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Sonntag, 12. Juli 2020

Ein paar Updates zur Übernahme von Linden Research

Quelle: Linden Lab
Am 9. Juli hatte Linden Lab in einer Pressemitteilung bekanntgegeben, dass Linden Research (der eigentliche Firmenname, der aber öffentlich nicht verwendet wird) von zwei Investoren übernommen werden soll. Die endgültige Entscheidung muss noch per Genehmigung durch die Finanzaufsichtsbehörde erteilt werden.

Mein Blogpost zur Pressemitteilung wurde extrem oft aufgerufen. Das Thema scheint also meine Leser zu interessieren. Deshalb habe ich hier noch ein paar Fundstücke von New World Notes, Twitter und aus dem SL‑Forum zusammengetragen. Denn auch dort hat es seit Donnerstag ziemlich viele Reaktionen auf die Meldung gegeben.

Als Erstes hat Wagner James Au noch ein Update in seinem ursprünglichen Blogpost vom 9. Juli hinzugefügt. Das enthält einmal einen Auszug aus der Firmenphilosophie der Waterfield Group, den ich hier mal kurz übersetze.
Die Waterfield Private Equity Funds I, II & III, wie auch das Waterfield Family Office, investieren in konservativ geführte Unternehmen mit einem starken freien Cashflow, einem bewährten Management und einer Plattform, von der wir glauben, dass sie der globalen Wirtschaftsgemeinschaft einen Mehrwert bieten kann. Wir bevorzugen Basisunternehmen mit einigen Jahren nachweislich konservativem Wachstum. Wir vermeiden Unternehmen, die zu schnell wachsen. Wir glauben, dass langsam und stetig das Rennen macht.
[...]
Wir sind bestrebt, ein guter Partner für das bestehende Management zu sein, sind in Bezug auf allgemeine Managementfragen passiv und arbeiten hart daran, unseren CEOs und ihren Firmen zu helfen, ihre Vision zu verwirklichen. Wir haben keinen definierten Ausstiegsplan und neigen dazu, Unternehmen für Generationen zu besitzen.
Eine Firma, die seit 1928 im Geschäft ist, schreibt so etwas nicht in ihr Profil wenn da nicht etwas dran ist. Deshalb sollte man den Kauf von Linden Lab, der sicher zum größten Teil von der Waterfield Group und zu einem kleineren Anteil von Brad Oberwager finanziert wird, nicht zu negativ bewerten.

J. Randall Waterfield
Quelle: LinkedIn

Bradford Oberwager
Quelle: LinkedIn
Interessanter ist jedoch eine Spekulation von Wagner, die er ebenfalls in seinem Update am Ende äußert. Dort schreibt er, dass die ursprünglichen Investoren von Linden Lab auf diese Übernahme durch neue Investoren drängten, um endlich das lang erwartete Liquiditätsereignis zu vollziehen.

Im Englischen heißt das liquidity event und es besagt, dass das von den Gründern und Investoren eines Unternehmens gehaltene Eigenkapital in Bargeld umgewandelt werden soll. Die ursprünglichen Investoren lassen sich also ausbezahlen.

Wagner beschreibt es so: "Wir haben vor über 15 Jahren in Linden Lab investiert. Linden Lab ist seit ungefähr 13 Jahren profitabel. Wo ist nun die Rendite unserer verdammten Investition?"

Allerdings haben viele der ursprünglichen Investoren Linden Lab bereits verlassen. Dazu zählen Mitch Kapor, Pierre Omidyar und Jeff Bezos. Sollte es so sein, dass alle Mitglieder des Verwaltungsrats von Linden Lab auch Investoren sind, wären die aktuellen Geldgeber Jed Smith, Bill Gurley, Dana L. Evan und Bing Gordon. Gordon ist allerdings erst 2017 dazugestoßen und ich bezweifle, dass er als Investor in den Verwaltungsrat geholt wurde. Nach meinen Informationen wurde er von Ebbe Altberg als Berater angeworben.

Ich denke, nur Jed Smith und Bill Gurley sind noch aktive Investoren bei Linden Lab. Sollten sie ihren Posten verlassen, sobald Randy Waterfield und Brad Oberwager in den Verwaltungsrat kommen, hat Wagner mit seiner Spekulation wohl richtig gelegen.

Gestern gab es dann noch einen weiteren Blogpost auf New Wolrd Notes zum Thema Übernahme. Dort hat Wagner dann aber auch nur Reaktionen von anderen Quellen gesammelt. Er hatte unter anderem die Pressestelle von Linden Lab um weitere Informationen gebeten. Die antworteten aber, dass sie nicht mehr sagen können als bereits in der Pressemitteilung steht. Brett Linden verwies dann auf einen Thread im SL-Forum, zu dem ich nachher noch komme.

Ebbe Altberg / Quelle: Twitter
Auf Twitter hat Ebbe Altberg auf einige Kommentare anderer reagiert. Komischerweise sehe ich einige davon nicht. Vielleicht hat er sie später wieder gelöscht. Deshalb hier nur die Zitate aus dem Post auf New World Notes.

Als Antwort auf die Idee, dass die neuen Eigentümer von Linden Lab das Unternehmen auflösen würden, sagte Ebbe:
 "Uh, das ist nicht das, was ein motivierter Betreiber einer profitablen Geschäftswelt tut. Das wäre, als würde man ohne Grund Geld wegwerfen. Wir sind begeistert."

Außerdem:
"Wir investieren viel, um unsere gesamte [SL]-Infrastruktur in die Cloud zu verlagern, während wir hier diskutieren. Einige Leute beginnen mit der Planung und Grundsteinlegung, dann schließen sich immer mehr Leute an, um alles zu portieren. Das kann definitiv Jahre dauern. Wir nähern uns dem Ende dieses Prozesses. Ziel ist Ende dieses Jahres."

