Ebbe Altberg und Will Burns / Quelle: Andromeda Blog |
Ich werde dieses Essay nicht zusammenfassen, sondern nur zwei Ausschnitte herauspicken, die auch Wagner James Au auf New World Notes näher beleuchtet hat. Denn die erste der beiden Aussagen bestätigt das, was ich seit der Öffnung von Sansar auch so wahrnehme und was ich auch schon gelegentlich in meinen Beiträgen zum Ausdruck gebracht habe.
Kurze Vorgeschichte zum Artikel:
Will Burns ist stellvertretender Vorsitzender der IEEE Virtual World Standard Group. Das ist ein weltweiter Berufsverband von Ingenieuren, der verschiedene Gremien für die Standardisierung von Techniken, Hardware und Software gebildet hat.
Vor einiger Zeit besuchte Burns das Hauptbüro von Linden Lab in San Francisco und hatte dabei ein längeres Gespräch mit Ebbe Altberg. Darüber berichtete New World Notes schon vor einer Woche, allerdings wurden dort eher Vermutungen als Fakten vorgestellt.
In seinem eigenen Blogpost vom Donnerstag, schreibt Will Burns nun das Folgende:
"Warum Linden Lab sich so viel Mühe gibt, Sansar voranzubringen und Second Life effektiv zu ignorieren, oder wie das böse, rothaarige Stiefkind zu behandeln, kann man nur erahnen. Aber ich werde später in diesem Post noch darauf eingehen, da ich denke, dass dies einen eigenen Abschnitt verdient, um es hervorzuheben.
[...]
Während ich bei Linden Lab war, hatte ich definitiv das Gefühl, dass der Hauptfokus auf Sansar liegt, mit einer fast vollständigen Vermeidung von Diskussionen über Second Life oder dessen Zukunft. Das ist Technologie-Evangelismus auf seinem Höhepunkt.
Soweit es Ebbe betrifft, kümmert er sich nur noch um Sansar, während sich Second Life mit seinen Entwicklern irgendwo im Keller befindet.
Auf der einen Seite der Gleichung kann ich sehen, warum Ebbe sich nur noch um Sansar kümmert. Ich nehme an, dass Linden Lab eine bescheuerte Menge an Geld in die Entwicklung von Sansar gesteckt hat und sie können es sich nicht leisten, den Stecker zu ziehen. Und so hat man Ebbe wahrscheinlich gesagt, er solle das hineingesteckte Geld auf Biegen und Brechen wieder erwirtschaften."
Eine ähnliche Aussage über Linden Lab hat auch ein ehemaliger Mitarbeiter von LL auf Glassdoor gemacht. Er schrieb, dass sich Linden Lab zu stark auf das neue Produkt konzentriert. Dazu gab es zu viele Umstrukturierungen in der letzten Zeit, so dass sich die verbliebenen Mitarbeiter unsicher fühlen. Die Moral bei LL sei niedrig und würde weiter sinken.
Zu Wagner sagte Will Burns, dass er beim Gespräch mit Ebbe bemerkt habe, dass Ebbe nur noch über Sansar sprechen will. Wann immer er das Thema Second Life angeschnitten hätte, wurde es von Ebbe ignoriert und es wurde gleich wieder etwas zu Sansar erzählt. Aus Sicht von Will betrachtet Linden Lab Second Life weitgehend als Auslaufprodukt.
Das zweite Zitat aus dem Essay von Will Burns, ist dann eigentlich für uns Nutzer recht positiv.
"Eine andere Unterhaltung, die ich mit Ebbe geführt hatte, drehte sich um die Landpreise. Es war eine Frage, die in einem Facebook-Post gestellt wurde, also fragte ich ebenfalls danach. Es war eine Art Nebenbemerkung zu einer anderen Unterhaltung über die Struktur von Second Life, die auf Landverkäufen beruht, sowie der Möglichkeit, einen Ausgleich durch andere Optionen herbeizuführen.
