Quelle: Draxtor Despres / YouTube |
Tom Boellstorff ist ein Name, den viele vielleicht schon mal gehört haben, aber ihn nicht so genau in das Umfeld von virtuellen Welten und VR einordnen können. Er unterrichtet an der Universität von Kalifornien im Bereich Naturwissenschaften bzw. Anthropologie (Menschenkunde). In Second Life erweitert er dieses Fach noch auf Ethnographie, also der Dokumentation von Erkenntnissen über Kulturen und Völker anhand von Beobachtungen. Dabei werden dann Themen behandelt, wie Avatar-Identität, virtuelle Welten als Mittel der Selbsterfahrung, oder warum wir vom "realen Leben" sprechen, wenn wir nicht in SL eingeloggt sind.
Gerade der letzte Punkt wird dann im Video auch ausführlich angesprochen. Dass wir die physische Welt als "reales Leben" bezeichnen, ist wohl eines der Probleme die dazu führen, dass SL nicht mehr Anerkennung findet als es heute der Fall ist. Dabei sind fast alle geistigen und materiellen Dinge in SL genauso real wie in der physischen Welt. Man kann in SL Shakespeare aufführen wie auf einer RL-Bühne. Man kann eine Sprache in SL lernen und sie dann in der physischen Welt genauso benutzen. Und wenn man Geld in SL ausgibt, ist es genauso weg als wenn man es "ganz real" ausgegeben hätte. Boellstorff meint, dass sich SL ideal dazu eignet, sich generell über das Wort "real" Gedanken zu machen.
Tom ist ein Urgestein in Second Life. Im Video sagt er, dass es nur 2.500 Nutzer gab und nur etwa 200 gleichzeitig eingeloggt waren, als er sich vor 12 Jahren in SL anmeldete. Und trotzdem hat er damals schon eine ganze Woche benötigt, um sich all das anzusehen, was bis dahin von den Nutzern in SL erstellt worden ist. Im Video ist bei ca. 1:00 min. auch der Forest of Kahruvel zu sehen. Das ist eigentlich ein optisch recht unscheinbarer Ort auf der Mainland-Region Rodeo. Aber dieser Ort hat bei vielen SL-Oldbies eine mystische Bedeutung.
The Drax Files: World Makers [Episode 31: Tom Boellstorff]
Übersetzung der YouTube-Beschreibung:
Anthropologe Tom Boellstorff sieht keinen Unterschied zwischen ethnographischer Forschung in Indonesien oder unter den Einwohnern in einem digitalen Universum wie Second Life.
"Die Herausforderung ist immer die Zeit", sagt er. "Man muss die Menschen kennenlernen, die man studiert, und man muss unter ihnen leben, so dass sie auch einen selbst kennenkennen können!"
Seit über 12 Jahren ist Tom Boellstorff ein aktiver Bewohner von Second Life, der nicht nur Bücher über seine dortige Forschung und die Methodik der Erforschung nutzerorientierter Online-Gesellschaften schreibt, sondern der sich auch mit verschiedenen Gemeinschaften beschäftigt, wie der Parkinson-Hilfegruppe und Virtual Ability.
In einer kürzlich veröffentlichten neuen Ausgabe seines Buches "Coming of Age in Second Life" warnt er davor, nachhaltige digitale Communities wie Second Life nicht ernst zu nehmen, nur weil sie nicht zum heißen Technologieträger des Tages gehören: "Das größte Hindernis bei der Untersuchung von Technologien ist die Besessenheit der Medien in Bezug auf das, was neu und groß ist. Niemand fragt mich zum Beispiel, warum ich immer noch Indonesien besuche und etwas darüber schreibe. Aus der Sicht eines Forschers ist für mich die heutige Kultur in Second Life noch genauso lebendig und faszinierend (wenn nicht sogar noch mehr), wie damals als ich begonnen habe!"
In dieser 5-Minuten-Mini-Dokumentation behandelt Tom Boellstorff nicht nur Fragen über Big Data, Avatar-Identität und welche Rolle die neuen tragbaren VR-Technologien für die Wiederbelebung von virtuellen Welten spielen kann, sondern er spricht auch auf eine differenzierte Weise den Unterschied an, zwischen dem, was wir als "real" versus "virtuell" bezeichnen.
Quelle: YouTube
Links:
- Tom Boellstorff - Fach für Anthropologie an der Universität von Kalifornien
- Tom Boellstorff auf Twitter
- Bücher von Tom Boellstorff auf Amazon
- [LL Blog] - The Drax Files: World Makers -Episode 31:Tom Boellstorff
- Draxtors Kanal auf YouTube
- Homepage Draxtor Despres
- Alle Drax Files Videos auf Echt Virtuell
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