frage nicht richtig verstanden.
  • In der Zukunft: Die Migration von Second Life in die Cloud, der neue mobile SL-Client (iOS und Android), Anpassungen an der Benutzeroberfläche im Viewer, Tilia-Kundenbasis ausbauen, neues Modell für Geschäftskunden.

Second Life Performance und Lag
  • Second Life kann nicht die gleiche Performance erreichen wie ein professionelles Spiel auf Unity- oder Unreal-Basis.
  • Man hofft auf eine generelle Verbesserung der Performance nach dem Umzug in die Cloud.
  • Die aktuelle Second Life Performance ist heute besser als jemals zuvor. Es gibt aktuell die niedrigste Crash-Häufigkeit seit dem Start von Second Life.
  • Die Performance in SL ist auch stark abhängig vom Content, den die Nutzer in SL hochladen. In professionellen Spielen ist dieser Content optimiert, in Second Life sehr oft nicht. Die Texturgrößen und die Anzahl der Polygone eines Mesh-Objekts sind in SL weit höher als es von einem professionellen Spielehersteller toleriert werden würde.
  • Was in Zukunft in SL noch verbessert werden kann: verbesserte Texturkompression, optimierte Auswahl der darzustellenden Objekte, schnellerer Cache. Aber alles zusammen wird nie an die Performance eines professionellen Spiels herankommen.

Second Life und Coppybots
  • Es gibt keine Lösung, um das Kopieren von SL-Content zu stoppen. Nirgendwo im Web, ob bei Musik, Videos oder digitalen Objekten sei das möglich.
  • Linden Lab bietet Wege an, solche Verstöße zu melden. Aber nur, wenn der eigene, selbst erstellte Content betroffen ist.
  • Linden Lab hat die Verfahren, um nach einer Verstoßmeldung aktiv zu werden.

Rettung von beliebten Regionen
  • Patch Linden und Linden Lab wollen auch weiterhin beliebte SL-Regionen retten, die aus irgendwelchen Gründen von ihren Besitzern aufgegeben werden.
  • Das ist nur bei nicht kommerziellen Regionen möglich (z.B. keine Rental- oder Shop-Regionen).
  • Es gibt die Möglichkeit, die Region an einen anderen Interessenten weiter zu vermitteln, oder Linden Lab wird selbst Owner der Region.
  • Der ursprüngliche Owner muss im Falle einer Übernahme immer damit einverstanden sein, dass sein Content den Besitzer wechselt.

Meet the Lindens 2020 - Ebbe Linden



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