Ich werde nicht sagen, was diese anderen Optionen waren, die im Konferenzraum präsentiert wurden. Ich kann aber sagen, dass Linden Lab sich der Problematik des Grundstückspreises bewusst ist und nach Möglichkeiten sucht, die Kosten zu senken.
Jetzt, nachdem ich das auch schon zu Wagner James Au in seinem Blog (New World Notes) gesagt hatte, wurde ich inworld von einigen Land Baronen kontaktiert, die (wie soll ich es ausdrücken) etwas paranoid wegen dieser Situation waren. Sie argumentierten, wenn die Landpreise fallen, dann würden alle nur noch Land kaufen und sich selbständig machen, was die Land Barone dann aus dem Geschäft drängen und ihre Investitionen zerstören würde...
So sehe ich das ehrlich gesagt nicht.
Ich denke, Wettbewerb ist gesund und spornt Innovationen an. Ich schätze, man kommt heute nicht mehr damit durch, mit einem automatisierten System und ein paar freiwilligen Helfern, die für Tips und Provisionen arbeiten, ein Geschäft aufzubauen. Vielleicht muss man auch mal investieren, um mit einem solchen Unternehmen auch wie ein Unternehmen zu handeln."
Die Aussicht auf günstiges Land in Second Life klingt verlockend. Aber man muss erst einmal sehen, was Linden Lab stattdessen dann erhöhen wird. Ich meine, irgendwo schon gelesen zu haben, dass LL über eine generelle Steuer auf alle Transaktionen in SL nachdenkt. Wenn sie da zum Beispiel 10% ansetzen würden und wenn die Aussage stimmt, dass pro Jahr 500 Mio. US-Dollar an Transaktionen in der SL-Wirtschaft getätigt werden, dann wären das Einnahmen für Linden Lab von 50 Mio. US-Dollar. Damit könnten sie dann Land in SL fast verschenken.
Wer Interesse an allen Informationen hat, die Will Burns im eigenen Blog und auf New World Notes weitergegeben hat, sollte sich alle drei Links hier unten durchlesen. Vieles ist halt Spekulation, aber dass Linden Lab mit seiner Investition in Sansar bisher auf der Verluststraße fährt, ist wohl eher ein Fakt. Besonders ärgert mich aber, dass Linden Lab immer betont, sie würden SL und Sansar gleichberechtigt behandeln. Das glaube ich denen inzwischen nicht mehr.
Links:
- [Andromeda Blog] - A Tale of Two Labs
- [NWN] - Is Linden Lab Treating Second Life as the "Red-Headed Step-Child Internally"?
- [NWN] - Virtual World Developer's Visit to Linden Lab Hints at Big Updates to Sansar...
das Sansar eine Totgeburt ist,wäre übertrieben zu sagen
AntwortenLöschendie Umstände sprechen aber für sich,dass mit unterschiedlichster Hardware in Second Life gewerkelt und der Focus auf das Erstellen unterschiedlichster Dinge gerichtet ist,von Klamotten über Dingens,von shows über hast du nicht gesehen
so romantisch und vielleicht spektakulär diese Welt Sansar auch ist,vor allem durch die Brille
Dass Leute versuchen, Neues zu entwickeln und es durchzusetzen, ist ja gut.Nur so gibt es Entwicklungen.
AntwortenLöschenDass die meisten SL-Nutzer, jedenfalls, die die mal in Sansar reingeschaut haben, sagen: na , so wie es aussieht werde ich nicht wechseln von sl zu Sansar, muss ja theoretisch nicht heißen, dass Sansar nicht erfolgreich werden kann.
Aber ist wohl schwierig, neue Leute zu gewinnen, insbesondere, wenn durch die sl-residents, das Produkt schon eher ein "ist ja nicht so toll" Image bekommen hat.
