Quelle: High Fidelity |
Und zu guter Letzt finde ich die Entwicklung von High Fidelity interessant. Als Second Life entstanden ist, habe ich mich noch nicht mit virtuellen Welten befasst und kenne die Entstehungsgeschichte nur aus den alten Berichten. Bei HiFi kann ich aber beobachten, wie eine Idee Stück für Stück Formen annimmt. Das finde ich spannend.
In den letzten Wochen haben die Meldungen rund um High Fidelity deutlich zugenommen. Vor allem Philip Rosedale ist sehr aktiv und hält Vorträge oder schreibt Blogposts. Vor knapp zwei Wochen wurde dazu wieder ein Video auf YouTube veröffentlicht, das auf der "Virtual Reality Los Angeles #1" aufgezeichnet wurde. Unter anderem sind wieder ein paar bewegte Bilder aus HiFi zu sehen. Und auch die Meldungen über HiFi in den Webmedien haben in letzter Zeit zugenommen. Erst gestern ist ein interessanter Artikel von Samantha Murphy auf New Scientist erschienen. Titel: "Second Life 2.0".
Ebenfalls am 24. April hat Philip Rosedale wieder einen längeren Artikel im HiFi-Blog geschrieben. Er erklärt darin den Aufbau der Hard- und Software-Struktur seiner neuen virtuellen Welt. Und die ist ziemlich anders als der heutige Aufbau von Second Life. Das nachfolgende Bild ist die schematische Darstellung der HiFi-Architektur als Diagramm. Wer sich etwas mit Netzwerken, Datenverteilung und Internet-Hardware auskennt, wird schon alleine mit diesem Diagramm eine gute Vorstellung vom Aufbau erhalten. Deshalb hier auch noch die Grafik als PDF-Download.
Quelle: High Fidelity |
Dann geht Philip auf das obige Diagramm ein und erklärt es Schritt für Schritt:
Der Domain Server ist der Hauptserver, auf dem die virtuelle Welt gestartet wird. Gleichzeitig stellt der Domain Server eine Reihe von kleineren Servern bereit, die benötigt werden, um Audiostream, Avatar-Daten und inworld Objekte an die verbundenen Clienten zu übermitteln. Diese Clienten können sowohl Menschen sein, die sich interaktiv mit der virtuellen Welt verbunden haben, als auch sogenannte "Agents", was zum Beispiel KI-gesteuerte Bots oder interaktive Objekte sein können. Die virtuelle Welt innerhalb eines Domain Servers kann jede beliebige Größe haben und aus einer beliebigen Anzahl von weiteren Servern, Avataren und Objekten bestehen. Und schließlich lassen sich alle Domain Server dann untereinander verbinden, so dass ein größeres "Metaverse" entstehen kann.
Der Nameserver wird von der Firma High Fidelity betrieben (wie alle Dienste im oberen "Global Services"-Feld des Diagramms). Er verwaltet zum einen die Namen der Domain Server und der virtuellen Orte, die auf ihnen gehostet werden. Das wird ähnlich ablaufen, wie mit den NICs für Webseitenadressen. Und zum anderen verwaltet der Nameserver auch Avavatrnamen und kann damit globale Authentifizierungen übernehmen. Dies ist jedoch zum Betrieb eines Domain Servers nicht notwendig. Ein privater Betreiber kann auch über SSL und OAuth die Logins auf dem eigenen Server kontrollieren.
Schema eines Sparse Voxel Octree Quelle: Santy's blog |
Der Audio Mixer ermöglicht einen räumlichen, dreidimensionalen Audiostream zu den Clienten. Dieser Stream besteht aus den Echtzeitgeräuschen von inworld Avataren und Objekten. Sollte ein Audio Mixer durch zu viele Clienten überlastet sein, kann der Domain Server weitere Audio Mixer starten, die dann in einem Multicast Tree miteinander verbunden werden und somit eine unbegrenzte Anzahl von Zuhörern ermöglichen. Diese neuen Mixer können optional auch von (der Firma) High Fidelity verwaltet werden, die mit ihren Assignment Servern die optimale Balance der Serverlast regelt.
