Quelle: Anna Ivanovna / Flickr |
Hier die Kurzversion der bisherigen Ereignisse:
Am 12. April 2020 muss das Genus Project den Verkauf seiner Produkte in Second Life (inworld und Marketplace) aufgrund einer DMCA-Beschwerde einstellen. Die Untersuchungen dieses Falls dauern bis Anfang Juli 2020. Nach einer Meldung von Linden Lab, dass man die Produkte in SL wieder anbieten darf, startet der Genus Shop am 3. Juli 2020 wieder den Verkauf seiner Mesh-Köpfe.
Schon nach einer Woche wurde dann am 10. Juli 2020 eine zweite DMCA‑Beschwerde gegen die Produkte von Genus eingereicht, vermutlich von der gleichen Person wie beim ersten DMCA. Das zeigt sehr schön, wie hier ein vermeintliches Gesetz eher als kriminelles Werkzeug eingesetzt wird. Diese zweite Untersuchung dauerte jetzt bis zum 2. September 2020. Zumindest hat an diesem Tag Genus-Ownerin Anna Ivanova auf Facebook verkündet, dass sie einen Teilsieg errungen hat.
Teilsieg deswegen, weil die eingereichten Anschuldigungen gegen Genus zwar haltlos waren, aber der DMCA-Prozess so ausgelegt ist, dass Anna den Einreicher nicht in Erfahrung bringen kann. Dieser Einreicher könnte also durchaus zum dritten Mal das gleiche Spielchen starten. Eigentlich unfassbar, was sich die USA da für ein Schrottgesetz ausgedacht hat. Obwohl es sich in der Erklärung von Anna so liest als sei nun ein dritter DMCA nicht mehr möglich. Ich bin mir da nicht so sicher.
Hier die Übersetzung der Meldung von Anna auf Facebook. Im bisher informativeren Discord-Kanal hat man diesmal nur die Meldung von Facebook reinkopiert.
Ich habe gewonnen. Teilweise. Trotzdem konnte ich beweisen, dass die Wahrheit immer auf meiner Seite ist und es unmöglich ist, eine ehrliche Person zu verleumden. Wollt ihr wissen, warum ich nur teilweise gewonnen habe? Weil wir nicht herausfinden konnten, wer diese Krötenperson ist. Wir konnten diese Person noch nicht finden, aber ich bin sicher, dass sie früher oder später die Konsequenzen für ihre Handlungen tragen muss. Und ich versichere dir, dass ich ICH nicht aufgeben werde, DICH zu finden. Oh ja, ich weiß, dass du meinen Facebook-Beitrag gelesen hast und mir hier folgst, weil du so viel Interesse daran hast, was ich mit meinem Team mache.
Heute möchte ich euch, meinen GENUS-Kunden, mitteilen, was in diesen paar Monaten Hölle mit mir passiert ist.
Die Person, die das getan hat, hat seinen Plan sehr gut durchdacht, aber ich bin nicht dumm. Wegen all dieser Täuschungen, die auf den ersten Blick beängstigend erscheinen, fragte ich mich, ob das wirklich ein Zufall ist? Aber nein, als ich die Details untersuchte, stellte ich fest, dass jemand versuchte, mir etwas anzuhängen. Da DU auch meinen Beitrag liest, solltest du wissen, dass dein Plan in 15 Minuten enttarnt war, die für die Suche nach Informationen bei Google aufgewendet wurden.
Was genau ist passiert? Ich bin mir sicher, dass diese Person ein ziemlich erfahrener Second Life Nutzer ist. Im Grunde hat er mein Mesh aus dem Spiel herauskopiert. Und dann erstellte er mit etwas geschickter Bearbeitung die AD mit Photoshop CS6. Wisst ihr was am lustigsten ist? Er gab sich meinen Namen und sagte, dass er seit 13 Jahren Mesh für ein sehr bekanntes Spielestudio entwickelt. Aber in seinem Vendor-Bild verwendete er kostenlose Renderings aus einer Datenbank. Er hat diese Vendor-Werbung am 6. April 2020 erstellt (kurz bevor er eine gefälschte Urheberrechtsbeschwerde gegen mich eingereicht hat) und dieses Produkt hochgeladen, um es auf einer Webseite eines Drittanbieters zu verkaufen.