Aber die größte Schwierigkeit für LL ist wohl derzeit beiden Produkten (SL und Sansar) gerecht zu werden. Die Ressourcen sind eben knapp und müssen zwischen SL und Sansar aufgeteilt werden. Und wir sehen halt das Risiko, dass SL auf der Strecke bleibt, weil man versucht Sansar mit immer mehr Mitteln auf Kosten von SL zum Durchbruch zu verhelfen. Auf der anderen Seite kann man hoffen, dass bei LL sich die Einsicht durchsetzen wird, dass sie sich nicht das Standbein, dass wenigstens etwas Gewinn abwirft auch noch kaputt machen
Luisa
Erst mal zum positiven:
AntwortenLöschenDass sich LL bewusst ist, dass die Landpreise ein Problem sind, gefällt mir schon mal sehr gut. Und wenn man das System so verändern würde, dass man auf jede Transaktion eine Steuer nehmen würde, würde ich das sehr begrüßen. Ich kaufe auch oft in SL ein, aber das könnte man steuern. Dann gibt man eben in manchem Monat etwas weniger aus, weil es vielleicht gerade nicht geht. Wenn man Land hat funktioniert sowas nicht. Da muss man gucken, ob man sich das Monat für Monat leisten kann, oder das Land aufgeben, was ja offenbar auch immer öfter passiert. Also Pro Transaktionssteuer.
Nun zum negativen:
Ich hatte anfangs die Hoffnung, dass LL zwar ein anderes Konzept mit Sansar anstrebt, das Ganze im Laufe der Zeit aber mehr in Richtung der User verändern würde. Inzwischen habe ich aber eher das Gefühl, dass LL am User vorbei entwickelt. Diese Sturheit kann am Ende nicht nur gefährlich für Sansar, sondern auch für Second Life sein. Ich hoffe, sie werden sich noch der Gefahr bewusst und denken um. Es wäre schade, wenn ein funktionierendes Produkt untergehen müsste, weil man unbedingt was neues durchboxen muss, was nur die wenigsten so wollen.
Gruß Psi
Ich möchte Psiquence zustimmen. Ich sehe es ähnlich. Der erste Versuch bei den Landpreisen war das (leider nur) zeitlich beschränkte downsizen der Landkosten auf die Grandfathered Gebühren vor 2 Jahren. Das hat dazu geführt das z.B. unsere Region heute noch besteht.
AntwortenLöschenDie Idee der Gebühr bei Transkationen wäre durchaus eine Lösung zur Entlastung der Landkosten. Im Marketplace gibt es sie schon mit 5% und ich habe noch nie gehört, dass die Anbieter über diese Abgabe stöhnen.
Ich habe auch den Eindruck, dass Sansar etwas orientierungslos in unserer Wahrnehmung umhernavigiert. Für mich sind die Aussagen von LL hier zu schwammig. Ich habe keine Vorstellung, was mir Sansar mehr bringt, außer dass es VR-Brillen tauglich ist. Nein, ich musste eher feststellen, dass Sansar für mein Erlebnis in einer virtuellen Welt eher Rückschritte bedeutet (z.B. durch die Beschränkungen beim Bauen). Ich glaube hier hat LL in paar wesentliche Fehler begangen.
Die Niki
Hallo an Alle ! Ich habe auch Zeit in Sansar investiert, aber der Markt dort ist noch viel zu klein um Gewinn ab zu werfen. Also habe ich mich wieder auf Sl konzentriert. Durch die Anhebung der Umtauschgebühren ist der Umsatz schon zurück gegangen, und durch "Besteuern" auch der Güter im Shop würde der Umsatz weiter schrumpfen. Aus meiner Sicht wird VR ein Nischenprodukt bleiben. Wenn LL den eingeschlagenen Weg stur weitergeht, werden beide Plattformen verlieren. Leider sind auch andere Anbieter noch nicht so weit, dass sich Aufwand und Nutzen für einen Ersteller lohnen.
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