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Dienstag, 14. April 2020

Genus stoppt Produktverkauf wegen DMCA-Beschwerde

Genus Project - Temporary closed
Quelle: Anna Ivanovna (GENUS Project)
Die meisten werden es schon mitbekommen haben. Der Second Life Store "Genus Project" hat am 12. April den Verkauf seiner Produkte eingestellt und sowohl den Inworld-Store als auch das Marketplace Angebot geschlossen. Der Grund ist eine eingereichte DMCA-Beschwerde von einer unbekannten Person oder Gruppe.

Ich weiß zwar auch nicht mehr als alle anderen, die darüber in den Foren und Blogs diskutieren, aber ich wollte das, was ich bisher gelesen habe mal kurz zusammenfassen. Außerdem gibt es vielleicht ja doch noch ein paar Leser meines Blog, die das noch gar nicht mitbekommen haben.

Zuerst eine allgemeine Information: DMCA bedeutet Digital Millennium Copyright Act und ist ein Gesetz in den USA, welches der Umsetzung von Urheberrechten dient. Der DMCA schafft eine rechtliche Basis für die juristische Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen im Internet.

Wird eine DMCA-Beschwerde eingereicht, muss der Beschuldigte sofort reagieren und den fraglichen Inhalt aus dem öffentlichen Zugriff entfernen. Erst danach kann der Beschuldigte beginnen, mit Daten und Dokumenten seine Unschuld zu beweisen. Da sich Linden Lab als US-amerikanisches Unternehmen an den DMCA halten muss, blieb dem Genus Project keine andere Möglichkeit als ihre Produkte vorerst zu entfernen.

Hier die Mitteilung, die Store Betreiberin Anna Ivanovna auf Flickr und Facebook veröffentlicht hat:
Liebe Freunde,

Zum ersten Mal seit langer Zeit haben wir eine sehr wichtige Mitteilung! Als Ersteller entwerfen wir seit vielen Jahren [Mesh-Produkte] in Second Life. Vor kurzem haben wir zum ersten Mal eine DMCA-Beschwerde gegen uns von einem anderen Second Life Ersteller erhalten.

Gemäß den Regeln müssen wir unsere Inhalte bis zum Ende des Verfahrens löschen. Unser Anwalt reicht derzeit eine DMCA-Gegenbeschwerde ein. Er hat alle unsere Dateien, die wir für Second Life erstellt haben und wir hoffen, dass die Situation bald aufgeklärt wird.

Der Autor der Beschwerde ist unbekannt, aber wenn wir eine Antwort von Linden Lab erhalten, werden wir den Fall an das Gericht senden.

Wir bitten euch, dies mit Verständnis zu behandeln. Dies sind erzwungene Maßnahmen, die wir ergreifen müssen, um die Sicherheit unseres geistigen Eigentums zu gewährleisten. Bitte beachtet, dass keine Inhalte aus eurem Inventar entfernt werden, sondern nur aus dem Inventar von Genusproject Resident. Während der Schließung des Stores bleiben wir in sozialen Netzwerken (Discord und Facebook) sowie in der Inworld-Gruppe in Kontakt. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und euer Verständnis.

Mit Liebe,
das Genus-Projektteam

Support from the Genus Project team
Letztes Gruppen-Freebie von Genus
Quelle: Anna Ivanovna (GENUS Project)
Nach Bekanntwerden dieser Meldung wurde im offiziellen SL-Forum ein Thread gestartet. Deutschsprachige Stimmen kann man dazu auf SLinfo ab diesem Beitrag in einem Endlosthread über Mesh-Köpfe vervolgen.

Edit 15. April 2020: Nun wurden alle relevanten Beiträge auf SLinfo in einen neuen Thread verschoben.

Einen ähnlichen Fall hatten wir in Second Life schon einmal im Sommer 2018, nachdem Catwa gegen verschiedene Anbieter anderer Mesh-Köpfe ebenfalls einen DMCA eingereicht hatte.

Deswegen fiel jetzt auch zuerst der Verdacht wieder auf Catwa, dass sie etwas gegen das Genus Project unternommen hätten. Doch Skell Dagger, Manager von Catwa Clip, behauptet im SL-Forum, dass der DMCA nicht von Catwa eingereicht wurde.

Und auch die meisten anderen Mesh-Kopf Anbieter haben ein ähnliches Statement abgegeben. Hier die Liste zu den Quellen, die ich aus dem Thread von SLinfo zusammengefasst habe:

Sheva Xaris hat im SL-Forum kurz und knapp beschrieben, wie es jetzt weitergehen könnte:
  1. Jemand hat eine Beschwerde eingereicht. Linden Lab muss den beschuldigten Inhalt entfernen.
  2. Genus kann eine Gegenklage gegen die DMCA-Beschwerde einreichen.
  3. Linden Lab muss 10-14 Tage warten, bevor der Genus-Inhalt wiederhergestellt werden kann.
    1. Der ursprüngliche Beschwerdeführer muss während dieser 10 bis 14 Tage vor Gericht eine Beschwerde gegen Genus einreichen und Linden Lab Informationen für das Gerichtsverfahren zur Verfügung stellen. Nachdem die Beschwerde vor Gericht gebracht wurde, muss Linden Lab dafür sorgen, dass der Inhalt von Genus bis zur gerichtlichen Klage unzugänglich bleibt.
    2. Wenn die Zeit ohne Aktion abläuft, wird der Inhalt von Genus wieder zugänglich gemacht und bleibt aktiv. Das Versäumnis, vor Gericht eine Klage einzureichen, gilt als Eingeständnis, dass der Inhalt nicht rechtsverletzend ist.

Nalates Urriah schreibt im besagten Thread, dass mit einem DMCA-Verfahren grundlegende amerikanische Bürgerrechte missbraucht werden. Bei einem DMCA ist man im Sinne der Anklage schuldig, bis man seine eigene Unschuld beweisen kann. Und Nalates ist selbst US-Bürgerin, die sich mit Gesetzestexten ganz gut auskennt. Ich hätte jetzt ja gern noch geschrieben, dass dieser DMCA auch ganz gut zu einem von Donald Trump geführten Land passt. Aber dieses Gesetz wurde bereits 1998 von Bill Clinton verabschiedet.

Sollte sich am Ende die DMCA-Beschwerde als falsch erweisen, dann kann Genus die entstandenen Kosten durch Anwälte und ausgebliebene Verkäufe seiner Produkte beim DMCA-Einreicher geltend machen. In diesem Fall werden wir auch erfahren, wer die Beschwerde eingereicht hat. Das hat Anna Ivanovna ja so in ihrer Stellungnahme angedeutet.

Sollte allerdings der Einreicher Recht bekommen, kann er als Gewinner des Verfahrens anonym bleiben. Und in diesem Fall könnte es auch passieren, dass Linden Lab den einen oder anderen Content von Genus ganz aus Second Life entfernen muss (sprich: aus den Inventaren einiger SL-Nutzer). Ein solches Vorgehen hat es in der Vergangenheit schon mehrmals gegeben, zum Beispiel mit Dance-Animationen.

Ich verfolge das Thema mal weiter und werde wieder etwas dazu schreiben, wenn es Neuigkeiten gibt.

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