Vor ein paar Wochen habe ich hier im Blog ein
Interview mit Aminius Writer gepostet, das von Mania Littlething geführt wurde. Dies war gleichzeitig der Auftakt zu einer kleinen Interviewreihe, bei der Mania einige Musiker etwas näher vorstellen möchte und jeweils 10 Fragen an den oder die Interviewpartner richtet.
Das erste Interview war sowohl von den Rückmeldungen, als auch von der Anzahl der Seitenaufrufe recht positiv und deshalb gibt es heute die zweite Ausgabe mit:
10
Fragen an: Paris Obscur (by Mania)
Einer der
wenigen, wenn nicht gar der einzige Livemusik-Vertreter der
Gothic-Szene in Second Life ist der französische Künstler
JonathanDimitri Soderstrom, der unter dem Namen „Paris Obscur“
seit ca. einem Jahr auftritt und sich immer größerer Beliebtheit
erfreut. Ohne Zweifel ein Ausnahmekünstler in SL, und damit Grund
genug von mir ausgiebig befragt zu werden. Jonathan zeigte sich als
ein sehr aufgeschlossener und sympathischer Interviewpartner, und
damit kann ich euch nun mit Freude „10 Fragen an Paris Obscur“
präsentieren:
1. Hallo
Jonathan, danke das du dich bereit erklärt hast mir ein paar Fragen
zu beantworten :) Als erstes, würdest du mir erzählen wie du nach
SL gekommen bist und wie es dazu kam das du mit deiner Musik
auftrittst?
Hallo Mania!
:-) Ich bin jetzt in SL seit mehr als 5 Jahren. Ich hatte viele
verschiedene zweite Leben und ca. vor einem Jahr entschloss ich mich
mit meiner Musik einen ernsthaften Versuch zu starten.
Ich habe zwar
langjährige RL-Bühnenerfahrung als Pianist und Schlagzeuger, aber
nicht als Sänger. Und naja, das ist wirklich etwas völlig anderes!
Ich musste besser werden, an meinen Techniken arbeiten (und neue
entwickeln!), Selbstvertrauen entwickeln, eine Fanbase aufbauen…
Auch habe ich ein sehr gefülltes RL, und das jedes Mal ein ganzer
Tag drauf geht für 1 Stunde Liveauftritt war mir dann zu viel. Wegen
all dieser Gründe war SL für mich eine tolle Möglichkeit meine
„Karriere“ zu starten.
2. Ich
weiß bereits das Paris Obscur nicht dein erstes und einziges
musikalisches Projekt ist. Ich habe dich zum Beispiel mal in einer
Hardcore Band Schlagzeug spielen gehört. Kannst du uns ein bisschen
über deine früheren Projekte erzählen, und betreibst du momentan
neben Paris Obscur noch andere Projekte?
Hahaha, Ich
poste manchmal unerwartete Sachen auf meiner Facebook Seite :-) Was
Musik betrifft, habe ich mit 6 Jahren angefangen Klavier zu spielen
und mit 18 dann Schlagzeug. Als Schlagzeuger habe ich in
verschiedenen Bands gespielt, von Pop/Rock bis Hardcore, über Power
Rock, Metal oder Jazz. Ich hatte das Glück manchmal in echt tollen
Venues zu spielen, manchmal vor mehr als 1000 Leuten. Das war eine
fantastische Erfahrung. Als Pianist bin ich manchmal mit meiner
Theatergruppe aufgetreten und mit einem lyrischen Sänger.
Aber das ist
alles so lange her, und macht mich nicht wirklich jünger!
Neben meiner
Mitarbeit an verschiedenen Bands schreibe ich bereits „Paris
Obscurische Musik“ seit mehr als 14 Jahren. Ich hab sie nur ganz
einfach für mich behalten.
Derzeit, was
Kunst anbelangt, konzentriere ich mich auf Paris Obscur und bereite
meine „1-Mann Show“ vor (wie hochgestochen das klingt *lacht*).
Neben Paris
Obscur bin ich ein professioneller Komponist für die Werbeindustrie.
3. Soweit
ich weiß lebst du nicht in Paris. Warum also der Name „Paris
Obscur“ ?
Paris Obscur
ist Vieles. Es ist ein Teil von mir und das Projekt an sich. Es ist
weniger als „mein ganzes Ich“, aber es ist mehr als „nur ich“.
Paris Obscur beinhaltet für mich auch die Hilfe von Freunden die mir
helfen und mich unterstützen. Ich habe den Namen „Paris Obscur“
als Ehrung an einen engen Freund von mir gewählt. Er hat mich sehr
ermutigt mehr Musik zu schreiben und hat mich unterstützt. Und er
hat mich einen Teil von Paris entdecken lassen den ich vorher nicht
gekannt hatte. Nicht das Paris für Touristen, sondern ein.. obskures
Paris. Und daher kommt der Name.