Großartig, die Anzeige war fertig (Render daz + Render aus dem Bestand einer Datenbank und das Mesh der kopierten Köpfe über diesen Render gelegt). Dann wurde eine falsche Adresse, eine falsche Telefonnummer und ein Fake-Anwalt aus New York angegeben, weil [die Meshes] nicht einmal in der Datenbank enthalten sind. Sie kamen mit einem Text über das angebliche Studio selbst, dass sie dieses Geschäft seit 13 Jahren betreiben und mit einer Liste von Ansprüchen, die sie gegen uns haben. Am Ende bitten sie darum, den gesamten Genus-Inhalt aus ALLEN Inventaren [in SL] zu entfernen, damit nicht einmal eine Spur von mir in SL verbleibt - kein Geschäft, keine Produkte - nichts.
Das Enttäuschendste für mich in dieser ganzen Situation ist, dass ich und meine 5 Anwälte mehrere Monate lang ignoriert wurden. Niemand wollte mir antworten, alle meine Briefe waren unbeantwortet - überhaupt kein Feedback. Meine Anwälte erhielten nur Hinweise auf die alten Briefe und eine Kopie über diese Beschwerde. Und natürlich hat uns niemand von diesen falschen Adressen und Telefonnummern geantwortet. Nach Monaten der Stille konnten wir endlich ein Ergebnis erzielen. Ein sehr berühmter und guter amerikanischer Anwalt nahm den Fall auf. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Ich habe für alle meine Artikel eine Wiederverkaufsgenehmigung erhalten und es gibt keinen DMCA mehr gegen das GENUS Project. Alle Zahlungsaufforderungen wurden fallen gelassen. Alle Urheberrechte für alle meine Werke sind registriert, alle Beschwerden und DMCAs, die mir von nun an zugesandt werden, sind ungültig. LL wird über die Registrierung der Rechte und Marken informiert.
Während dieser Zeit hatte ich starken Stress, ich konnte nicht schlafen, ich konnte nicht essen, der Gedanke, dass ich als Dieb angesehen wurde, verursachte Depressionen in mir und Angstzustände. Ich wollte alles aufgeben und gehen. Aber ich bin es nicht gewohnt aufzugeben. Ich habe geweint, weil ich ungerecht behandelt wurde und erkannt habe, wie einfach es ist, dem tatsächlichen Ersteller von Werken etwas anzuhängen - es ist einfach verrückt.
Deshalb rufe ich allen zu, die sich mit Kreativität beschäftigen und etwas erschaffen - ihr solltet das Urheberrecht für jede eurer Arbeiten registrieren. Damit euch niemand jemals das Gleiche antun kann.
Und zu DIR sage ich Folgendes: Wenn du mich und meine Marke so sehr hasst, dann sei kein Feigling und erzähl mir persönlich davon. Wenn du mit mir konkurrieren willst, dann lerne, wie ich arbeite und mache es ehrlich und professionell. Ansonsten bist du für mich ein Niemand, kein Rivale, kein Feind, nur ein leerer Punkt - nichts. Ich habe keine Angst vor schwachen Menschen. Sitze ruhig weiter in deinem Loch, damit du nicht plötzlich erwischt wirst. Die Verantwortung, die du auf dich genommen hast, ist so groß, dass du im Gefängnis landen könntest.
Nun, das war es auch schon, ich habe alles gesagt, ich liebe euch alle und ich bin stolz darauf, dass wir ALLE eine große Familie sind. Ich, du, jeder, der Genus liebt. Ich werde den Laden morgen wieder eröffnen. Bis dahin feiern wir diesen schönen Tag. Oder Abend.
Quelle: Anna Ivanova / Facebook
Die Bilder sollen zeigen, dass die Anschuldigungen gegen Genus unberechtigt waren Quelle: Anna Ivanova / Facebook |
Ansonsten hoffe ich aber für Anna und Genus, dass jetzt wirklich mal Ruhe einkehrt. Bei diesem Shop dürfte der Verlust an Einnahmen von April bis September sicher einen hohen fünfstelligen US-Dollar-Betrag ausgemacht haben. Auf der anderen Seite ist Genus durch den Vorfall nun so bekannt, dass vielleicht in Zukunft höhere Umsätze mit den Produkten gemacht werden. Und zum Schluss drücke ich noch die Daumen, dass Anna den Einreicher irgendwie in Erfahrung bringen kann, um ihn auf Schadenersatz zu verklagen.