Der Avatar Mixer sammelt und überträgt alle Informationen zu den Avataren, wie zum Beispiel den Gesichtsausdruck und die Körperbewegungen. Die Skalierung ist dabei genauso geregelt wie beim Audio Mixer.
Avatar von Philip Rosedale Quelle: Virtual Reality Los Angeles #1 / YouTube |
Der Digital Marketplace ermöglicht den Nutzern digitale Waren zu kaufen, zu verkaufen und auch einfach nur zu transferieren. Der Marketplace kann dabei alle angeschlossenen Domain Server beliefern.
Der Currency Server stellt die Dienste für alle Geldwechselaktionen zur Verfügung. Er bietet außerdem APIs an, mit denen Nutzer zum einen ihren Computer in das Assignment Server Netzwerk einbinden können und zum anderen digitale Waren mittels Kryptowährung kaufen und verkaufen können.
Javascript ist die Sprache, die in High Fidelity genutzt wird, um interaktiven inworld Content, Avatar-Attachments und UI-Erweiterungen zu erstellen. Javascript Code kann außerdem über Assignment Server oder Domain Server auf zusätzliche Geräte aufgespielt werden, so dass man interaktive Umgebungen bis hin zu komplexen Simulationen damit erzeugen kann. Erste Beispielskripte für HiFi gibt es auf dieser Seite.
Der Domain Server, Audio Mixer, Avatar Mixer, Voxel Server, Interactive Client und alle weiteren Softwarekomponenten zum Erstellen und Betreiben von virtuellen Welten, sind unter der Apache 2.0 Open Source Lizenz veröffentlicht worden und sind im High Fidelity Github Repository zugänglich.
Quelle: High Fidelity System Architecture
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Anm.:
Das war jetzt natürlich ziemlich viel Technikkram, was sicher nicht jeden Leser interessiert. Für gewöhnlich habe ich auch nur selten Lust, mich durch so eine Erklärung zu arbeiten und alles zu verstehen. In diesem Fall ist das aber anders, weil ich (wie eingangs schon erwähnt) die Entwicklung einer solchen Plattform sehr interessant finde. Die Struktur des HiFi-Systems ist auch gar nicht so kompliziert, wie das auf dem Diagramm zuerst den Anschein macht.
Ich bin vor allem mal gespannt, wie dieses Bezahlsystem mit bereitgestellten Computern funktionieren soll. Wenn die zu erwartenden Einnahmen höher sind, als die Stromrechnung für den Betrieb des Computers, dann könnte ich ein paar ungenutzte PCs von mir zu ihrem zweiten Frühling verhelfen.^^ Allerdings halte ich Kryptowährung als Bezahlsystem für riskant, wenn man mal auf die Ereignisse rund um den Bitcoin blickt.
Wenn Philip Rosedale das alles so hinbekommt wie oben beschrieben. Und wenn die Zugangssoftware (der Viewer, die Schnittstelle, Oculus Rift, oder was auch immer) den Anforderungen einer Mehrheit entspricht, dann kann HiFi in Zukunft wirklich die Wachablösung für Second Life werden.
Bleib am Ball, Maddy. Wir sind gespannt, was da auf uns zu kommt.
AntwortenLöschenDie
Niki
Sollte das Konzept wirklich aufgehen; praktisch keine Ladezeiten, theoretisch unendliche Welten, dann denke ich, dass dem Erfolg von High Fidelity nichts im Wege steht.
AntwortenLöschenDas Einzige, was mir im Moment Sorgen macht ist das mit der Cryptocurrency.
Am Anfang ist fast kein Geld da ---- Hoher Wert ---> Niedrige Preise.
Doch über die Zeit wird das ja immer mehr --- Wert sinkt -----> Preise werden höher. Es kommt zu einer Inflation.
Es gibt dann zwei Möglichkeiten: 1.) High Fidelity macht keine Umwechslung (IngameGeld --- Reales Geld) ---> Markt ist in 10 Jahren überschwemmt von Geld.
2.) High Fidelity macht Umwechslung ---> Da sie ja durch das Minen von dem Geld ja keinen Gewinn machen, aber durch das Auszahlen einen Verlust, wäre das ja ein starker Nachteil für sie.
Ich bin gespannt wie dieses Problem gelöst wird.
Konstantin