4. Mit
deinem Paris Obscur-Projekt hast du etwas erschaffen das du selbst
einmal „Dark Universe“, dunkles Universum, genannt hast. In
deinen Texten singst du zum Beispiel über die dunklen Seiten der
menschlichen Seele und die dunklen Seiten der Liebe. Auch hast du
Gemälde mit diesem Thema gemalt. Kannst du uns erzählen was dieses
„Dark Universe“ für dich bedeutet und was dich dazu inspiriert?
Singst du über dein eigenes Wesen und über deine eigenen Gefühle,
also autobiografisch?
Das ist eine
knifflige Frage. Eine gute, aber nicht so einfach zu beantworten.
Ich mache einfach was rauskommt. Es könnte nicht simpler sein es zu
erleben, aber es ist nicht einfach zu erklären. Ich lege einfach
meine Hand aufs Klavier, und entweder es kommt etwas raus oder es
kommt nichts raus. Wenn es nichts ist, dann versuche ich es am
nächsten Tag nochmal. Und so weiter. Das Resultat ist dunkel, ja.
Ich habe mich selbst eine Zeit lang gefragt warum es so düster ist.
Ich meine.. ich bin ein glücklicher Mann im Alltag. Ich habe eine
Menge Freunde um mich herum, Familie, ich liebe es zu lachen, Spaß
zu haben, ich liebe es zu essen, zu trinken, schöne Momente mit
meinen lieben zu verbringen, ich mache die ganze Zeit Witze. Also
warum? Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung. Es ist einfach so. Mein
Ergebnis ist, das ich nicht wissen muss warum das so ist, um es
trotzdem zu tun.
Was die Texte
betrifft, ich erzähle eine lange und komplexe Geschichte durch viele
verschiedene Figuren. Was mich hier interessiert ist, wie Menschen
mit ihrer dunklen Seite umgehen. Die Fans der Fernsehserie „Dexter“
würden es „dunkler Passagier“ nennen. Ich denke wir alle (oder
die meisten von uns) haben Finsternis in uns. Wie drücken wir sie
aus? Wann ergeben wir uns ihr? Wann gewinnt Finsternis gegen das
Licht? Ich bewerte niemanden in meiner Arbeit. Ich nehme euch nicht
die ganze Arbeit ab, meine Songs sind nicht das Fernsehen. Wenn du
meinen Songs zuhörst, musst du selber darüber nachdenken was
akzeptabel ist und was nicht. Und wenn es nicht akzeptabel ist, kann
man es trotzdem vergeben? Diesbezüglich gibt es Theorie und Praxis.
Eine Menge Leute würden in der Theorie vergeben. Aber was wenn es
DEINE Tochter/Frau/Mutter ist die vergewaltigt wurde? Was würdest du
tun? Vergeben? Oder zu einem Monster werden, ein Biest, das Rache
will? Ich nenne es „zum Biest werden“ aber… ist es nicht auch
ein Teil des Begriffs „Mensch sein“? Das alles interessiert mich
wirklich sehr.
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RL-Photo by: Sekou N'Diaye – Graphoscope |
5. Was für
Musik hörst du privat, und wie viel lässt du dich davon inspirieren
und beeinflussen?
Ich höre ein
sehr weites Musik-Spektrum. Klassisch, zeitgenössisch, Rock, Funk,
Metal, Electro, Hip Hop, in fast jeder Musikrichtung wird es einen
Künstler geben den ich liebe.
Meine
Lieblingsbands für alle Zeiten sind: The Velvet Underground, David
Bowie, The Doors, Radiohead, The Cure, Depeche Mode, Prince, Sonic
Youth, Barry White…
Auch liebe
ich französische Künstler wie Tellier, Gainsbourg, Air, Biolay…
Ich denke ich
lasse mich viel von der Musik aus den 60ern und 70ern beeinflussen,
in der Art wie sie populäre Musik redefiniert hat. Die haben ihrer
Kreativität keine Grenzen gesetzt. Ich versuche das Selbe: Alle
meine Einflüsse zu vermischen, einen Gothic Song gleich nach einem
sehr bluesigen Song zu singen. Ich will mir die Freiheit bewahren zu
singen und zu schreiben was ich möchte.
6. Ich
habe gerade einen Beatles-Coversong von dir gehört, „love me do“.
Ich finde es ist eine sehr interessante Interpretation, einen Beatles
Song so düster zu spielen. Wie bist du auf die Idee gekommen diesen
Song zu machen, und existieren noch mehr Coversongs von dir oder sind
noch mehr geplant?
Ich habe von
einem Wettbewerb namens „Become a Beatle“ (werde ein Beatle) auf
einer Facebook-Seite gelesen. Ich mag diesen Song von den Beatles
nicht sonderlich („Love me do“), ich bevorzuge Norvegian Woods
oder Eleanor Rigby, aber ich habe gefühlt das es interessant wäre
diesen Song zu covern. Die Originalversion ist sehr leichtfüßig
und freudig. Ich legte meine Hände aufs Klavier und… da war es.
Ein tiefer, schmerzvoller Song über Liebe. Ich veränderte alles
außer dem Text: Das Tempo, die Akkorde, die Instrumente, die
Gesangslinie. Es ist eine völlig andere Version.