Daniel Voyager fragte:
"Werden Second Life und Tilia in den nächsten Jahren getrennt verkauft?"
 Ebbes Antwort:
"Zu früh, um zu spekulieren. Aber Tilia wird gut angenommen und bindet immer mehr Kunden ein. Es ist ein einzigartiger und sehr relevanter Service."

Und hier schreibt Ebbe noch:
"Wir bleiben unabhängig. Wir werden nicht in irgendwelche Borg umgewandelt."

Im SL Forum wurde erst am 10. Juli ein Thread gestartet, der aber aktuell schon auf Seite 18 angekommen ist, also etwa 420 Kommentare enthält. Ich habe die alle nur überflogen und mir ein paar Auszüge herausgesucht, die ich hier noch weitergeben will.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass etwa zwei Drittel der SL-Nutzer besorgt sind wegen dieser Aktion und ein Drittel sieht es eher neutral oder hält es gar für eine gute Sache.

Schon auf Seite 1 äußert sich Grumpity Linden wie folgt:
"In aller Ernsthaftigkeit - das ist wirklich wirklich eine gute Sache. Wir sind gespannt auf die sich daraus ergebenden Möglichkeiten und sind uns der glänzenden Zukunft von SL absolut sicher. Und damit...keine weiteren Kommentare."

Quelle: SL Forum
Der nächste Linden meldet sich dann erst auf Seite 11. LL Marketing Manager Brett Linden schreibt dort das Folgende:
Guten Tag allerseits!

Ich springe hier einfach mal rein, um auf ein paar Kommentare zu antworten...
Einige Leute spekulieren, dass dies das Ende von SL ist, obwohl nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein könnte. Jede Diskussion darüber, die Grundlagen von Second Life, wie wir es kennen und lieben, zu demontieren oder radikal zu verändern, ist falsch.

Wir können zwar nicht auf Einzelheiten des Geschäftsabschlusses eingehen, aber ich möchte die Tatsache hervorheben, dass Linden Lab dadurch ein unabhängiges Unternehmen bleibt, das von zwei Investoren geführt wird, die sich sehr bewusst sind, was SL ist und was nicht. Sie sind begeistert, sich uns anzuschließen und uns dabei zu helfen, sowohl SL als auch Tilia wachsen zu lassen und gleichzeitig die Bedürfnisse und Empfindlichkeiten der bestehenden Kultur und Gemeinschaft zu respektieren und anzuerkennen.
Die Aussage, dass Linden Lab nach Durchführung der Übernahme nur noch von zwei Investoren geführt wird, unterstützt die These von Wagner, dass sich die bisherigen Investoren mit dem Geld dieser Transaktion ausbezahlen lassen und Linden Lab verlassen.

In einem weiteren Kommentar antwortet Brett auf eine Frage, die zuvor gestellt wurde:
Frage:
"Wann werden wir mehr Informationen über die Neuausrichtung erhalten oder wie sich die neuen Eigentümer (?) der Community zuwenden wollen? Die Leute fragen sich, was die Investoren eigentlich langfristig ändern, anpassen und planen wollen."


Antwort:
"Großartige Frage! Wir freuen uns darauf, so bald wie möglich weitere Informationen auszutauschen, und ich weiß, dass Brad sich sehr darauf freut, die Community zu treffen, wenn wir uns dem Abschluss-/Genehmigungstermin nähern."

Auf die Frage, ob es ein "Meet the Investors" Event in Second Life geben wird, bei dem die beiden neuen Besitzer von Linden Lab als Avatare auf Fragen antworten, schrieb Brett:
"Das ist eine großartige Idee. Ich kann in Bezug auf Termine keine Zusagen machen, da noch ein langer Prozess zur Überprüfung der Vorschriften im Gange ist, aber wir werden intern diskutieren, da dies ein "Selbstläufer" zu sein scheint und ich denke, dass die meisten aus der Community daran interessiert sind, was sie zu sagen haben. Ich könnte mir vorstellen, dass wir einen oder beide Investoren für "Lab Gab" oder eine andere Form eines Town Hall Meetings gewinnen werden."

Soweit erst mal die Reaktionen und Aussagen, die ich bisher zum Thema gefunden habe. Ich bin auch mal gespannt, ob die neuen Owner von Linden Lab dann tatsächlich als Avatare in SL auftreten werden. Nach allem, was ich bisher gelesen habe, nehme ich mal an, dass wir zumindest in den nächsten Monaten keine Änderungen im Ablauf des SL-Betriebs oder bei der TOS haben werden. Die neuen Besitzer werden wohl alles so weiterlaufen lassen wie es ist.

Links:

4 Kommentare:

  1. Wir haben keinen definierten Ausstiegsplan und neigen dazu, Unternehmen für Generationen zu besitzen.

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  2. Kommt Zeit, kommt Rat. Warten wir's ab!

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  3. Vielen Dank Maddy für diesen informativen Abriss der weiteren Reaktionen und Aussagen zur Übernahmen durch die Investoren. Ich glaube nicht, dass es für uns Nutzer von SL größere Änderungen geben wird, es wird wahrscheinlich so weiter laufen wie bisher. Es wäre nach meiner Ansicht nach auch dumm hier etwas groß zu ändern. Wie heißt es so schön "Never touch a running System".

    Es scheinen ja wohl verantwortungsvolle Investoren zu sein. Und da der Geldverbrenner Sansar nun weg ist, sind den Investoren sicher auch Gewinne aus Linden Lab sicher.

    Ich habe jedenfalls erst einmal keine Panik.

    Die Niki

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