Links:
- Genus Project auf Discord
- Genus Project auf Facebook
- Flickr-Gruppe zum Genus Project
- Flickr-Fotostream von Anna Ivanovna
- DMCA-Leitfaden auf der Homepage von Linden Lab
- [Echt Virtuell] - Genus stoppt Produktverkauf wegen DMCA-Beschwerde
- [Echt Virtuell] - Genus Project von DMCA-Beschwerde freigesprochen
- [Echt Virtuell] - Genus Project: DMCA-Beschwerde geht in die zweite Runde
ein interessanter beitrag, nach meinem rechtsverständniss ist linden in der pflicht, sicher zu stellen, das der antragsteller eines dmca's, eine echte "rechtspersönlichkeit" ist. in meinen augen ist die nicht prüfung grob fahrlässig und ggf auch geschäftsschädigend. ob man nun linden damit unter zugzwang setzt, die vorraussetzungen des dmca' proszesses gegen missbrauch sicherer zu gestalten, sie dahin gestellt, zumindest wäre eine entschuldigung und eine "angemessene" wiedergutmachung seitens linden fällig, sollte der urheber der "klage" nichte fasser sein.
AntwortenLöschen...nach meinem rechtsverständniss ist linden in der pflicht, sicher zu stellen, das der antragsteller eines dmca's, eine echte "rechtspersönlichkeit" ist.
LöschenDas ist Linden Lab leider nicht. Sie befolgen einfach nur strikt das bestehende US-Gesetz zum DMCA. Dort heißt es, wenn jemand eine Beschwerde einreicht, dass das eigene Urheberrecht durch Dritte verletzt wurde, muss Linden Lab den Content des Beschuldigten erst einmal aus dem Verkehr ziehen. Und zwar so lange, bis die DMCA-Beschwerde geklärt ist.
Da hat Linden Lab auch keinen Entscheidungsspielraum, da das Gesetz für alle in den USA ansässigen Firmen gleich ist. Würden sie nicht so handeln, wie sie es jetzt zwei Mal beim Genus Project gemacht haben, würden sie sich selbst strafbar machen. Linden Lab wird da auch keine Wiedergutmachung leisten, denn gesetzlich gesehen, haben sie alles richtig gemacht.
Tatsache ist, dass Linden Lab die Hände gebunden sind. Das Problem ist dieses skandalöse Gesetz mit seiner Beweisumkehr.
AntwortenLöschenJa aber vor rl gericht muss doch der richter wissen wer kläger und beklageter im rl ist? oder stand da in der klage schrift "xyz resident vergklagt sie?" müsste da LL nicht zumindet die ip der person rausrückenm um das verfolgen zu können? oder hab ich nun auch die narrenfreitheit mit nem alt alle großen händler erstmal lahmzu legen? bekomm ja keine aufm deckel ....
AntwortenLöschenIch habe mir jetzt auch nicht den gesamten Gesetzestext des DMCA durchgelesen. Aber soweit ich weiß, ist bei einer DMCA-Beschwerde kein Richter beteiligt, da es keine physische Verhandlung gibt. Beim Fall vom Genus Project wäre das auch schwer, da Anna Ivanova in Moskau (Russland) wohnt und der Vollhorst, der die Beschwerde eingereicht hat, vielleicht aus Spanien kommt. Wie soll da ein Gericht in Kalifornien die beteiligten Personen zu einem Gerichtsverfahren holen?
LöschenMeines Erachtens wird eine DMCA Beschwerde rein anhand der eingereichten Dokumente bewertet und entschieden. Also eingetragene Marke, angemeldetes Urheberrecht, digitale Daten (hier ist meist das Erstelldatum von Bedeutung), usw.
Wenn ein DMCA eingereicht wurde und die beschuldigte Partei mit einer Gegendarstellung antwortet, wird diese an den Einreicher des DMCA weitergeleitet. Sollte der nicht innerhalb von 10 Arbeitstagen antworten, wird der DMCA eingestellt. Das war aber offenbar im Fall von Genus nicht so, da es sowohl im ersten als auch im zweiten DMCA wesentlich länger gedauert hat.