Wo wir gerade
davon sprechen, wenn ihr euch das Lied mal anhören wollt und Lust
habt für mein Video zu voten:
Ich habe im
Moment nur einen anderen Coversong, den ich in der Tat nur sehr
selten spiele. Es ist das Lied „The Partisan“ von Leonard Cohen.
Ich plane
sonst keine weiteren Covers, aber naja, vielleicht mach ich noch
welche wenn ich interessante Wettbewerbe sehe :-)
7. Was
ist für dich der Reiz an Konzerten in einer virtuellen Umgebung?
Eine Sache
ist wirklich cool an Konzerten in SL: Du hast die Namen von den
Leuten die zu deiner Show kommen. Das macht es möglich sich mit den
Leuten aus dem Publikum zu unterhalten nach der Show. Viele würden
sich gerne mit dem auftretenden Künstler unterhalten, trauen sich
aber nicht. Also gehe ich direkt auf die Leute zu und starte eine
Unterhaltung wenn ich sehe dass jemandem meine Show besonders gut
gefallen hat.
Eine weitere
tolle Sache ist dass das Publikum aus der ganzen Welt kommt. Ich habe
Fans aus Frankreich, Deutschland, England, USA, Kanada, Brasilien,
Neu Seeland..
8. Was war
die beste, oder die schlimmste Erfahrung die du jemals auf einer
Bühne in SL gemacht hast?
Die beste?
Hmmmmh… kann ich keine raus greifen. Ich habe viele wundervolle
Momente auf der Bühne in SL. Ich liebe es wenn das Publikum sehr
gesprächig ist, sogar während der Songs. Ich ermutige sie dazu. Und
das passiert ziemlich oft, dann bin ich ein glücklicher Perfomer :-)
Es gibt ein paar Venues wo ich auftrete, die ich absolut liebe, und
ich würde gerne ihre Namen nennen, weil sie einen fantastischen Job
machen und es verdienen besucht zu werden. In
loser Reihenfolge: Cat Boucher´s Musik Circus, Vincents Music
Palette, Peter´s Blue Angel, Led Zepppelin´s, Templemore… Auch
war ich sehr beeindruckt von einem Festival das hier organisiert
wurde, sehr professionell, fantastische Künstler, großartiges
Publikum, Ich weiß nicht ob du davon gehört hast, es nennt sich
Shivers Unleashed Festival ;)
Oh und, durch
mein Universum habe ich außerdem die Gelegenheit an manchen Orten
aufzutreten die ursprünglich nicht für Livemusik gedacht sind, wie
manche Vampirclans. Einer den ich besonders liebe ist „Les
Morrigans“. Es ist eine Ehre für mich, das Tornade mich in ihrem
Clan akzeptiert, obwohl ich nicht am Bloodline Rollenspiel teilnehme.
Sie hat dort auch eine tolle Kunstgallerie.
Was schlechte
Erfahrungen angeht, ich kann mich an ein paar erinnern. Diesmal
werde ich keine Namen nennen, weil man die lieber vergessen als
bewerben sollte :-) Einmal, trat ich an einem Ort auf wo die
einzigen Worte die während der ganzen Stunde im Localchat gesagt
wurden „es ist nett“ waren. Ich hatte tips, Leute, aber keine
Chatgespräche. Es ist wirklich nichts was ich nochmal erleben
möchte. Ich hätte lieber keine tips und dafür viel Chat :-)
Ein anderes
Mal wollte der Besitzer des Clubs keine Gestures und großen
Textblöcke im Chat. Was darin resultierte das einer meiner Fans der
mich am meisten unterstützt sowie meine Managerin gebannt wurden.
Ich habe die Show fertig gespielt, aus Respekt vor dem verbleibenden
Publikum, aber natürlich bin ich nie wieder dorthin gegangen.
9. Was
machst du so in SL wenn du gerade keine Konzerte gibst?
Die meiste
Zeit parke ich meinen Avatar bei mir zuhause und chatte mit Freunden
und Fans. Ich LIEBE es mit meinen Fans zu reden, herauszufinden wer
sie sind, warum sie mögen was ich tue, sie in RL zu treffen.
Auch lasse
ich manche engen Freunde und Fans hören an was ich gerade arbeite
und frage sie nach ihrer Meinung.
10. Wer
ist dein Lieblingskünstler innerhalb SL?
Es gibt ein
paar Künstler in SL die ich mir gerne anhöre, wie Jordan Reyne,
David Perdu, und so viele andere. Ich gehe nicht viel aus, aber wenn,
ist es immer ein Genuss Tip Corbett zu hören. Er ist ein absolutes
„Muss“ für alle Klavier-Liebhaber.
Neben seinem
Talent ist er auch ein sehr netter Mensch mit dem ich mich gerne
unterhalte. Er ist auch der Künstler dem ich bisher am meisten
getippt habe. Ich war überwältigt von seinem Set. Er ist mein
absoluter Lieblingskünstler in SL.
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